Von Zirndorf in die Welt: Gesundheitssport Sarengue boomt

10.2.2019, 15:32 Uhr
Von Zirndorf in die Welt: Gesundheitssport Sarengue boomt

© Foto: Goldmann

"Ich war zu fett und durch das jahrelange Tanzen mit falscher Körperhaltung einfach kaputt. Und eine fette Tanzlehrerin geht nicht", erzählt Alexandra Bernhardt, Leiterin der Tanzschule Alex im Zirndorfer Ortsteil Leichendorf. Weil sie sich nicht im Fitnessstudio abplagen wollte, entwickelte sie kurzerhand selbst ein Fitnessprogramm.

Gemeinsam mit einer befreundeten Ärztin und einer Gruppe von motivierten Freundinnen entstand auf diese Weise vor neun Jahren der Gesundheitssport Sarengue. Basierend auf Grundbewegungen aus dem Salsa- und dem Merengue-Tanz – daher auch der Name – führte Bernhardts selbst entwickeltes Programm schnell zu Resultaten: "Ich habe abgenommen, und meine Rückenschmerzen haben merklich nachgelassen", sagt sie. Diesen persönlichen Eindruck untermauern inzwischen auch mehrere klinische Studien, die gemeinsam mit Professor Dr. Thomas Loew von der Universitätsklinik für Psychosomatik in Regensburg durchgeführt wurden.

Mehr als nur Nachmachen

"Jede Teilnehmerin hier hat ihre eigene Geschichte", weiß Bernhardt zu berichten. Eine Sarengue-Mitmacherin etwa plagte sich jahrelang mit chronischen Rückenschmerzen, die sich seit den ersten Übungsstunden deutlich gebessert haben; eine andere ist, wie sie sagt, dank Sarengue wieder in der Lage, ihren rechten Arm zu heben, was vorher nicht ging.

Diese Erfolge sind möglich, weil die (noch) meist weiblichen Trainerinnen die Teilnehmer individuell fördern und anleiten. Im Gegensatz zu Zumba ist Sarengue nicht "einfaches Nachmachen", sondern gezielter Fitness- und Rehasport zu lateinamerikanischen Rhythmen.

"Die Musik gehört unbedingt dazu, das macht Laune und den Kopf frei – ohne geht gar nichts", so beschreibt es eine Teilnehmerin. Wenige Minuten später steht die knapp 70-Jährige auf einem Schwingtrampolin und tänzelt leichtfüßig neben einer Endzwanzigerin, die Sarengue für sich als Rückbildungssport nach der Geburt entdeckt hat. Die Version auf dem Trampolin heißt "Power Sarengue Plus", ist schon etwas für Fortgeschrittene und besonders gelenkschonend. Mit "Sarengue Gold" gibt es auch eine Variante mit Pezzibällen, gedacht für Personen die nicht lange stehen können. Die jüngste Entwicklung Bernhardts ist "Aqua Sarengue", speziell für Rehakliniken, die über einen eigenen Pool verfügen.

Schnell gelernt

"Es kann wirklich jeder Sarengue machen", behauptet die Erfinderin und untermauert das mit immer neuen Beispielen: stark Übergewichtige, Krebspatienten, Lipödem-Patienten, aber auch die, die sich selbst als unsportlich betrachten und trotzdem etwas für ihren Körper tun wollen oder einen Ausgleichssport suchen.

"Gelernt ist es schnell", erklärt Trainer Hans-Peter Gebhardt, "weil die Trainer viel unterstützen. Und ab dem zweiten, dritten Mal ist man schon drin."

Wenn es so einfach und wirksam ist, warum ist Sarengue dann wesentlich unbekannter als andere Sportarten? "Weil ich keine Ahnung vom Vermarkten habe", antwortet Bernhardt selbstkritisch. Sie würde sich viel mehr Sarengue-Zentren wünschen. Die Ausbildung zum Trainer dauert etwa eine Woche, Voraussetzung ist aber eine berufliche Grundbildung im medizinischen oder im Gesundheitsbereich. "Wer das machen will, muss etwas Ahnung vom menschlichen Körper haben, nur dann bringt es auch etwas", macht die 46-Jährige deutlich.

Außer in Bernhardts eigener Tanzschule gibt es derzeit Sarengue-Zentren in Donaustauf, Bad Gögging, Reichenschwand sowie neuerdings in Neundettelsau und Roßtal, wo die dortigen B-Fit-Studios Sarengue und Sarengue Gold anbieten.

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