Tippmann auf dem Weg zur deutschen Meisterschaft

17.5.2018, 13:40 Uhr
Tippmann auf dem Weg zur deutschen Meisterschaft

© Foto: Theo Kiefner

Der Startschuss zu den deutschen Leichtathletikmeisterschaften in Nürnberg rückt näher. Harald Schmaus und seine Schützlinge befinden sich in der entscheidenden Phase. Das gilt auch für den 800-Meter-Läufer Dario Tippmann, bei dem die Vorfreude langsam, aber sicher losgeht. "Wenn ich einen Flyer für die deutsche Meisterschaft sehe oder mal am Stadion vorbeilaufe, dann fängt’s schon zu kribbeln an", beschreibt der 23-Jährige seine Gefühlswelt vor dem "größten Ereignis" seiner Karriere. "Heimpublikum in Nürnberg, 30 000 Zuschauer – mehr Motivation geht nicht."

Der gebürtige Nürnberger in den Reihen des LAC hat heuer Großes vor. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren sei er gereift, sowohl mental als auch körperlich. Das Ziel daher: In der Altersklasse der "Aktiven", wie der Herrenbereich in der Leichtathletik heißt, zum ersten Mal in den Finallauf einziehen. Verspürt er Druck, vielleicht sogar unangenehmen?

"Früher wäre das vielleicht so gewesen. Mittlerweile, würde ich sagen, bin ich ein mental starker Läufer." Man müsse sich vor Augen führen, dass im Wettkampf nur noch das abgerufen werden müsse, was man sich "über viele Jahre hart erarbeitet hat".

Hart erarbeitet trifft es: Tippmann ist nach erfolgreichem BWL-Studium nun im Sportmarketing bei Puma tätig. 40 Stunden pro Woche. Nebenbei – wenn man das so nennen kann – stehen wöchentlich neun Trainingseinheiten an sieben Tagen auf dem Programm: um 7.30 Uhr die erste Einheit, im Anschluss an den Arbeitstag die zweite, um 21 Uhr ist Feierabend. Ein Pensum, das irrwitzig erscheint.

Aber: "Es geht. Disziplin und Wille machen das möglich." Außerdem sei das Umfeld wichtig. Freundin, Familie und Kumpels müssen da schon mal zurückstecken. "Auf ein Bierchen mit Freunden treffen: schwierig", beschreibt Tippmann seinen Alltag. Das Wichtigste aber: "All die Entbehrungen lohnen sich. Es gibt kein Gefühl, das mich mehr zufrieden stellt als eine neue Bestleistung oder eine gute Platzierung."

Das Pensum erinnert durchaus an das eines Profifußballers, der nebenher allerdings keinen Vollzeitberuf ausüben muss. Einen großen Unterschied sieht Tippmann daher in der Regeneration, die während der Arbeit kaum möglich sei. Und natürlich: das Finanzielle. Klar sei das im Vergleich zum Fußball in gewisser Weise ungerecht, in der Leichtathletik müsse um jeden Euro gekämpft werden. "Das muss man aber ausblenden. Denn jeder Leichtathlet betreibt diesen Sport aus purer Leidenschaft. Es geht nicht ums Geld, es geht um die Persönlichkeit", beschreibt er seine Philosophie.

Ungeachtet der Umstände agiert der LAC Quelle seit jeher auf höchstem Niveau. Auch Harald Schmaus weiß, dass seine Schützlinge ihre Trainingseinheiten um den Beruf oder das Studium herum legen müssen. "Die Bedingungen in der Leichtathletik sind natürlich nicht perfekt und professionell. Aber ich denke immer wie ein Profi."

Einheiten werden intensiver

Deshalb verweilten Schmaus und seine Trainingsgruppe im vergangenen März 14 Tage im portugiesischen Monte Gordo, wo sich auch die Nationalmannschaften Frankreichs, Finnlands und Schwedens auf den Sommer vorbereiteten. Ein "formprägendes Trainingslager" nennt es Schmaus. Man tastet sich langsam an die Maximalgeschwindigkeiten heran, die Einheiten werden weniger, dafür intensiver.

Die entscheidende Phase beginnt nun, die "Puzzlestücke werden zusammengelegt". Schmaus bescheinigt Tippmann und seinen Kollegen eine "für diese Phase der Vorbereitung gute Form. Alle sind im Soll". Das Trainingslager sei ein voller Erfolg gewesen. Auch für Dario Tippmann, der die Anlage, den Kraftraum und das Stadion lobt.

"Am Strand bei orkanartigem Wind zu laufen, härtet zudem ab und fördert die Willenskraft." Das Wichtigste aber: Die neu formierte Gruppe sei noch enger zusammengerückt. "Bis zum Trainingslager waren es Kollegen, jetzt sind wir wie eine kleine Familie", schwärmt Tippmann vom Klima unter den Sportlern. Denn auch im Individualsport Leichtathletik brauche es ein funktionierendes Team. Das hat Schmaus aufgebaut.

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