Tempo, Technik, Tore: Von Teuchert soll noch mehr kommen

19.10.2017, 10:49 Uhr
Tempo, Technik, Tore: Von Teuchert soll noch mehr kommen

© Sportfoto Zink /DaMa

Die Wahl zum "Man of the match" gibt es in der 2. Liga nicht. Gefühlt hätte sie am Montag wahrscheinlich Cedric Teuchert gewonnen - nach zwei sehenswerten Toren beim 4:3-Erfolg seines 1. FC Nürnberg in Darmstadt. In höchstem Tempo war er stets eine Bedrohung für die Lilien, zudem ungewohnt lauf- und zweikampffreudig. Ähnlich angriffslustig hatte sich der junge Stürmer kürzlich in seinen ersten Einsätzen für die deutsche U21-Nationalmannschaft präsentiert. Teuchert traf sowohl bei seinem Debüt gegen Aserbaidschan (6:1) als auch vier Tage später in Norwegen (1:3). 

 

Prompt landete er bei einer Fan-Abstimmung zwei Mal ganz vorn, zwei Mal war er der "Man of the match". Es kann schlechter losgehen in der wichtigsten Nachwuchs-Auswahl des Weltmeisterverbandes. "So konnte ich Selbstvertrauen für meine nächsten Aufgaben in Nürnberg sammeln", sagte er später, am Montagabend hätte sein Selbstvertrauen wohl auch noch locker für den einen oder anderen Kollegen gereicht.

"Ein paar Dribblings zu viel" 

Wenn er den Ball am Fuß hatte, wollte er ihn häufig gar nicht mehr hergeben, was seinem Trainer natürlich auf- und missfiel. Besonders in den ersten 20 Minuten "hat er sich ein paar Dribblings und Ballverluste zu viel erlaubt", merkte Michael Köllner noch im Medienraum des Stadions.

Er kennt seine Pappenheimer und auch Teucherts Hang zur mitunter etwas verfrühten Zufriedenheit. Schon mit 15, 16 galt der gebürtige Coburger als die Offensivhoffnung schlechthin im Nürnberger Nachwuchsleistungszentrum. Mit 17 debütierte er in der 2. Liga und ließ seit November 2014 weitere 33 Nominierungen folgen, saß aber meistens zunächst auf der Bank. Erst am 31. Spieltag der zurückliegenden Runde, beim 2:3 gegen den VfB Stuttgart, gab Teuchert seine Premiere in der Startelf; sein spektakuläres Solo über den halben Platz vor dem 2:0 ist noch in guter Erinnerung. 

Damals wie nach dem 4:3 in Darmstadt überschlugen sich manche Beobachter förmlich; "Super-Teuchert" nannte ihn Bild jetzt und hatte natürlich Recht. Für seinen Trainer ist er aber nach wie vor der "Ganz-okay-Teuchert". "Wir haben einen Haufen gute Spieler", sagt Köllner, schließt aber zumindest nicht aus, dass sein Ausnahmetalent auch am Sonntag gegen Dynamo Dresden wieder beginnen darf.

 

"Ich will, dass der Junge weiter hart an sich arbeitet" 

Köllner spricht von Signalen, die er mit seinen Personalentscheidungen sendet; niemand soll glauben, dass er unersetzlich ist, wenngleich Teuchert, Ishak und noch ein paar andere mittelfristig nicht zu ersetzen wären. Interner Konkurrenzkampf kann aber dennoch nicht schaden, wenngleich Teuchert letztlich nur das System zu fürchten hat. "Ich will", sagt Köllner, "dass der Junge weiter hart an sich arbeitet." 

Lässt Köllner mit nur einer Spitze anfangen, ist in der Regel bloß für Ishak Platz, weil der Schwede auch mal über 30, 40 Meter energisch nachsetzt. Teuchert hingegen denkt nicht so gerne defensiv, er spart seine Kräfte lieber für den nächsten Sprint nach vorn, zumal seine Stärken (Tempo, Technik, Torinstinkt) auch fast ausschließlich in der Offensive nützlich sind. Spürbar verbessert habe er sich unter seiner Leitung, sagt Köllner, "Cedric trainiert wie ein Ochse - ich darf ihm aber keine Startelfgarantie geben."

Ein Topspieler ist interessant 

Das könnte kontraproduktiv sein, befürchtet Köllner; letztlich versucht er ja, seinem umschwärmten Jungstar eine möglichst professionelle Mentalität beizubringen. "Er soll ein Topspieler werden und kein Zweitliga-Spieler", sagt Köllner – es gelte, "das Maximale herauszuholen".

Ob Teuchert das genauso sieht, weiß nur Teuchert. Angeblich interessiert sich bereits der eine oder andere Bundesliga-Verein für den 20-Jährigen, dessen Vertrag mit dem Club am 30. Juni endet. "Dass es heute so gut geklappt hat, macht mich natürlich glücklich", sagte Teuchert unmittelbar nach dem 4:3 in Darmstadt, "jeder hat gesehen, dass wir Fußballspielen können." Dass er Fußballspielen kann, ist schon länger bekannt. 

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