Stoff für Diskussionen: Auch Ronhof bekommt VAR

21.3.2019, 21:01 Uhr
Einblick in das "Videoassistcenter" in Köln, gerne auch "Kölner Keller" genannt.

© Marcel Kusch/dpa Einblick in das "Videoassistcenter" in Köln, gerne auch "Kölner Keller" genannt.

Falsche Schiedsrichterentscheidungen waren in dieser Saison ein großes Thema beim Kleeblatt: Gegentore aus dem Abseits in Köln und bei Union Berlin, zuletzt ein fragwürdiger Platzverweis beim Hamburger SV. Zumindest einen Teil dieser Fehlentscheidungen hat Kleeblatt-Geschäftsführer Holger Schwiewagner nun in Frankfurt am Main noch einmal zu sehen bekommen.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) stellte dort den Vertretern der 18 Zweitliga-Vereine die Bilanz der sogenannten Offline-Phase des Videobeweises vor - und warb für Letzteren. Denn getestet wird der "Video Assistent Referee" (VAR) im Fußball-Unterhaus bereits in dieser Saison. Die Video-Schiedsrichter dürfen nur nicht eingreifen.

Ab der kommenden Spielzeit dürfen sie das, auch das Kleeblatt hat dafür gestimmt. Die falschen Entscheidungen der Unparteiischen in dieser Saison hätten die Entscheidung aber "nicht direkt beeinflusst", sagt Schwiewagner. Vielmehr sei es um die "größtmögliche Gerechtigkeit" im Fußball gegangen - und um die Sorge vor den Konsequenzen, die ein aus einer oder mehrerer Fehlentscheidungen resultierender Abstieg hätte.

Dass das kein unrealistisches Szenario ist, beweist die vergangene Saison: Erzgebirge Aue rutschte wegen eines zu Unrecht nicht anerkannten Tores in die Relegation, konnte sich dort aber retten. Profiteur der Fehlentscheidung war: die Spielvereinigung.

Ausgerechnet Aue

Aue hatte 2014 gegen die Einführung der Torlinientechnologie in der zweiten Liga gestimmt. Mit dieser hätte der Treffer wohl gegolten. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum nun ein Großteil der Vereine den Videobeweis haben möchte. Die Torlinien-Technik wird es in der zweiten Liga aber auch weiterhin nicht geben.

In den knapp 190.000 Euro, die der VAR die Vereine kosten wird, ist laut Schwiewagner auch ein neues Funksystem für eine bessere Kommunikation der Unparteiischen enthalten, die Summe decke zudem sämtliche Betriebskosten ab.

Im Ronhof sieht man sich vorbereitet: Nicht zuletzt wegen des Neubaus der Haupttribüne soll sich etwa die Verlegung der vorgeschriebenen Glasfaserkabel über vorhandene Leerrohre vergleichsweise einfach gestalten. "Wir haben dadurch einen kleinen Standortvorteil, das stellt uns vor keine großen Probleme", sagt Tobias C. Auer, der Direktor Stadionbetrieb. Vorgeschrieben sind die Glasfaserkabel, weil eine möglichst verzögerungsfreie und stabile Übertragung der Bilder in die VAR-Zentrale in Köln gewährleistet sein muss, wo die Szenen begutachtet werden. Eingerichtet werden muss am Spielfeldrand auch die sogenannte "Review Area", in der sich der Schiedsrichter strittige Szenen noch einmal selbst auf einem Bildschirm anschauen kann.

Taktik auf Tablets

Wie wichtig Übertragungstechnik im modernen Fußball mittlerweile ist, verdeutlicht, dass im Ronhof erst zu Beginn dieser Saison zwei 100-Mbit-Leitungen zu den Trainerbänken gelegt wurden. Der Hintergrund: Seit dieser Spielzeit erlaubt die DFL dort den Einsatz von Tablets. Eines kann aber auch die neue Technik nicht verhindern: Es wird weiter strittige Entscheidungen geben, in der ersten Bundesliga wird jedes Wochenende aufs Neue diskutiert.

Hundertprozentige Gerechtigkeit könne es aber auch nicht geben, meint Fürths Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi: "Wir werden nicht alle Fehler verhindern können. Aber insgesamt wird es durch den Videobeweis gerechter."

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