Selke stellt klar: "Leistung kann man nicht schönreden"

16.10.2017, 17:02 Uhr
HCE-Geschäftsführer René Selke war mit der Leistung des Teams in Minden unzufrieden.

© Sportfoto Zink / WoZi HCE-Geschäftsführer René Selke war mit der Leistung des Teams in Minden unzufrieden.

Herr Selke, was geht Ihnen durch den Kopf nach diesem Debakel in Minden, haben Sie eine Erklärung für den blutleeren Auftritt der Mannschaft?

Rene Selke: Ich glaube, man sollte unmittelbar nach so einem Spiel nicht nur Emotionen erklären, sondern in sich gehen und analysieren. Natürlich sind wir alle enttäuscht, diese Leistung kann man nicht schönreden - es hat einfach gar nichts funktioniert. Alles, was man diesem Spiel Positives abgewinnen kann ist, dass es vermutlich nicht noch schlechter geht.

Ein schwacher Trost.

Selke: Natürlich. Wir hatten uns sehr viel vorgenommen, Tobi (Wannenmacher, der Trainer, d. Red.) hat die Jungs gut eingestellt, ihnen viele Optionen aufgezeigt. Es hat aber nun mal gar nichts funktioniert. Von Beginn an hatte man das Gefühl, dass wir gar nicht an diesem Spiel teilgenommen haben. Einfache Fehler in Angriff und Abwehr haben uns schnell aus der Bahn geworfen.

Wie konnte das passieren?

Selke: Wenn man sagt, es hat gar nichts funktioniert, trifft es am besten zu. Da muss sich jeder an die eigene Nase fassen. Aber es geht doch nicht darum zu fragen, was alles schlecht war, sondern, wie wir es besser machen können. Das sollte das vorherrschende Thema sein, auch für das Pokalspiel am Dienstag gegen Göppingen.

"Man darf keine Wunderdinge erwarten"

Kommt dieses Spiel in so kurzer Zeit genau richtig?

Selke: Ich denke schon. Wir haben jetzt keine Zeit, dieses Spiel zu zerdenken, zu zerreden, sondern sind in einer Phase, in der wir einfach Taten sprechen lassen, zeigen können, dass wir das besser können. Nur: Daran müssen wir auch glauben, das haben wir heute nicht geschafft.

Aber Tobias Wannenmacher sollte doch genau diesen Glauben zurückbringen. Das schien in Berlin gut funktioniert zu haben. Heute war das krasse Gegenteil der Fall - hat die Mannschaft den Trainer im Stich gelassen?

Selke: Niemand macht Fehler mit Absicht oder etwas schlecht, um jemanden zu ärgern. Im Gegenteil: Die Jungs brennen, die Jungs haben sich vier Tage lang vorbereitet und wollten unbedingt eine gute Leistung zeigen...

...was aber ja überhaupt nicht gelungen ist.

Selke: Deshalb sag’ ich ja: Ich war sehr eng bei der Mannschaft die letzten Tage, daher weiß ich, wie sehr das Team fokussiert war, wie intensiv wir alle gesprochen haben, wie sehr Tobi ihnen Mut und Selbstvertrauen zugesprochen hat. Man darf aber keine Wunderdinge erwarten. Es gab gute Ansätze. Aber dass wir plötzlich von Sieg zu Sieg eilen, das kann doch niemand erwarten. Minden war klar die bessere Mannschaft - bei uns fehlen wichtige Leistungsträger, das darf man nicht vergessen. Auch Bundalo ist ja kurzfristig noch ausgefallen.

Volle Konzentration auf den Pokal

Verlieren kann man immer. Aber das Wie ist doch das Entscheidende?

Selke: Absolut. Heute gab es bis auf einzelne Lichtblicke da wenig Erfreuliches. Aber wir haben nicht die Mentalität, den Kopf in den Sand zu stecken und Trübsal zu blasen. Wir müssen an die Stärken denken. Ich bleibe dabei: Die Mannschaft hat eine hervorragende sportliche Qualität, wir müssen nur zurück auf die Erfolgsschiene.

Es reicht also ein Sieg aus, um zurückzufinden?

Selke: Das kann ein Ansatz sein, natürlich. Auch eine Runde im Pokal weiter zu kommen, kurz vor dem Einzug ins Final-Four nach Hamburg zu stehen, wäre ein Riesending, da werden wir am Dienstag alles dafür tun.

Tobias Wannenmacher sollte schnell Positives herbeiführen – ist dieses Experiment jetzt gescheitert?

Selke: Wir bewerten niemals nur ein Spiel, wir überlegen immer, was ist das beste für den HC Erlangen. Das eine Spiel ändert nichts an dieser Denkweise: Wir wollen langfristig jemanden finden, der den HC Erlangen nach vorne bringt, unsere Philosophie vertritt, nachhaltig das Projekt unterstützt - unabhängig von Einzelergebnissen. Tobi macht eine hervorragende Arbeit - aber jetzt muss die Mannschaft zeigen, was in ihr steckt.

Wie schnell wird es dauern, bis diese langfristige Lösung gefunden ist?

Selke: Ich habe nicht gesagt, dass Tobi nicht bereits diese langfristige Lösung sein könnte.

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