Treues Mitglied: Neun Dekaden beim TSV Burgfarrnbach

5.12.2018, 11:26 Uhr
Treues Mitglied: Neun Dekaden beim TSV Burgfarrnbach

© Foto: Markus Eigler

90 Jahre Mitgliedschaft – da muss man zweimal hinsehen, um sicher zu sein, sich nicht verlesen zu haben. Doch bei Ingrid Neuner stimmt es. Ganze neun Dekaden ist die 98-Jährige schon Mitglied beim TSV 1895 Burgfarrnbach. "Wir haben in der Familie immer Wert auf Sport gelegt. Da war es selbstverständlich, in den Verein zu gehen", erzählt sie.

Doch nur eine Sportart, das wäre ihr zu langweilig gewesen. "Turnen, Tennis, Reiten und 50-Meter-Läufe", zählt sie ihre Disziplinen auf. Im Verein hat sie vor allem das Turnen betrieben. "Barren, Pferd und Ringe gehörten dazu, das Reck war unseren Ausbildern zu gefährlich."

Überhaupt, die Ausbilder. Es war eine ganz andere Zeit, der pädagogische Ansatz in der Weimarer Republik und besonders im Dritten Reich ein ganz anderer. "Unsere Betreuer waren sehr streng. Das hat die Disziplin gefördert", erinnert sie sich und blickt nachdenklich in ihre Tasse Earl Grey.

Leidenschaftlich und aufmerksam schildert Ingrid Neuner die Eckpunkte ihres Lebens. Ihre 98 Jahre schafft sie gut zu verbergen. Die Burgfarrnbacherin ist beeindruckend fit, körperlich und vor allem geistig.

Mit der Turnerei war es zu Beginn des Zweiten Weltkriegs vorbei. Die damals 18-Jährige ging als Krankenschwester in ein Lazarett an der Weichsel, im heutigen Polen. In einem Schulhaus pflegte sie bis 1944 verwundete Soldaten. Nach dem Krieg wurden die sportlichen Aktivitäten weniger, doch das geliebte Tennis spielte sie weiterhin. Als Hauskrankenpflegerin in Burgfarrnbach fehlte Ingrid Neuner dafür aber auch die Zeit.

Mit den Turnern begann es

"Ich habe in der Arztpraxis meines Mannes mitgeholfen und natürlich war da auch die Familie, um die ich mich gekümmert habe." Und auch die ist sportlich unterwegs. Ihr Sohn Hartmut durfte sich ebenso über eine Ehrung freuen. Für stolze 60 Jahre beim TSV durfte der Arzt seine Auszeichnung entgegennehmen. Der 70-Jährige fing wie die Mutter bei den Turnern an, doch das hielt nicht lange. Er wechselte zum Fußball, den er schließlich wegen des Teamgedankens lieben lernte.

Und er blieb der Mannschaft treu, bis er mit 40 Jahren die Schuhe in der "Ersten" an den Nagel hängte. Bis zur Bezirksliga ging es damals nach oben. "Die Highlights waren die Kärwa-Spiele gegen die Spielvereinigung und den Club. 1970 haben wir die Fürther sogar 1:0 besiegt", schwärmt er noch heute. Zum Tennis hat der Burgfarrnbacher eine gemischte Beziehung.

"Da hab ich die Lust verloren"

"Eigentlich mag ich den Sport sehr, aber mein Vater hat mich immer mit Stoppbällen kurz hinters Netz getriezt, da hab’ ich als Kind die Lust verloren", sagt er und kann heute darüber schmunzeln. Dennoch blieb er dem Tennis treu, bei Tuspo Fürth war er lange Jahre Trainer und spielte in der Jungseniorenliga.

Wenn es nach seinem Vater gegangen wäre, hätte Hartmut Neuner auch den Fußball zugunsten des Tennis aufgegeben. "Mein Vater hat immer gesagt, dass Kopfbälle dumm machen. Zum Arzt hat es dann aber trotzdem gereicht", scherzt der Allgemeinmediziner, der nach einem stressigen Tag in der Praxis auch mal spätabends seine Runden über den Rasen seines TSV 1895 Burgfarrnbach dreht.

Das Erfolgsgeheimnis

Bleibt noch die Frage nach dem Erfolgsgeheimnis für die robuste Gesundheit. Viel Bewegung empfiehlt der Arzt. "Nicht unbedingt die extremen Sachen, sondern einfach aktiv sein, sich bewegen und Übergewicht vermeiden. Die Bewegung hält Geist und Körper frisch."

Seine 98-jährige Mutter ergänzt: "Man muss alles in Maßen machen. Wir hatten auch beim Essen stets alles, aber wir haben es nie übertrieben. Das Maß war anerzogen." Auch die mentale Frische spiele eine Rolle. "Ich bin immer früh aufgestanden und war viel unterwegs, auch auf Studienreisen."

Dass sich all der Fleiß lohnen kann, dafür stehen Ingrid und Hartmut Neuner mit ihren besonderen Jubiläen.

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