Sicherheitsdebatte: Auch der Club lehnt DFL-Papier ab

25.10.2012, 18:15 Uhr
Fußball-Fans sehen die Fankultur durch das DFL-Papier "Sicheres Stadionerlebnis" gefährdet.

© Sportfoto Zink Fußball-Fans sehen die Fankultur durch das DFL-Papier "Sicheres Stadionerlebnis" gefährdet.

Das "Bündnis Aktiver Clubmitglieder" veröffentlichte am Donnerstag auf seiner Homepage eine entsprechende Stellungnahme. Der FCN folgt damit dem Beispiel anderer Vereine aus der 1. und 2. Bundesliga, die das Papier, das seit einigen Wochen im Internet kursiert, bereits zuvor teilweise scharf kritisiert hatten. Die Fans des  Zweitligisten Union Berlin haben als Reaktion auf das Konzept für den 1. November zu einem Fangipfel in die Hauptstadt eingeladen.

Das 33-seitige Papier sieht derzeit unter anderem die Möglichkeit sogenannter Voll-Körperkontrollen bei Fußballfans vor. Dafür sollen an den Eingängen der Stadien spezielle Container errichtet werden. Die Arbeitsgemeinschaft Fananwälte, der auch der Nürnberger Jurist Ralf Peisl angehört, bezeichnete diesen Plan in einer bereits am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme mit Verweis auf die Grundrechte als "unverhältnismäßig" und "rechtswidrig".

Fananwälte befürchten "Kollektivschuld"

Auf scharfe Kritik stieß auch die Forderung der DFL nach konkreten Vereinbarungen zwischen Vereinen und Fans. Künftig sollen sich die Anhänger verpflichten, auf Gewalt und Pyrotechnik zu verzichten. Bei Verstößen droht gleich der ganzen Gruppe das Verbot von Fahnen und Bannern im Block. Die Fananwälte sahen hierin eine "Kollektivschuld", die in der deutschen Rechtsprechung nicht vorgesehen sei. In der Summe bezeichneten die Juristen das gesamte Konzept als "mit der bestehenden Rechtslage nicht im Einklang".

Auch der FCN hatte wohl große Zweifel an den Maßnahmen, die die DFL vorschlägt. Zusammen mit den Fans seien "etliche Verbesserungsvorschläge" erarbeitet worden, wie das BAC auf seiner Homepage mitteilte. Der Verein wolle die Vorschläge am 12. Dezember der Liga unterbreiten.

Das Papier war ursprünglich als Versuch des Verbandes gedacht, der laut Polizei und Verbänden zunehmenden Gewalt im deutschen Fußball Herr zu werden. Es sollte am 12. Dezember 2012 von den 36 Profi-Vereinen verabschiedet werden. Nach der scharfen Kritik der vergangenen Wochen war die DFL jedoch bereits zurückgerudert und betonte am Montag in einem Schreiben an die Vereine, es handele sich bei dem Papier um kein "abschließendes Konzept".

Letztlich entscheidend für den Ausgang der Sache ist die Frage, ob und inwiefern die Gewalt rund um den deutsche Fußball zugenommen hat oder nicht. Auf der Annahme, dies sei der Fall, begründen Politik und Polizei seit Monaten ihre Forderungen nach neuen Maßnahmen für mehr Sicherheit in den Stadien. Fanvertreter widersprechen dieser These jedoch deutlich.

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