Teuchert trifft: Club-Youngster nutzt die Vorarbeit

23.8.2017, 05:58 Uhr
Cedric Teuchert machte gegen Union auf der Außenbahn Dampf. Und, als er ins Zentrum stieß, Nürnbergs erstes Stürmertor in dieser Spielzeit.

© Sportfoto Zink / JüRa Cedric Teuchert machte gegen Union auf der Außenbahn Dampf. Und, als er ins Zentrum stieß, Nürnbergs erstes Stürmertor in dieser Spielzeit.

Nach einem Traumjob hört sich das nicht an. Wann immer Michael Köllner über seine Mittelstürmer sprechen soll, lobt er den Fleiß und wie sehr doch der Mannschaft geholfen wird mit der vielen Arbeit, die da ganz vorne verrichtet wird und die sehr häufig schon der Defensive dient. Meist muss Michael Köllner so über seine Mittelstürmer sprechen, wenn sie wieder mal kein Tor erzielt haben - bis jetzt in dieser Saison also nach jedem Spiel.

Mikael Ishak, zum Beispiel, kam im Winter zum 1. FC Nürnberg, dessen Trainer Köllner damals noch nicht war. Ishak kam als ehemaliges Wunderkind, für das es beim 1. FC Köln einst nicht so recht geklappt hatte, das später dann aber in Dänemark zu einem Angreifer von Format geworden war - oder zumindest zu einem Angreifer, dem in der dänischen Liga in 78 Spielen 34 Tore gelungen waren.

Strapaziöse Solo-Nummer

Dass Ishak angeschlagen nach Nürnberg kam, hat sie nicht gestört: Vorgriff auf die nächste Saison wird so etwas dann genannt. Jetzt, da diese nächste Saison schon läuft, sieht Ishak tatsächlich besser aus als im Winter, hat aber eben bei drei Startelfeinsätzen und insgesamt 237 gespielten Minuten ebenso wenig ein Tor geschossen wie Adam Zrelak, der am Sonntag an seiner Stelle in der Startelf stand, und insgesamt 105 Minuten für den Club absolviert hat.

Vielleicht liegt man gar nicht so falsch, wenn man in Köllners System eines vermutet, in dem der Mittelstürmer nicht in erster Linie fürs Toreschießen verantwortlich ist. Nürnbergs Torschützen dieses Fußballjahres stammen vorwiegend aus dem sehr offensiv ausgerichteten Mittelfeld. Daran ändert auch nichts, dass Cedric Teuchert sagt, dass er "am liebsten als Mittelstürmer" spielt und am Sonntag gegen Berlin ein sehr schönes Mittelstürmer-Tor geschossen hat: Schöne Kombination auf der linken Seite, harte Hereingabe und Teuchert trifft per Direktabnahme mit links.

Strenge Frage, nette Antwort

These widerlegt also? Dumm nur, dass Teuchert gar nicht als Mittelstürmer aufgestellt war, da arbeitete ja Zrelak für die Mannschaft. Teuchert spielte rechts auf der offensiven Außenbahn, bis dahin die zweite Problemstelle in Köllners Mannschaft, weil dort weder Rurik Gislason noch Edgar Salli restlos überzeugen oder gar mal ein Tor bejubeln konnten. Also war diesmal Teuchert dran, der bis dahin noch gar nicht in der Startformation aufgetaucht war, weshalb er sich kürzlich schon von der Bild-Zeitung streng hatte fragen lassen müssen: "Warum reicht es nicht für die Startelf, Herr Teuchert."

Nunja, antwortete Herr Teuchert, das habe mit allem ein bisschen zu tun, vornehmlich aber wohl damit dass Herr Ishak einfach gut arbeitet da im Sturmzentrum. Das ist natürlich richtig, aber Teucherts Bankspieler-Dasein hing natürlich auch damit zusammen, dass sie beim FCN mitunter nicht nur auf dem Platz nicht wissen, was sie mit ihm anfangen sollen.

Der 20-Jährige ist einer der Spieler, deren Vertrag im kommenden Sommer die Gültigkeit verliert. Genau wie Kevin Möhwald oder Tim Leibold ist Teuchert aber auch außerordentlich talentiert, was es für den Club schwerer macht in den Vertragsgesprächen. Zwar will Andreas Bornemann, der Sportvorstand, nach wie vor, dass Teuchert auch in der kommenden Saison ein Nürnberger bleibt, aber Teuchert und seine Berater wissen eben auch um den Wert, den ein 20 Jahre junger, mitunter treffsicherer Angreifer aus Deutschland auf dem Transfermarkt hat. Es bleibt also zäh.

War doch klar

Teucherts Selbstbewusstsein hat unter all dem Hin und Her und dem Banksitzen aber nicht gelitten, das hat er zum einen mit seinem komplizierten Treffer gegen Union bewiesen, zum anderen mit seinen Aussagen nach dem Spiel. "Es war eine Frage der Zeit, wann ich in der Startelf stehe", hat Teuchert da zum Beispiel gesagt. Was er auch noch gesagt hat: "Ich bin stolz, in so einem Team zu spielen, alle sehen, dass wir hart arbeiten." Vor allem die Mittelstürmer.

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