"Überrascht, sauer und enttäuscht": Fürth zittert wieder

21.3.2018, 10:36 Uhr

© Sportfoto Zink

Und wer an diesem tristen Abend im eiskalten Erzgebirge überhaupt nach wenigstens einer Erkenntnis suchen mochte, konnte schnell fündig werden: Die erste Niederlage nach fünf erfolgreich verlaufenen Spielen soll als Weckruf dienen. Womöglich ist das eine trügerische Hoffnung.

Blankes Chaos 

Wie viele Punkte in dieser so verrückt anmutenden Zweitliga-Saison zum Klassenerhalt nötig sein werden, ist sieben Spiele vor Schluss noch nicht annähernd absehbar. Relativ leicht ist hingegen zu prognostizieren, dass die Fürther Mannschaft ihren bislang erreichten 33 Punkten nicht mehr viele hinzufügen wird, wenn sie so auftritt wie in der ersten Halbzeit in Aue. "Wir waren zu weit weg, waren schwach in den Zweikämpfen, haben zu viele leichte Ballverluste gehabt und viel zu viele einfache
Fehler gemacht", analysierte Trainer Damir Buric.

Der 53-Jährige hätte auch vom blanken Chaos einer nur physisch anwesenden Truppe sprechen können: Da war nichts, was sein Team in den zurückliegenden Wochen ausgezeichnet hatte. Gar nichts. Entsprechend "überrascht, sauer und enttäuscht" war Buric nach dem Abpfiff.

Die Suche nach den Fehlern, die vordergründig zu der Schlappe gegen den Tabellennachbarn geführt hatten, war schnell erledigt. Einmal leisteten Sebastian Ernst und Mario Maloca dilettantisch Vorarbeit, beim zweiten Gegentreffer standen gleich drei Kleeblatt-Kicker am Fünfmeterraum regelrecht Spalier, als der Ex-Fürther Malcolm Cacutalua humorlos vollstreckte. "Unglücklich" soll das ausgesehen haben, meinte Kapitän Marco Caligiuri. Eine allzu niedliche Beschreibung des Geschehens.

Mit derartigen Floskeln wird sich der Trainer bei der internen Aufarbeitung nicht zufriedengeben. Das ließ Buric schon in den Katakomben des neuen Auer Stadions durchblicken. "Ich will gar nicht darüber reden, was gut gewesen sein könnte", sagte der Kroate und sah aus, als wolle er die Konsequenz dieses Satzes am liebsten jedem einzelnen Akteur in einem Vieraugengespräch klarmachen: "So ein Gesicht wie in der ersten Hälfte habe ich lange, lange nicht mehr von uns gesehen."

Basistugenden wie Engagement und Wille waren nur bei den Veilchen zu erkennen - weshalb die von den Fürther gelebte pure Sorglosigkeit nach 13 Punkten in Serie allen Vertretern des fränkischen Zweitligisten ernsthaft Sorgen machen muss. "Kopfsache", meinte Buric und sinnierte leicht kryptisch: "Ich weiß schon, wo und wie ich ansetzen muss." Womöglich ist der nach einer Katastrophensaison eigentlich unmöglichen Selbstzufriedenheit tatsächlich beizukommen.

"Das Spiel hat gezeigt, dass weniger nicht geht" 

Womöglich müssen grausam anmutende 45 Minuten nicht als Synonym für einen Rückfall in längst vergessene Zeiten dienen. "Davon gehe ich nicht aus", will Kapitän Caligiuri die Schlappe als Ausrutscher interpretieren, wohingegen Sportdirektor Rachid Azzouzi bei allem Verständnis für einen "menschlichen Spannungsabfall" sagt: "Das Spiel hat gezeigt, dass weniger nicht geht. Wir müssen immer hundert Prozent geben."

Nur könnte selbst das nicht reichen, wenn sich das Team nicht an die taktische Marschroute hält und in der Folge in Rückstand gerät. Als Fürth in der zweiten Hälfte drängte, offenbarte sich die Ideenlosigkeit gegen einen tief stehenden Gegner. Neben Jurgen Gjasula, von dessen Alibi-Auftritt der Trainer nach einer Stunde genug hatte, gibt es niemanden, der Pässe in die Tiefe spielen kann. Sämtliche Bemühungen, die schnellen Spitzen einzusetzen, erreichen kaum Profiniveau, wenn der Gegner vorwiegend verteidigen will. Eine Erkenntnis für die Planungen der neuen Saison - in welcher Liga auch immer. 

 

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