Trotz Bayern-Debakel: Köllner stärkt Bredlow den Rücken

12.12.2018, 05:56 Uhr
Trotz Bayern-Debakel: Köllner stärkt Bredlow den Rücken

© Foto: Matthias Balk, dpa

Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte es aus der Südkurve kiloweise Kassenrollen über den Zaun geregnet. Waren die Hinterlassenschaften der Bayern-Fans noch verhältnismäßig leicht zu beseitigen, blieben Bredlows Patzer etwas hartnäckiger haften. "Die Tore waren natürlich vermeidbar", konstatierte ein zerknirschter Trainer Michael Köllner und räumte unumwunden ein, "dass Fabian zweimal beteiligt war". Auch Bredlow selbst wollte sich gestern gar nicht aus der Verantwortung stehlen: "Es ist einfach schade, dass ich mir durch zwei Fehler ein ansonsten eigentlich gutes Spiel kaputtmache." Denn anders als beim 0:6 in Leipzig, "wo gefühlt jeder Schuss drin war", hatte Bredlow diesmal auch einige Gelegenheiten, sich auszuzeichnen. Er parierte stark gegen Thomas Müller, Franck Ribéry und Joshua Kimmich – nur interessierte das nach einem 0:3 eben niemanden mehr. Torwartschicksal.

So blieb das bayerische Derby nur ein weiteres unglückliches Kapitel in einer für den Aufstiegskeeper unerwartet komplizierten Saison. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass momentan alles nach Plan läuft", bekannte Bredlow, der seinen Platz in der Schießbude der Liga nach sieben Spieltagen mit 16 Gegentoren bereits an Neuzugang Christian Mathenia verloren hatte. Eine Entscheidung, die der talentierte Torhüter klaglos akzeptierte, "der Trainer hatte ja nachvollziehbare Gründe". Und Bredlow ist sich durchaus bewusst, dass er nun nur wieder zwischen den Pfosten steht, weil sich Mathenia beim 2:5 auf Schalke am rechten Knie verletzte und noch mindestens bis zur Winterpause ausfällt.

Coach stellt sich hinter Bredlow

"Nicht so einfach" sei es "unter diesen Voraussetzungen", gestand Bredlow, schließlich hätte er sich seinen Platz lieber durch überragende Trainingsleistungen zurückerobert als nur vom Pech des Kollegen zu profitieren. Anstatt die unerwartete Chance entschlossen beim Schopfe zu packen, patzte Bredlow erneut – und befeuerte so die nächste Torwartdiskussion. Zumindest war ein klares Bekenntnis des Trainers pro Bredlow in der Allianz Arena noch ausgeblieben.

 

Stattdessen wollte Köllner die Partie erst gemeinsam mit Bredlow und Torwarttrainer Martin Scharrer aufarbeiten und "schauen, wie Fabi die Dinge sieht und wie er das Spiel persönlich verkraftet". Weil Köllner auch auffallend gerne und oft von seinem Keeper Nummer drei, dem 35-jährigen Patric Klandt schwärmt ("Ich hätte keine Bauchschmerzen, wenn er im Tor stünde"), schien ein erneuter Wechsel im Club-Gehäuse nicht völlig utopisch. Am Dienstag stärkte der Coach Bredlow dann doch demonstrativ den Rücken – wohl wissend, dass den 23-Jährigen eine erneute Degradierung wohl endgültig demoralisieren würde. "Das wäre für ihn ja ein K. o.-Schlag", sagte Köllner und beendete alle Debatten: "Grundsätzlich ist er unser Torwart – und aus."

Nächste Chance gegen Wolfsburg

Ein vorläufiger Vertrauensbeweis, den Bredlow dankend annahm. Er solle sich nicht verrückt machen lassen, habe ihm der Trainer geraten, "auch wenn das gerade sicher nicht leicht ist." Doch der gebürtige Berliner möchte "jetzt auf keinen Fall in so eine Opferrolle schlüpfen, das ist nicht meine Art. Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe, dazu stehe ich und verstecke mich nicht".

Stattdessen will Bredlow aus seinen Fehlern lernen ("Ich kann gut reflektieren und sehe, woran ich arbeiten muss"), sich "an den positiven Szenen hochziehen" und es "im nächsten Spiel einfach besser machen". Diese Chance bietet sich bereits am Freitag gegen den VfL Wolfsburg. "Es wäre extrem wichtig, in den drei Spielen bis Weihnachten noch was einzufahren, um dann auch mit einem guten Gefühl in die Winterpause gehen und mal abschalten zu können." Vor allem Bredlow wäre es nach einem turbulenten Jahr voller emotionaler Hochs und Tiefs zu gönnen.

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