Nürnberg verspielt Sieg beim Tiger-Treff in Straubing

9.12.2018, 21:51 Uhr
Leo Pföderl, weiß wie man gegen Straubing trifft (Archivbild). Und dennoch setzte es für die Ice Tigers am Pulverturm eine Niederlage.

© Sportfoto Zink / ThHa Leo Pföderl, weiß wie man gegen Straubing trifft (Archivbild). Und dennoch setzte es für die Ice Tigers am Pulverturm eine Niederlage.

Mit einem Schlittschuh stand Patrick Reimer bereits in der Kabine, da sprach er noch einen bemerkenswerten Satz. Es war die letzte Lobrede auf den Mann, wegen dem an diesem denkwürdigen Abend 7672 Menschen in die Arena gekommen waren. "Wir haben seinen Geist gespürt", sagte Reimer über Steven Reinprecht, mit dem er sechs Jahre lang die Fans verzückt hatte. Mit einer emotionalen Zeremonie würdigten die Ice Tigers Reinprechts Verdienste, kurz vor dem ersten Bully wurde seine Nummer unter das Hallendach gezogen, wo sie Nürnbergs besten Eishockeyspielern fortan ein Glücksbringer sein soll.

Dank des leibhaftigen Steven Reinprecht auf der Tribüne, seines Trikots über und seines Geistes auf dem Eis durften die Fans auch mehr als zwei Stunden später wieder lautstark jubeln. Mit 4:1 besiegten die Ice Tigers den EHC München, "ich hoffe, dass es jetzt in jedem Kopf drin ist, dass man in dieser Liga nur mit harter Arbeit gewinnt", sagte Reimer.

Ehliz und Emotionen 

Dabei begann der Abend so, wie man ihn aus dieser Saison kennt. Nach nicht einmal fünf Minuten schoss Maximilian Kastner die Münchner in Überzahl in Führung, doch selbst das brachte die Ice Tigers nicht aus dem Konzept. "Wir haben von der ersten Minute an ein gutes Spiel gemacht und uns auch vom Gegentor nicht beeinflussen lassen", sagte Reimer, der nur 19 Sekunden nach dem 0:1 schon wieder jubeln durfte. Leo Pföderl glich im Powerplay aus, Chad Bassen (9. Minute) und Brandon Segal (15.) sorgten dafür, dass die Ice Tigers mit Applaus in die Kabine verabschiedet wurden. Mit dem wurde der dritte Mann der einstigen Nürnberger Paradereihe hingegen nicht bedacht – im Gegenteil. Sobald Yasin Ehliz einen Fuß auf das Eis setzte, wurde es laut in der Arena, ein gellendes Pfeifkonzert begleitete bis zur Schlusssirene jede seiner Aktionen, "es waren eben viele Emotionen im Spiel", sagte Reimer, "die Pfiffe kann ich nachvollziehen, aber Hurensohn-Gesänge sind ein bisschen zu viel".

Martin Jiranek wurde sogar noch deutlicher. "Wenn ein Spieler einer Mannschaft zeigt, dass er kein Teil dieser Mannschaft sein will, dann kann man damit rechnen, dass eine Reaktion kommt", sagte der Trainer. Auf dem Eis halfen die überbordenden Emotionen den Ice Tigers, den Meister kleinzuhalten. Niklas Treutle ließ Münchens Offensive verzweifeln, den Rest besorgte der Kapitän höchstpersönlich. In Überzahl besiegelte er den Erfolg, von einem Neuanfang, der die schwache erste Saisonhälfte vergessen machen könnte, wollte der Kapitän danach aber nicht reden. Noch nicht. "Wir standen leider schon oft hier und haben gesagt, es wäre der entscheidende Sieg, gewesen, den wir brauchten", sagte er.

"Für uns zählen jetzt nur noch Siege" 

Der ersehnte Neuanfang? Schon am Freitagabend freute sich Reimer auf die Reise nach Straubing. "Jetzt habe ich ein gutes Gefühl, dass es aufwärtsgeht“, sagte er. Für uns zählen jetzt nur noch Siege." Den verpassten sie in Niederbayern allerdings leichtfertig.

Steven Seigo brachte Straubing in Überzahl in Führung, nach Shawn Lalondes Ausgleich mussten die Ice Tigers den nächsten Gegentreffer in Unterzahl hinnehmen. Nach Leo Pföderls abermaligem Ausgleich kurz vor Ende des ersten Durchgangs überzeugten sie vor allem im Mitteldrittel, in dem sich erst Reimer in die Torschützenliste eintrug und dann Chris Brown äußerst sehenswert in Unterzahl das 4:2 nachlegte.

Bender antwortet Pfleger, aber dann...

Als der ehemalige Nürnberger Marco Pfleger noch einmal verkürzte, hatten die Ice Tigers wieder die passende Antwort parat: Tim Bender traf zum 5:3. Doch diese vermeintlich sichere Führung gaben die Ice Tigers noch aus der Hand. In der Verlängerung vergab Chris Brown per Penalty die Siegchance - im abschließenden Penaltyschießen sicherte sich Straubing dann noch den Zusatzpunkt.

Nürnberg: Treutle; Gilbert/Weber, Aronson/Bender, Lalonde/Mebus; Reimer/Weiß/Pföderl, Segal/ Dupuis/Fox, Brown/Acton/Mieszkowski, Wenzel/ Bast/Bassen. – Schiedsrichter: Schukies/Schütz. - Zuschauer: 3727. - Tore: 1:0 Seigo (5:06), 1:1 Lalonde (8:57), 2:1 Heard (18:06/5-4), 2:2 Pföderl (19:35/5-4), 2:3 Reimer (26:19), 2:4 Brown (36:32/4-5), 3:4 Pfleger (41:22), 3:5 Bender (43:45), 4:5 Eriksson (53:23/5-4), 5:5 Loibl (58:51/6-5), 6:5 J. Williams (Penalty). – Strafen: 6 - 10.

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