Spaßvogel im Club-Nest: Wie lange bleibt Möhwald noch?

18.7.2017, 10:23 Uhr
Möhwald im Fokus: Nürnbergs Mittelfeld-Techniker hat sich die Aufmerksamkeit der Branche erspielt.

© Sportfoto Zink / DaMa Möhwald im Fokus: Nürnbergs Mittelfeld-Techniker hat sich die Aufmerksamkeit der Branche erspielt.

Sie wollen wieder kommen. Die zehn Tage in Natz haben bei Michael Köllner jenen Eindruck verfestigt, den er schon nach zwei Kurzbesuchen im Frühjahr gewonnen hatte: Hotel schön, Menschen nett, der Wein gut, und die Ruhe auf dem Apfelhochplateau genau richtig für das Trainingslager eines Fußball-Zweitligisten. Also, sagt Nürnbergs Trainer, werden sie nun schauen, ob das etwas von Dauer werden könnte, mit dem Tourismusverband soll eine Partnerschaft ausgehandelt werden. Klappt alles, sieht man sich wieder.

Ob dann im Sommer 2018 auch Kevin Möhwald wieder zur Reisegruppe gehört ist allerdings fraglich, was an ein paar für den 1. FC Nürnberg guten und ein paar für den 1. FC Nürnberg nicht so guten Eckdaten liegt. Die guten: Möhwald ist 24 Jahre jung und hat es in seiner zweiten Zweitligasaison auf vier Tore und zwölf Torvorlagen gebracht. Die weniger guten: Möhwald ist 24 Jahre jung, hat es in seiner zweiten Zweitligasaison auf vier Tore und zwölf Torvorlagen gebracht – und hat vor allem einen Vertrag, der ihn nur noch bis zum nächsten Sommer an den Club bindet.

"Es kann noch viel passieren"

So etwas macht begehrt, schon in diesem Sommer war vom Interesse einiger Bundesligisten zu hören, angeblich haben die TSG Hoffenheim und der SV Werder Bremen schon nachgefragt, ob Möhwald nicht lieber in der ersten Bundesliga spielen möchte.

Möchte Möhwald natürlich, nur ergeben hat sich die Gelegenheit bislang nicht. Was schiefgelaufen ist, dass er noch das Trikot des 1. FC Nürnberg trägt? Nichts ist schiefgelaufen, sagt Möhwald. "Ich will natürlich in die Bundesliga, aber es muss einfach für alle Beteiligten passen: Für mich, den anderen Verein und natürlich für den Club." Bislang hat es also noch nicht gepasst, was Möhwald nicht sonderlich stört: "Ich gehe im Moment fest davon aus, dass ich diese Saison für Nürnberg spiele, aber bis zum Ende der Transferfrist am 31. August kann noch viel passieren, eine Versicherung kann man da natürlich nicht geben."

+++ Alle Bilder aus dem Trainingslager in Natz +++

Es ist ja auch nicht so, dass ihm am Valznerweiher die Ziele ausgehen. Möhwald kam vor zwei Jahren als ehemaliger Kapitän von Rot-Weiß Erfurt nach Nürnberg, fiel im ersten Pflichtspiel beim 3:6 in Freiburg als überforderter Rechtsverteidiger ebenso auf wie als Schütze des schönsten Tores des Abends. In der Folge durfte Möhwald in der Mannschaft von Trainer René Weiler Talentproben abgeben. "Gehversuche in einer erfolgreichen Mannschaft", nennt Möhwald selbst diese Zeit. In der folgenden Saison, als kaum noch etwas erfolgreich war, ist er nach eigener Einschätzung "wichtiger" geworden, was ja auch die Zahlen beweisen. Zahlen, von denen sich sein dritter Nürnberger Trainer aber nicht beeindrucken lässt.

Führungsanspruch und Erwartungen

Ein Führungsspieler, sagt Möhwald, will er sein, einer, der konstant seine Leistung bringt "und nicht nur in 19 oder 20 Spielen". Genau das war letztes Jahr Möhwalds Problem, sagt Michael Köllner. "Du bist ein Führungsspieler, wenn deine Leistung stimmt. Kevin weiß selbst, dass er in dieser Hinsicht nicht hundertprozentig abgeliefert hat." Man erwartet viel von Möhwald beim 1. FC Nürnberg – und Möhwald will viel geben.

Entgegen kommt ihm dabei der veränderte Spielansatz. "Wir sollen das Spiel nach vorne verlagern", sagt Möhwald, wenn er gefragt wird, was Köllner von ihm und zum Beispiel Hanno Behrens im Mittelfeld erwartet, "der Trainer denkt viel in Räumen." Räume, die sie letztes Jahr noch eher unkonventionell überbrückt haben, jetzt soll gespielt werden. Ob es funktioniert? "Ich bin sicher, dass das gut werden kann", sagt Möhwald, "nur wenn das nicht alle mittragen, dann wird es nicht funktionieren."

Die Perspektive entscheidet's

Wenn es besonders gut funktioniert, dann könnte es auch Möhwalds Zukunft beeinflussen. Zwar sagt Sportvorstand Andreas Bornemann, dass er keinen Druck verspürt, im nächsten Sommer auslaufende Verträge nun schnell zu verlängern, dass die ein oder andere entschiedene Personalie dem Club aber guttun würde, weiß er auch. Also vielleicht unterschreibt Möhwald doch bald einen neuen Vertrag. "Wenn, dann ist das eine lange Entscheidung, vor dem 31. August passiert das sicher nicht – und danach kommt es auf die Perspektive an", sagt Möhwald. Die Perspektive auf eine weitere Woche Südtirol im kommenden Sommer meint er aber nicht.

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