Vier für Valerien: Schicksalstage in Heidenheim

22.9.2014, 20:38 Uhr
Zeit für ein Männergespräch: Die Atmosphäre zwischen Valerien Ismael (links) und Timo Gebhart wirkt im Augenblick leicht unterkühlt.

© Sportfoto Zink / DaMa Zeit für ein Männergespräch: Die Atmosphäre zwischen Valerien Ismael (links) und Timo Gebhart wirkt im Augenblick leicht unterkühlt.

Trotzgeschwellte Brust oder nackter Oberkörper? Die Stimmungslage im Umfeld des FCN könnte schlechter kaum sein. Die Mannschaft ein Häuflein Elend, der Trainer ratlos und die Fans stinkwütend. Gegen Karlsruhe mussten die Spieler sogar ihre Trikots bei den mitgereisten Anhängern abliefern, eine wohl nicht zu toppende Demütigung für einen Fußballprofi. Aber nicht nur weil im Fußball manchmal die verrücktesten Dinge zwischen Sonntag und Mittwoch passieren, sondern vielmehr, da Mancher in der Stunde der größten Schmach eine "Jetzt-erst-recht-Stimmung" entwickelt, könnte das Gastspiel in Heidenheim Überraschendes bereithalten. Verflüchtigt sich jeglicher Konjunktiv im sportlichen Krisen-Nirvana, werden die Fans ihren Lieblingen das Trikot zumindest mental wieder vom Leib reißen.

Duell der Gegensätze: Nürnberger Unruhe gegen Heidenheimer XXL-Kontinuität? Als Trainer sitzt man quasi wöchentlich auf dem Schleudersitz. Wer wüsste das nicht besser als der jeweils amtierende Nürnberger Trainer? Valerien Ismael droht bei einer Pleite im idyllischen Osten Baden-Württembergs womöglich der Rauswurf. Solche Szenarien sind seinem Kollegen Frank Schmidt gänzlich fremd, bis 2020 läuft der Vertrag des seit 2007 amtierenden FCH-Übungsleiters. Seine Jugend verbrachte Schmidt unter anderem beim 1. FC Nürnberg. Dieser könnte - von reichlich Krisengeheul im Nacken angetrieben - den bislang zu Hause ungeschlagenen Heidenheimern am Mittwoch einen fiesen Streich spielen und Ismael zumindest für ein paar Tage das Gefühl der Jobsicherheit bescheren.

Das Video von der Pressekonferenz des 1.FC Nürnberg von frankenfernsehen.tv.

Schlägt Gebhart auf, ein oder sich selbst? Die letzte Zeit war es ruhig um Timo Gebhart geworden. Die Leiste schien zu halten, seine Disziplin zu stimmen und sich damit das Tor zu einer besseren Zukunft zu öffnen. Nun gab es in Karlsruhe einen Rückschritt: Bei seiner frühen Auswechslung stapfte das "Enfant terrible" angesäuert in Richtung Kabine, ohne Handschlag für Ismael. In Heidenheim bietet sich für Gebhart nun die Chance, das in leichte Schieflage geratene Bild wieder geradezurücken, sofern es Ismael zulässt. Mit einer guten Leistung wäre von allen Zwistigkeiten nicht mehr viel übrig. Oder besiegen Gebharts Körper - die Narbe an der operierten Leiste macht dem Vernehmen nach Probleme - und Gebharts Geist - noch nicht verrauchter Frust nach der Karlsruhe-Auswechslung - den begabten Mittelfeldspieler?

Wird der Wechsel zur Konstanten? Die Fragezeichen um Ismael, die Aufregung um Gebhart - generell sucht der 1. FC Nürnberg händeringend nach personeller Kontanz. Links hinten beginnt mal Cristian Ramirez, mal Dave Bulthuis. Zentral sind es Robert Koch und Alessandro Schöpf, die mehr und mehr einen Pendelverkehr auf der Spielgestalterposition vollziehen. Und wäre das alles nicht schon genug der personellen Wechselspielchen, drohen in Heidenheim besagtem Gebhart und dem amtierenden Zweitligatorschützenkönig Jakub Sylvestr die Bank. Niclas Füllkrug und Peniel Mlapa scharen mit den Hufen. Oder verblüfft Ismael womöglich doch mit personeller Beharrlichkeit? Die Druckresistenz jedes Einzelnen wird am Ende wohl darüber entscheiden.

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