Streitmatter: Der Challenge seines Lebens

23.7.2014, 09:42 Uhr
Streitmatter: Der Challenge seines Lebens

© Mark Johnston

Damals meldete sich Streitmatter nach zwei Staffelstarts in den Vorjahren erstmals als Einzelstarter für den Challenge 2009 an. Vier Wochen später erhielt er dann die Nachricht, die sein Leben erst einmal aus den Fugen bringen sollte: Bei dem damals 50-Jährigen wurde Darmkrebs diagnostiziert. Es folgte das ganze Martyrium, Operation, Chemotherapie und die mühsame Rückkehr in den Alltag. "Das war sicher die härteste Zeit und der bislang tiefste Punkt in meinem Leben", erinnert sich Streitmatter an diese Phase zurück.

Er hat den Krebs letztlich besiegt und kann diesem Schicksalsschlag jetzt, im Nachhinein betrachtet, sogar etwas Positives abgewinnen. "Für mich war die Krankheit auch eine Art Signal, in meinem Leben etwas zu verändern", sagt Streitmatter. Der Diplomingenieur reduzierte etwa seine Arbeitszeit auf drei Tage pro Woche, "das hätte ich mir vorher nie vorstellen können, obwohl das sicher auch gegangen wäre".

Seine Liebe zum Triathlon hat der Nürnberger allerdings stets behalten. "Ich habe sogar während der Chemotherapie auf der Rolle trainiert, auch wenn ich da natürlich nur wenige Minuten durchgehalten habe", erzählt er. 2011 trat er erstmals wieder in der Staffel in Roth an, es folgten weitere Staffelstarts in den Jahren 2012 und 2013, ehe er sich schließlich traute, es nochmal mit dem kompletten Programm zu versuchen. 130 Schwimm-, 6000 Rad- und 1500 Laufkilometer lagen seit Januar hinter ihm, bis er sich am vergangenen Sonntagmorgen auf die Challenge-Strecke begab. "Mein Ziel ist es, gesund anzukommen, eine Zeit zwischen elf und zwölf Stunden wäre schön", hatte er vor dem Start verraten.

Am Ende hatte Streitmatter seine eigenen Erwartungen bei weitem übertroffen. Mit seiner Zielzeit von 10:44:20 Stunden wurde er letztlich sogar Zweitbester in seiner Altersklasse. "Ich habe einen grandiosen Tag erlebt, es war bombastisch, unglaublich", konnte der Nürnberger auch am Tag danach sein Glück kaum fassen. Schon nach den 3,8 Kilometern im Kanal habe er gespürt, dass es ein guter Tag werden würde, "starke Beine" führten ihn dann auch über die 180 Radkilometer, und der Marathon war, so Streitmatter, einfach "ein Traum". Wo andere stundenlang unter der Hitze litten und sich gerade noch erschöpft durchs Ziel schleppten, kam Streitmatter ohne einen einzigen kritischen Moment durch sein Challenge-Debüt. "Aufgeben", sagt er, "wäre aber ohnehin keine Option gewesen."

Mag sein, dass Helmrich Streitmatter diesen Erfolg seiner akribischen, gut geplanten Vorbereitung zu verdanken hat. Gut möglich allerdings, dass es auch mit seinem ganz persönlichen Lebensmotto zu tun hat, das ihn seit seiner Erkrankung stets begleitet: "Jeder Tag ist ein Geschenk."

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