Transfer-Ansage: Minel kommt als Anführer zum HCE

26.2.2019, 09:24 Uhr
Einst der weltweit beste Halblinke seines Jahrgangs: Quentin Minel will seine Karriere in Erlangen erst so richtig starten.

© Foto: Laurent Theophile/imago Einst der weltweit beste Halblinke seines Jahrgangs: Quentin Minel will seine Karriere in Erlangen erst so richtig starten.

Schweden gewann Gold, Spanien Silber. 2013 war das, bei der Junioren-WM in Bosnien-Herzegowina. Um den Hals von Quentin Minel aus dem Pariser Vorort Argenteuil hing die Bronzemedaille – doch traurig war der junge Franzose gar nicht: Er hatte soeben das Turnier seines Lebens gespielt, es schien, als läge ihm der die Zukunft des Handballs zu Füßen: Neben Talenten wie Alex Dujshebaev wurde er ins All-Star-Team gewählt, als weltweit bester linker Rückraumspieler seines Jahrgangs.

Doch vom größten Erfolg ging es nicht steil bergauf, sondern steil bergab: Mit Creteil stieg Minel in die zweite Liga ab und nach dem Aufstieg im März 2015 riss er sich gegen Paris Saint-Germain die Kreuzbänder. "Quentin Minel hat ganz sicher das Talent für einen der ganz großen Klubs", sagt Kevin Schmidt, der Sportliche Leiter des HC Erlangen. Doch höher hinaus als nach Chambery, einen ordentlichen Erstligaklub mit Europapokal-Ambitionen, geht es nicht. Die Titel hat in Frankreich die Übermannschaft aus Paris mit Uwe Gensheimer und Nikola Karabatic gepachtet – dafür fällt Minel als spielstarker, handlungsschlauer Kopf seiner Mannschaft auf, "ein Anführer", wie Kevin Schmidt sagt. Mit nur 24 Jahren ist Quentin Minel Kapitän, er spricht auch mal in Auszeiten zum Team, ordnet das Spiel, beherrscht es mit seiner Aura und seinem Talent. Doch Chambery, direkt an den Füßen des Mont Blanc gelegen, bleibt hinter den Erwartungen zurück. Unter dem neuen Trainer spielt Minel, mittlerweile 26 Jahre alt und Vater einer acht Monate alten Tochter, nicht mehr die gewohnte, herausragende Rolle. Es ist die Chance für den HC Erlangen.

Unterschiedliche Charaktere auf jeder Position

"Wir haben auf Halblinks einen Spieler mit anderen Attributen als Ergänzung zu Nikolai Link gesucht", sagt Kevin Schmidt. Minels Vertrag in Chambery läuft am Ende der Saison aus, der HCE spricht beim Berater vor – dann fliegt Schmidt nach Chambery. Er trifft dort Quentin Minel, sie unterhalten sich über Handball, den HCE, die Bundesliga. Schmidt zeigt die Arena, erzählt von Erlangen und Nürnberg. "Es gab kein Pokern, er hat sehr schnell zugesagt", erzählt der Sportliche Leiter. Auf einen Zweijahresvertrag hat man sich geeinigt, Minel wird nach Torwart Carsten Lichtlein (38), Sebastian Firnhaber (24), Sime Ivic (25) und Antonio Metzner (22) Neuzugang Nummer fünf. "Damit", sagt Kevin Schmidt, "ist die Kaderplanung beendet."

Damit muss sich aber auch Andreas Schröder einen neuen Verein suchen – der einstige Königstransfer aus Gummersbach konnte lediglich in der Abwehr überzeugen. Im Angriff war er für die Vorstellungen des Sportlichen Leiters Nikolai Link zu ähnlich – und da wohl eine Nummer zu schwach. Schmidt sagt nur: "Wir wollen auf jeder Position unterschiedliche Charaktere haben." Deshalb ja auch auf Halbrechts der spiel- und wurfstarke, erfahrene Ivic, der unerfahrene, sehr wurfstarke Metzner und Nicolai Theilinger, der in gesunden Tagen alles sein kann, in besonderer Klasse. Auf der Gegenseite nun also Link und Minel, der auch Spielmacher sein kann. "In Chambery ist er der absolute Chef", sagt Kevin Schmidt, "ein Vollstrecker mit gutem Arm, der stark mit dem Kreis harmoniert und Auge für die außen hat."

Nicht ewig um Platz zehn

Damit dürfen die Verpflichtungen durchaus als Ansage des HCE verstanden werden. Dass man nicht ewig um Platz zehn spielen möchte, das ist kein Geheimnis. Aber sie sind auch das Eingeständnis, dass man an den bisher eingeschlagenen Weg, vorrangig mit jungen, deutschen Spielern erfolgreich sein zu wollen, nicht mehr geglaubt hat.

Aber ist der Reisepass überhaupt so wichtig? Quentin Minel findet nicht, sonst würde er nicht längst Privatstunden in Deutsch besuchen. Und junge Spieler, auf die setzt der HCE weiterhin: "Wir wollen Sterne finden, die aufgehen – keine, die noch nicht untergehen", sagt Kevin Schmidt. Auf keinen passt das wohl besser, als auf Quentin Minel.

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