Trotz Fan-Ärger: Köllner hält an Edgar Salli fest

6.4.2018, 13:00 Uhr
Von den Fans zum Sündenbock in Reihen des 1. FC Nürnberg auserkoren: Edgar Salli.

© Sportfoto Zink/DaMa Von den Fans zum Sündenbock in Reihen des 1. FC Nürnberg auserkoren: Edgar Salli.

Offensichtlich reichlich irritiert darüber, dass Edgar Salli regelmäßig in der Startformation des 1. FC Nürnberg zu finden ist, entschloss sich ein Anhänger des Zweitligisten zu einem wagemutigen Vorstoß. Das Frühlingsfest am Dutzendteich war dafür der für ihn passende Ort, und der nicht zufällig anwesende Trainer des 1. FC Nürnberg der richtige Ansprechpartner, eine Erkundigung einzuholen. Sie lautete in etwa so: In welchem Verhältnis stehen Sie, Herr Köllner, zu Edgar Salli?

Köllner lächelte über die bierselige Anzüglichkeit nur müde hinweg. Die nüchterne Frage, die sich dahinter verbirgt, beschäftigt jedoch einen wachsenden Teil der Club-Gemeinde: Platzt noch der Knoten beim glücklosen Nationalspieler aus Kamerun?

Auch wenn Köllner zugibt "von Stürmern erwarte ich Tore", misst er sie nicht nur an den persönlichen Erfolgen. 39 Zweitliga-Spiele hat Salli für Nürnberg absolviert und drei Treffer erzielt. Weil aber auch erst drei Vorlagen zu Buche stehen, kann Köllner eine mangelhafte Effizienz nicht abstreiten. Ohne Wert ist der Offensivspieler für die Mannschaft deshalb längst nicht. "Er bringt Tempo ins Spiel ein", sieht der Trainer in dessen Schnelligkeit ein Alleinstellungsmerkmal und ein wichtiges Element, das das Spektrum für ein variables Spiel sinnvoll ergänzt.

Dass genau diese Komponente gegen Dynamo Dresden spielentscheidenden Charakter hätte haben sollen, und Salli als Mittelstürmer auflief, um gegen die weit aufrückenden Sachsen mit seinen flinken Schritte hinter die Abwehrreihen zu stoßen, stützt Köllners Maßnahme.

Weil aber die wenig guten Kontermöglichkeiten auch von den Kollegen schlecht ausgespielt wurden, und Salli auch noch die Großchance des Spiels frei vor dem Tor scheinbar leichtfertig vertändelte, erntete Köllner für seine Sturmvariante viel Kritik; dem Spieler brachte es in der NZ-Einzelkritik, im Fachmagazin "kicker" sowie in der "Bild"-Zeitung unisono die Schulnote sechs ein. Eine Beurteilung, die am Valznerweiher Kopfschütteln verursacht. Im allgemeinen Salli-Bashing sieht Köllner als auch Sportvorstand Andreas Bornemann den Bogen längst überspannt.

Köllner stärkt Salli den Rücken

Dabei schien Salli nach seiner Verpflichtung im Sommer 2017 vom AS Monaco, der ihn in der Saison zuvor an den FC St. Gallen ausgeliehen hatte, noch zum Publikumsliebling prädestiniert. Wegen seiner erfrischenden Spielweise war er von den Fans bei fast jeder Ballberührung gefeiert worden. Ernste Zweifel an seinen Qualitäten brachten ihm dann aber neben seiner Abschlussschwäche mitunter slapstickhafte Balleroberungsversuche, und ein unglückliches Händchen für falsche Entscheidungen ein. Auch zwei Platzverweise wegen Undiszipliniertheiten kratzen an seinem Image.

Obwohl Köllner Sallis sorglose Verteidigungsarbeit in den Griff bekam, dessen Quote an Fehlentscheidungen stark rückläufig ist und sich Salli einen Rest Selbstvertrauen bewahren konnte, um mit seinen Dribblings immer öfter auch erfolgreich zu sein, ebbte die Euphorie um ihn nicht nur ab, sondern schlug in von Häme begleitete Kritik um. "Edgar bringt seine Dinge großteils ins Spiel mit ein. Da gibt es für mich nicht viel zu diskutieren", stärkt Köllner seinem Offensivspieler ein wenig verhalten den Rücken. Er ist sich aber sicher, dass Salli noch ein Faktor im Saisonendspurt sein wird.

Ob er ihn am Samstag gegen den FC Heidenheim wieder aufstellen wird, lässt der Trainer jedoch offen. Klar ist aber: Eine Nichtberücksichtigung wäre einer taktischen Neuausrichtung geschuldet. Nur um sich künftig ungestört durch Nürnbergs Bierzelte bewegen zu können, würde der Oberpfälzer Salli gewiss nicht opfern. Fan-Verhältnis hin oder her.

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