Vier für Valerien: Klempnerei in Karlsruhe

20.9.2014, 20:12 Uhr
Beim 4:0-Auswärtssieg bei Union Berlin wusste der FCN zu begeistern. Trainer Ismael bezeichnte den Abend an der Alten Försterei als Geburtsstunde einer Mannschaft.

© Ina Fassbender (dpa) Beim 4:0-Auswärtssieg bei Union Berlin wusste der FCN zu begeistern. Trainer Ismael bezeichnte den Abend an der Alten Försterei als Geburtsstunde einer Mannschaft.

Wann wird der neue Club erwachsen? Beim 4:0-Auswärtssieg bei Union Berlin wusste der FCN zu begeistern. Trainer Ismael bezeichnte den Abend an der Alten Försterei als Geburtsstunde einer Mannschaft. Die Pleite gegen Düsseldorf - bereits die dritte in der laufenden Saison - zeigte, dass diese Mannschaft in wenigen Wochen noch lange nicht erwachsen ist. Zu ungefestigt präsentierte sich das Team um Jan Polak gegen die Fortunen und agierte vor allem nach dem Rückstand zu ideenlos. Da könnte die Partie beim Karlsruher SC gerade richtig kommen, um den nächsten Schritt in Richtung einer erwachsenen Einheit zu gehen. Denn der KSC hatte in seinen bisherigen zwei Heimspielen noch arge Probleme. Zwei Unentschieden bei einem einzigen Törchen beträgt die Ausbeute der Badener. Doch kann der 1. FC Nürnberg diesen Umstand nutzen?

Gute Bilanz im Wildpark: Auswärtsspiele beim KSC waren für den 1. FC Nürnberg waren zumindest in der 2. Liga immer eine Reise Wert. Kleiner Haken: Es gab bislang lediglich zwei Duelle auf Karlsruher Boden. Im August 2003 setzte sich der FCN im damaligen Zweitliga-Spiel, dank Toren von Ciric, Larsen und David, mit 3:2 durch. Im April 2000 markierte Dimcho Beljakov in der 3. Minute das Tor des Tages.

Wie ist der Plan? Beim Auswärtserfolg in Berlin deutete die Mannschaft an, wie das Spiel des 1. FC Nürnberg künftig aussehen könnte: Schnelles passsicheres Kombinationsspiel nach vorne, Spielverlagerung auf die Flügel, mit viel Druck gegen den Ball spielen, eine hohe Laufbereitschaft an den Tag legen und aggressiv in die Zweikämpfe gehen. Was bei der Partie gegen Union, bei der so gut wie alles für den Club lief, funktionierte, konnte gegen Düsseldorf nicht abgerufen werden. Plan- und ideenlos präsentierte sich das Team, wie bereits beim vorherigen Heimauftritt gegen den FSV Frankfurt. Es stellt sich also die Frage: Hatte man in Berlin nur das Momentum des frühen Tores und der beiden Platzverweise auf seiner Seite? Weiß die Mannschaft auf dem Feld, was sie tut? Und gibt es - sollte es überhaupt einen Plan A geben - auch einen Plan B im Falle eines Gegentreffers? Gegen die Fortuna war jedenfalls kein Konzept zu erkennen, welches aber durchaus von Nöten wäre, um einem jungen, neuen Team eine gewisse Sicherheit zu verleihen. Gegen den KSC wird sich zeigen, inwiefern Valerien Ismael den Akteuren auf dem Rasen seine Spielidee vermitteln kann, wie weit der Lernprozess fortgeschritten ist.

Kriegt man in der Fremde den Kopf frei?  Eines ist klar: Der Druck auf die Mannschaft ist groß. Vielleicht momentan sogar zu groß. Doch kommt der Druck, wie Trainer Ismael nach der 0:2-Pleite vom Montag andeutete, tatsächlich nur von den eigenen Fans? Könnte es nicht auch sein, dass die Spieler mental nicht gut eingestellt wurden auf diese - von vornherein zu ewarten - schwierige Saison? Jetzt sind jedenfalls die Routiniers Schäfer, Polak und Pinola gefragt: Sie müssen den jungen Spielern Halt geben. Die Mannschaft braucht dringend einen freien Kopf, um auch befreit aufspielen zu können. Leichter gesagt als getan in der aktiuellen Situation. Aber vielleicht ist es sogar hilfreich, das Match gegen den KSC in der Fremde bestreiten zu dürfen und nicht vor der Kulisse des Grundig-Stadions, welche jüngst den ein oder anderen Youngster sichtlich einzuschüchtern schien. Dass die Qualität prinzipiell da ist, konnte der Zuschauer beim 4:0-Sieg in Berlin sehen. Jetzt kommt es darauf an, wie gut Ismael und Co. den Seelenklempner mimen und das Team mental wieder auf die Höhe bringen können.

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