HC Erlangen verpasst die Pokalüberraschung

17.12.2014, 22:21 Uhr
HC Erlangen verpasst die Pokalüberraschung

© Sportfoto Zink

Jonas Thümmler war noch nicht lange in Erlangen, da wurde er gefragt, ob er diesen HC Erlangen denn eigentlich gekannt hat, als er von den Füchsen Berlin dorthin wechselte. Thümmler musste grinsen, dann sagte er: "Naja, ehrlich gesagt musste ich erst einmal nachsehen, wo der HCE genau steht in der Tabelle." Der 21 Jahre junge Berliner kannte ihn also wirklich nicht gut, seinen neuen Verein.

Mitterweile weiß er natürlich, wo der HCE steht, das wissen jetzt alle, die sich in Deutschland ein wenig für Handball interessieren, seit diesem kleinen Handball-Märchen gegen die Rhein-Neckar Löwen. Der HCE ist interessant geworden, der Aufsteiger, der mit verhältnismäßig bescheidenen Mitteln als einziger bayerischer Erstligist so tapfer gegen den Abstieg kämpft, der mit seinem großartigen Publikum - am Mittwochabend waren wieder 3255 gekommen - die Bundesliga genießt und jederzeit für eine Sensation gut ist. Auch am Mittwoch war das wieder so, als die Füchse Berlin, Thümmlers alter Verein, in der Arena zu Gast war.

Sogar das Fernsehen hatte sich angekündigt zu diesem Pokal-Achtelfinalspiel, Erlanger Handball gab es erstmals im frei empfangbaren TV zu sehen, doch diesmal gab es kein weiteres Handball-Märchen: 27:23 gewannen die Gäste.

Der HCE war, wie so oft schon, der krasse Außenseiter gewesen, Berlin der Titelverteidiger. Eine klare Angelegenheit, hätte man vor wenigen Wochen noch gesagt. Doch bis in die Hauptstadt ist mittlerweile auch vorgedrungen, wozu diese Erlanger Mannschaft fähig ist, wenn sie, getragen von diesem Publikum, über sich hinauswächst.

Füchse kämpfen sich in die Partie

Wozu genau, das zeigte Nikolas Katsigiannis bereits, da waren erst 39 Sekunden gespielt. Katsigiannis hielt gleich den ersten Siebenmeter, das machte die Füchse, die derzeit eine Ligakrise durchleben, sichtlich nervös, Schrittfehler schlichen sich ein, unüberlegte Abschlüsse. "Entweder, das wird böse für uns enden", meinte Stefan Adam im Vorfeld, "oder aber diese Unruhe in Berlin ist genau unsere Chance." Es sah zunächst so aus, als werde es zur großen Chance. Katsigiannis ließ die Gäste gleich reihenweise verzweifeln, hielt neun Bälle bis zur Pause.

Weil der HCE gut verteidigte, aber wenig Lücken durch die Gästedeckung fand, konnte Erlangen das nicht nutzen um davonzuziehen. So ging die Führung hin und her, der HCE verpasste eine Zwei-Tore-Führung, als Ole Rahmel einen Gegenstoß nicht im Tor unterbrachte (25.). Als erneut der Erlanger Torjäger bei einem Siebenmeter nur die Latte traf, nutzten das die Berliner, die sich in dieses Spiel mittlerweile hineingekämpft hatten, zur 12:10-Halbzeitführung.

Aufholjagd wird nicht belohnt

Dagur Sigurdsson, Berlins Coach und nebenbei noch Bundestrainer, hatte offenbar die richtigen Worte gefunden, denn seine Mannschaft spielte nach der Pause deutlich härter in der Abwehr, versuchte obendrein, die Erlanger mit Nicklichkeiten zu provozieren. Das gelang, weil die Unparteiischen sich schwer taten, den Überblick zu behalten. In Überzahl zog der Gast davon auf 16:13, wenig später stand es 21:16 (47.). Der HCE hatte vollends den Faden verloren.

Erst sieben Minuten vor dem Ende fand er ihn wieder, als Ben Schwandner und Sigurbergur Sveinsson ihre Mannschaft urplötzlich wieder auf 20:23 heranbrachten. Die Halle erwachte, Berlin handelte sich eine unnötige Zeitstrafe ein - und musste tatsächlich noch einmal zittern. Sie war wieder da die Chance, erstmals in der großen Erlanger Handballgeschichte ein Pokal-Viertelfinale zu erreichen. Das Publikum stand auf, machte ohrenbetäubend Lärm und Schwandner traf zum 22:24, vier Minuten waren noch auf der Uhr. Wieder Schwandner besorgte das 23:24, Preiß ruderte wild mit den Armen, der Funke, er stand jetzt kurz davor überzuspringen.

Doch Martin Stranovsky brachte einen Siebenmeter samt Nachwurf nicht im Tor von Nationalkeeper Silvio Heinevetter unter, ein Anspiel fand kurz darauf nicht die Hand von Kreisläufer Sebastian Preiß. Sie war wieder weg, die große Chance. Am Ende aber musste Erlangen nicht traurig sein. Sie hatten dafür gesorgt, dass sie schon wieder ein bisschen bekannter geworden sind in der Handballwelt.

Erlangen: Stochl, Katsigiannis; Sveinsson (3), Nienhaus, Hess (3), Rahmel (3/1), Stranovsky (3), Nikolai Link (5), Thümmler, Jonas Link (2), Schwandner (2), Preiß (2).

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