Vor Challenge in Roth: Renndirektor Walchshöfer im Interview

24.6.2018, 19:37 Uhr
Felix Walchshöfer ist seit 2004 Renndirektor des Challenge. Was damals aus einer Notsituation heraus entstanden ist, hat sich für den inzwischen 38-jährigen Rother zur Erfolgsgeschichte und zum "Traumjob" entwickelt.

© Sportfoto Zink / OGo Felix Walchshöfer ist seit 2004 Renndirektor des Challenge. Was damals aus einer Notsituation heraus entstanden ist, hat sich für den inzwischen 38-jährigen Rother zur Erfolgsgeschichte und zum "Traumjob" entwickelt.

NN: Herr Walchshöfer, am 1. Juli findet die 17. Auflage des Challenge und der insgesamt 35. Triathlon in Roth statt. Als am 23. September 1984 Franz Michels als erster Sieger auf der Bezirkssportanlage Roth ins Ziel kam, waren Sie gerade ein vierjähriger Knirps. Was ist denn Ihre erste Triathlon-Erinnerung?

Felix Walchshöfer: Ich kann mich an ein gelbes T-Shirt erinnern, auf dem die drei Disziplinen abgebildet waren und das ich immer im Garten getragen habe. War die kleinste Größe, sah aber aus wie ein Mini-Rock.

NN: So richtig nach Triathlon-Begeisterung klingt das noch nicht.

Walchshöfer: Stimmt. Aber später haben Detlef und Christa Kühnel (die damaligen Veranstalter, Anm. der Redaktion) mir, meiner Schwester Kathrin und anderen Kindern von Helfern immer die Ergebnislisten zum Verteilen bei der Siegerehrung gegeben. Wir haben uns dann von jedem ein Autogramm aufs Hemd geben lassen, und wer am Ende die meisten Unterschriften hatte, der war der Sieger. Später haben wir dann irgendwo auf der Strecke Schwämme aufgehoben und sie den Teilnehmern wieder gegeben. Na ja...

NN: Die Erinnerung, die Sie an das Jahr 2004 haben, als Sie mit 24 plötzlich als Renndirektor ins kalte Wasser geworfen wurden, dürfte nicht von solch unbeschwerter Leichtigkeit sein.

Walchshöfer: Nein. Ich hatte schlichtweg Angst. Mein Vater Herbert war damals schon schwer erkrankt, er wartete auf eine Spenderlunge und ich sollte plötzlich den Chef bei etwas geben, von dem ich damals nicht wirklich Ahnung hatte.

NN: Klingt nach schlaflosen Nächten und Angstschweiß.

Walchshöfer: Genau. Aber die vielen erfahrenen Wettkampfleiter und auch Detlef Kühnel haben mir damals enorm geholfen. Sie haben mich wie ein kleines Kind beschützt und an der Hand genommen. Es war für mich eine sehr schöne Erfahrung. Ich habe aber auch damals allen gesagt, dass ich nicht der große Zampano bin, der plötzlich solch einen Triathlon über die Bühne bringen kann.

NN: Es war ohnehin eine schwere Zeit. Der Challenge kämpfte zwei Jahre nach der Rückgabe des Ironman-Labels noch um Anerkennung, um Starter und mit nicht geringen finanziellen Problemen. Und dann soll ein 24-Jähriger das Ding wuppen.

Walchshöfer: Ja, wirklich lustig war das damals nicht. Meine Mutter Alice hat das Büro am Laufen gehalten und ich habe versucht, Abläufe und Aufbaupläne zu verstehen. Aber wie man inzwischen weiß: Unsere Familie, die Wettkampfleiter und die vielen Helfer haben es alle miteinander geschafft.

NN: Heute schwebt der Datev Challenge, der nach der Pleite der Quelle auch wieder einen Namenssponsor gefunden hat, in ganz anderen Sphären. Gab es irgendjemand in Ihrem Umfeld, der davon jemals geträumt hat.

Walchshöfer: Das klingt jetzt ein wenig verrückt, aber mein Vater, der ja dann 2007 gestorben ist, hatte die Vision von einem Triathlon-Festival mit internationaler Bedeutung.

NN: Hat er das Ihrer Familie jemals so direkt gesagt?

Walchshöfer: Nein, so direkt nicht. Aber meine Mutter hat vor ein paar Jahren Aufzeichnungen gefunden, in denen er seine Pläne und seinen Traum ausformuliert hat. Er hat wie ein Kind ganz fest daran geglaubt.

NN: Heute ist der Traum wahr geworden. Die Challenge-Serie hat sich international als wichtiges Konkurrenzangebot zum Ironman weltweit entwickelt und in Roth rennen sie euch jedes Jahr schon nach dem Wettkampf die Bude ein, um wieder einen Startplatz zu ergattern. Aber wo geht es denn hin mit dem Challenge? Die Weltbestzeiten scheinen auf Jahre zementiert zu sein, irgendwann ist auch jeder sportliche Zweikampf mal ausgefochten und dann Geschichte.

Walchshöfer: Verzeihung, aber das ist jetzt so ein wenig die typische Frage aus der Sicht der Medien, die unseren Triathlon vor allem als Spitzensport-Ereignis sehen und bewerten. Aber für uns in der Organisation und auch bei den Helfern ist das anders. Wir wissen, wie wichtig Stars für die Außenwirkung sind, aber das Hauptaugenmerk liegt bei den Tausenden Altersklassenstartern, die viel Geld zahlen und von uns eine perfekte und familiäre Organisation erwarten.

NN: Der Reiz, in einem Wettbewerb mit Hawaii-Siegern wie Jan Frodeno, Sebastian Kienle oder Daniela Ryf gemeinsam auf der Strecke zu sein, ist aber auch nicht ohne.

Walchshöfer: Das stimmt. Aber der Reiz entfaltet nur dann seine wirklich positive Wirkung, wenn die zahlenden Starter nicht das Gefühl haben, dass beispielsweise Antrittsprämien für die Tops nicht zulasten ihrer Betreuung gehen.

NN: Wie würden Sie denn das Ziel für die, sagen wir mal nächsten zehn Jahre definieren? Denn irgendwann wird die Nachfrage nach Ultra-Wettbewerben auch abnehmen.

Walchshöfer: Das tut sie bei einigen Veranstaltungen jetzt schon. Deshalb wollen und müssen wir das beste Rennen haben, das Rennen, bei dem alle mitmachen wollen, weil die Qualität und Emotionalität herausragend sind. Und was noch ganz wichtig ist: Die Teilnehmer und ihre vielen Begleiter müssen sich in der Stadt Roth und im Landkreis wohlfühlen. Das sind die Dinge an denen wir arbeiten und die wir immer weiter verbessern wollen.

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