Trainer Carsten Peines Gedanken über Handball

15.11.2017, 10:41 Uhr
Trainer Carsten Peines Gedanken über Handball

© Foto: Jürgen Rauh/Zink

1992 verschlug es Carsten Peine beruflich nach Franken. Kurz danach landete er bei Tuspo Heroldsberg. "Dort habe ich den ersten fränkischen Handball erlebt und mitgestaltet", erinnert sich Peine. Bereits in seiner niedersächsischen Heimat fungierte er zum Schluss als Spieler-Trainer, wobei die Tendenz schon in Richtung der Position an der Seitenlinie ging.

Nach der Station in Heroldsberg trainierte der Inhaber der B-Lizenz vier Jahre lang die HG Nürnberg, anschließend die Zweitvertretung des HC Erlangen in der Landesliga. Tiefe Spuren hinterließ der Handballlehrer von 2008 bis 2012 in Roßtal, wo Peine die Fans sogar von der Bayernliga träumen ließ.

Den Lokalrivalen aus Zirndorf betreute er in der Saison 2014/15, im Folgejahr den Liga-Konkurrenten Post SV Nürnberg. In der vergangenen Spielzeit stieg er wie die Roßtaler mit Erlangen-Bruck aus der Landesliga Nord ab, coacht die Mannschaft nun in der BOL Ostbayern.

Speziell an seine Tage beim TVR hat Peine durchweg gute Erinnerungen: "Das war eine sehr schöne Zeit, weil man dort schnell wieder aufgestiegen ist und das Umfeld in dieser Region eine besondere Stellung hat. In Roßtal ist die Handball-Begeisterung enorm hoch und jeder findet sich darin wieder." Das euphorische Publikum sei oft "das Zünglein an der Waage" gewesen. "Das ist das Schöne an ländlicheren Vereinen, weil da die Identifikation mit den Spielern wesentlich höher ist", findet Peine.

2009 meisterten die Roßtaler unter ihm den Aufstieg in die Landesliga, zwei Jahre später qualifizierten sie sich sogar für die erste Runde im DHB-Pokal. Ein kleines Problem: "Damals war der Unterbau noch nicht so stark, sodass es erforderlich war, Spieler von außerhalb zu holen."

Bestens vernetzt

Peine gilt als ausgewiesener Fachmann im Amateur-Handball, der hervorragende Kontakte hat und so anderen Vereinen bei der Spieler-Akquise in der Vergangenheit immer einen Schritt voraus war. Auch die aktuelle Situation beim TVR verfolgt er: "Wenn sie verletzungsfrei bleiben, auch weil die Mischung zwischen Jung und Alt sehr ausgewogen ist, gibt es keine Mannschaft, die die Roßtaler auch nur annähernd gefährden kann."

Die Rückkehr in die Landesliga sei für den BOL-Spitzenreiter "eine reine Konzentrationsfrage". Die Konkurrenzlosigkeit birgt aber auch ein gewisses Risiko: "Es ist immer die Gefahr, wenn man leicht durchmarschiert, dass man sich oben wundert, wie groß der Sprung doch ist." Eine Liga höher gehe es dann darum, wie die Mannschaft damit umgeht, "wenn wieder die ersten Niederlagen kommen". Der Roßtaler Vorteil: "Das Umfeld ist ein wesentlicher Faktor. Wenn du ehrlichen Handball spielst, dann werden dort auch deine Niederlagen gefeiert." Besonders für die Psyche der vielen jungen Spieler sei das enorm wichtig.

Dort, wo die Roßtaler noch hinwollen, steht der MTV Stadeln bereits. Der Klassenerhalt in der Landesliga dürfte allerdings ein schweres Unterfangen werden, gerade weil der MTV offensichtlich von Leistungsträger Michael Neumaier abhängig ist. "Mit Neumaier haben sie eine Chance, ohne Neumaier keine", lautet die klare Einschätzung von Peine. Er kennt den ehemaligen Bayreuther seit Jahren, wollte ihn schon zu einem seiner Vereine lotsen. "Im Zweifelsfall holst du einen Freiwurf heraus und stellst ihm einen Block", schätzt Peine speziell das Wurfbild und das Sprungvermögen von Neumaier.

HGZ-Jugend ging zu Post SV

Qualität ist eines der Stichwörter, wenn Peine an seine Zeit in Zirndorf zurückdenkt. Zwischen den Vorstellungen des Vereins und den Voraussetzungen zeichnete sich ein "sehr konträres Bild". Die aussichtsreichste Jugend-Mannschaft, von der heute sogar drei in der 3. Liga in Coburg spielen, wechselte geschlossen zum Post SV Nürnberg.

Mit Platz drei holte Peine an der Bibert mit einem kleinen Kader noch das Maximum heraus. Nach Zirndorf hatte er wegen der großen Vergangenheit im Männer-Bereich immer "mit großem Respekt" geschaut, auch die Frauen hätten Erstaunliches geleistet: "Am Verein an sich kann es also eigentlich nicht liegen."

Ganz grundsätzlich sieht Peine in der Region ein Problem. "In den Stadtvereinen ist die Crux, dass trotz der kurzen Wege kaum einer den Verein wechselt. Das ist ein Grund, warum kaum ein Verein richtig nach oben kommt", so seine Analyse, an die er anfügt: "Wenn du dir aus allen Teams hier eine Mannschaft basteln dürftest, bekommst du sicherlich eine schlagkräftige Landesliga-Sieben zusammen."

Vorerst will sich Peine aber weiter auf sein Projekt in Erlangen-Bruck konzentrieren, das ihm aktuell viel Freude mache. Eine Rückkehr zu einem Verein in und um Fürth wolle er dennoch nicht kategorisch ausschließen.

Seine Expertise soll Handball-Franken jedenfalls noch eine ganze Zeit lang erhalten bleiben: "Es macht einfach zu viel Spaß, ich habe da keine Grenze gesetzt."

Keine Kommentare