SpVgg-Splitter: Ein bisschen Magath in Mijas

20.1.2016, 17:17 Uhr
Super, Yannic! Der Kleeblatt-Fan und Schlussmann Sebastian Mielitz hatten ihren Spaß.

© Sportfoto Zink / WoZi Super, Yannic! Der Kleeblatt-Fan und Schlussmann Sebastian Mielitz hatten ihren Spaß.

Der Kölner Dialekt hat ja so etwas Lockeres, Verbindendes. Wenn Stefan Ruthenbeck etwa die Spielzüge seiner Fußballer kommentiert, dann schießt einem sofort in den Kopf: Karneval, Kölsch, Geißbock Hennes. Doch wer daraus schließt, dass der Kleeblatt-Cheftrainer auch jeden Abend an der Hotelbar ein Sprüche-Feuerwerk zündet, der hat sich geschnitten. Denn dort macht er sich rar. Stattdessen hat er sich zum Ziel gesetzt, bis zur Abreise am Sonntag mit jedem Spieler mindestens einmal ein Einzelgespräch zu führen. Bei mittlerweile 25 Mann eben ein zeitintensives Unterfangen.

Klar musste sich Holger Schwiewagner gleich ein paar Sprüche anhören, als er Mittwochmittag gemeinsam mit dem infra-Vize-Chef Marcus Steurer im Mannschaftshotel eintraf: Die beiden haben schließlich das schlechte Wetter mitgebracht. Denn bis dahin herrschte eitel Sonnenschein über den Hügeln von Mijas und sorgte für Temperaturen um die 17 Grad. Am Mittwoch aber kühlte der hartnäckige Regen am Vormittag die Luft gleich um vier Grad herab.

"Immer wiede explodieren in der Tiefe"

Das sind immer noch gute Bedingungen für das Fußballtraining, an dem Veton Berisha wegen seiner Sprunggelenksprobleme nach wie vor nicht mitmachen kann. Er trainiert weiterhin individuell ohne Ball. Hart im Nehmen zeigte sich Zlatko Tripic, der eine blutende Risswunde am Fuß davontrug. Die mitfühlende Frage "kann er weitertrainieren?" von Ruthenbeck beantwortete er mit seiner Rückkehr aufs Feld nur fünf Minuten später. Es war Pfeffer drin in dem kleinen Übungsspiel, in dem der Coach forderte: "Immer wieder explodieren in die Tiefe!"

Am Ende des Trainings sollten sie dann sogar noch in die Höhe explodieren. Grund waren die Felix-Magath-Gedächtnis-Sprints, die Ruthenbeck an einem sehr steilen Hügel anordnete. Die Flüche der Spieler hörte man bis ins Tal. Am Fuße des Berges, in der Gruppe der Journalisten und Edelfans, fielen die Wörter "Straftraining" und "übrige Reserven einiger Spieler", weil sie sich im enttäuschenden Testspiel am Vortag gegen KF Skenderbeu (0:0) geschont hatten.

"Das ist nicht gesund", kommentierte Sebastian Mielitz die Einheit, um zu einem versöhnlichen Ausklang noch einmal auf den Platz zurückzukehren. Der Kleeblatt-Keeper hielt die Tradition aufrecht, wie seine Vorgänger mit Rollstuhlfahrer Yannic Ginser ein Torwarttraining zu absolvieren. Im Trikot, das ihm einst Jasmin Fejzic geschenkt hatte, und in den Handschuhen von Wolfgang Hesl warf er sich nach jedem Ball, den ihm "Miele" zuwarf. In Fürth trifft man den 23-jährigen Kleeblatt-Fan, der mit seinem Vater kaum ein Trainingslager auslässt, an seinem Arbeitsplatz im Café Samocca in der Neuen Mitte.

Noch ein Hinweis an die Fußballromantiker unter den Lesern: Wer Spieler gut findet, deren Fußballschuhe schwarz und aus Leder sind, der sollte nicht zu hart ins Gericht mit denjenigen gehen, bei deren neonfarbenen Tretern man Augenkrebs bekommt. Denn die Spieler, die einen Vertrag mit einem Ausrüster besitzen, sind verpflichtet, an Spieltagen die neuen, bunten Modelle aus Kunststoff zu tragen. So ist das auch bei Goran Sukalo, der im Training aber nur allzu gerne auf die schwarzen Känguruh-Lederschuhe setzt. Weil ihm die einfach bequemer sind. Wes Brot ich ess, des Lied ich sing, würde Bertolt Brecht sagen.

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