Videobeweis-Farce in Mainz: Der Club reagiert trotzig

28.1.2019, 12:25 Uhr
Videobeweis-Farce in Mainz: Der Club reagiert trotzig

© Sportfoto Zink / DaMa

Michael Köllner wäre nicht Michael Köllner, würde er sich einfach in die Machtlosigkeit ergeben. "Wenn ich die Widrigkeiten umschiffen und die Mannschaft in der Liga halten kann, dann ist es mit nichts zu vergleichen, was ich je in meinem Leben geschafft habe", sagte der Club-Coach und ergänzte: "Ich bin nicht der Typ aufzugeben, im Gegenteil, das macht mich sogar noch ein bisschen schärfer."

Messerscharf analysiert hatte er zuvor auch die Abseitsentscheidung und stellt die Aussagekraft der ins TV-Bild montierten Abseitslinie infrage. Schließlich wird im für die Entscheidung zugrunde gelegten Ausschnitt nicht eindeutig geklärt, ob der Zeitpunkt der Ballabgabe und Adam Zrelaks Abseitsstellung auch miteinander identisch sind. "Ich sehe nur irgendwelche Fußspitzen, keinen Oberkörper oder Kopf. Ich sehe nur zwei Linien, mit denen versucht wird, etwas herzuleiten", haderte der 49-Jährige, der sich auch darüber wunderte, warum der Video-Assistent überhaupt eingegriffen hatte.

Die Vorraussetzung ist...

"Es war keine klare Fehlentscheidung, es war mit normalen Menschenaugen nicht zu erkennen. Und wenn das trotzdem bewertet wird, ist die Frage, wann beginnt eine spielentscheidende Szene und wann endet sie." Im Regelwerk der DFL steht: "Voraussetzung für ein Eingreifen des Video-Assistenten ist jeweils, dass nach seiner Einschätzung eine klare und offensichtliche Fehlentscheidung des Schiedsrichters auf dem Platz vorliegt."

"Da bewegen wir uns auf dünnem Eis, aber anscheinend wollen wir das dünne Eis. Für uns ist es eine richtig beschissene Situation", kritisierte Köllner.

Eine Fußspitze versaut's

Seine Spieler mussten ebenfalls erst einmal Dampf ablassen. Rechtsverteidiger Enrico Valentini fühlte sich "um einen Sieg beraubt" und vermisste "Fingerspitzengefühl beim Videobeweis". Torhüter Christian Mathenia hatte "nach einem Brustlöser, endlich mal zu führen, einen brutalen Umschwung" verspürt, der "nicht mehr weggesteckt" werden konnte. Und Tim Leibold empfand es als sehr schade, "dass uns die Fußspitze den Nachmittag versaut hat".

Endgültig in die Knie will man sich von dieser besonders bitteren Niederlage nicht zwingen lassen. Nach 13 Spielen ohne Sieg soll es vielmehr der ultimative Stresstest für einen intakten Mannschaftsgeist sein. "Es geht einfach darum, nie den Glauben zu verlieren. Das macht die Mannschaft in hervorragender Art und Weise", sagte Andreas Bornemann als einer der ersten Interviewten. Nürnbergs Sportvorstand hatte seine Emotionen schnell im Griff und analysierte sachlich, auch wenn es eine "sicherlich richtige" Entscheidung gewesen sei, war sie dennoch "sehr hart". "Vom Glück geküsst sind wir momentan nicht."

 

Aber womöglich wieder wachgeküsst. Denn so nah war der 1. FCN schon länger nicht mehr einem Sieg gekommen. "Heute hat hier jeder im Stadion gesehen, dass die Mannschaft alles versucht hat. So müssen wir es jede Woche auf den Platz bringen, dann werden wir auch belohnt. Es ist nicht mehr viel, was fehlt, und Aufgeben für uns keine Option", behielt Mathenia die Zuversicht, während Valentini befand: "Wir brauchen uns heute für nichts zu schämen. Es gab schon viel, viel schlechtere Leistungen in dieser Saison. Darauf sollten wir aufbauen." 

 

 

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