SpVgg: "Für den Abstiegskampf ist der Stil richtig"

19.2.2015, 13:20 Uhr
SpVgg:

© Foto: Zink

Oliver Raab hat die Reise nach Hamburg mit ein wenig Sightseeing verbunden. Gemeinsam mit seinem elfjährigen Sohn Yannik, der bei den U12-Junioren des Kleeblatts spielt, ist er noch bis Mittwoch in der Hansestadt geblieben. Zwischen all den Schiffsrundfahrten und Matjesbrötchen aber war der unumstrittene Höhepunkt das Spiel am Millerntor. Raab, der dem 33 Mitglieder starken Fanclub „Lohners Erben“ angehört, stellte während der 90 Minuten erleichtert fest: „Die Mannschaft hat den Abstiegskampf angenommen.“

Mit den Fanclub-Kollegen, die zu Hause an den Bildschirmen das Spiel verfolgten, stand er in einer Whatsapp-Gruppe ständig in Kontakt. Der Tenor des Chats: „Es war Erleichterung zu spüren, aber der Fürther Fan ist es nicht gewohnt, in der Tabelle hinten zu stehen. Von einem einzigen Sieg wird die Stimmung nicht besser.“ Es müsse noch Einiges passieren, damit Trainer Frank Kramer wieder beliebt werde. Denn die Art und Weise, wie er Fußball spielen lässt, sei „nicht in Ordnung. Aber: Für den Abstiegskampf ist dieser Stil jetzt genau richtig.“

In Euphorie bricht auch Toni Nölp nicht aus, dessen Fazit ist: „Ich bin kein Freund von dem Gedanken, den Trainer zu entlassen.“ Der Vorsitzende von „Di Färdder“ (40 Mitglieder) kennt Kramer schon lange – und auch die Kritik an ihm. „Viele sagen: Er ist halt ein Lehrer.“ Das sei an sich ja kein Fehler, aber im Trainingslager in der Türkei, das Nölp mit seiner Frau im selben Hotel wie die Mannschaft begleitet hat, fiel ihm auf: „Er ist ein guter Ausbilder, aber erklärt zuviel.“ Und das komme vielleicht nicht so an bei den gestandenen Profis.

Damit Ruhe einkehrt in den Verein, hat er einen eigentlich simplen Plan: „Am Freitag gewinnen, zwei weitere Siege und zwei Unentschieden und du bist mit 37 Punkten durch.“ Nölp rechnet damit, dass man in diesem Jahr nicht die magische 40-Punkte-Marke knacken muss, um die Klasse zu halten. Minimalismus bestimmt auch die Stimmung in Zirndorf. Der „Fanklub Kleeblattfans Zirndorf“, von dem die meisten der 60 Mitglieder am Freitag wieder in Block drei auf der Nordtribüne stehen werden, belieferte die Daheimgebliebenen ebenfalls über Whatsapp mit Nachrichten aus dem Millerntor-Stadion. „Richtig erleichert sind wir noch nicht, wir schauen in der Tabelle weiterhin nach hinten“, sagt der Vorsitzende Markus Stanek.

„Nie gegen die Mannschaft“

Aber immerhin sei der Trainer erst einmal „raus aus der Schusslinie“. Dass Kramer vor dem Spiel angezählt war, ist für Stanek ein Werk der Journalisten: „Die Medien rütteln am Stuhl des Trainers, die Fans wurden dadurch aufgehetzt.“ Der Zirndorfer rechnet aber nicht damit, dass ein anderer Trainer „den Schalter umlegen“ werde. Für Freitag gegen Sandhausen erwarte er erneut ein 1:0, „mehr Tore traue ich ihnen nicht zu“. Vor allem die Heimschwäche – Fürth holte nur 15 Punkte in elf Heimspielen – stellt ihn vor ein Rätsel. „In Fürth hat eine Mannschaft noch nie Angst haben müssen vor den eigenen Fans.“

Mit einem Sieg am Freitag kalkuliert auch Klaus Knorr, allerdings vor allem deshalb, „weil ich nie gegen Fürth tippe, unseren Fanclub zeichnet aus, dass wir nie gegen die eigene Mannschaft sind“. Knorr lebt als Vorsitzender der „Kleeblatt Family’s“ („Der Apostroph ist falsch, aber notwendig, um uns von gleichklingenden Unternehmen abzugrenzen“) die Einstellung für 139 Mitglieder vor. Im Rückblick auf Montag wurmt ihn nur, dass das 2:0 von Marco Caligiuri nicht gegeben wurde, „denn am Ende entscheidet vielleicht das Torverhältnis“.

Dass es in dieser Saison gegen den Abstieg geht, war für ihn keine Überraschung. Noch in der vergangenen Saison dachten er und seine Fanclub-Kollegen: „Wir werden durchgereicht“, weil so viele Stammspieler den Verein verließen. Richtig negativ an der momentanen Situation sieht er nur eins: „Dass wir hinterm Club in der Tabelle stehen, das wurmt alle im Fanclub.“

Klare Worte zur derzeitigen Lage kommen aus der Nachbarstadt. Mike Neun, Vorsitzender von „Kleeblatt Erlangen“, hat sich das Spiel mit dem harten Kern aus 15 Leuten im Fernsehen angeschaut. „Das war schon eher Kommando Hühnerhaufen“, ist sein schonungsloses Fazit, hadert aber nicht lange damit. „Für uns war das Ergebnis wichtig, aus! Vielleicht ist jetzt mal ein Ruck durch die Mannschaft gegangen.“ Nach Schlusspfiff seien einige Fragezeichen geblieben, eine Trainerdebatte aber halte er „für das Dümmste und Letzte“. Diese „Kramer raus“-Rufe seien doch im Endeffekt alles Phrasen. „Der Mann hat einen Plan, vielleicht hat er aber die Mannschaft nicht dazu.“

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