Wasserschlacht von Nürnberg: Waren Bedingungen irregulär?

4.12.2018, 15:20 Uhr
Wasser, überall Wasser: Der Rasen im Stadion war ein reines Feuchtgebiet.

© Nicolas Armer, dpa Wasser, überall Wasser: Der Rasen im Stadion war ein reines Feuchtgebiet.

Das Gemecker war groß nach dem Abpfiff der Bundesligapartie zwischen dem 1. FC Nürnberg und Bayer 04 Leverkusen (1:1). Vor allem auf Seiten der Gäste aus dem Rheinland herrschte Unverständnis, warum das Spiel überhaupt angepfiffen werden durfte. Grund für die Empörung war ein fast unbespielbares Geläuf im Nürnberger Max-Morlock-Stadion, das durch anhaltende Regenfälle schon vor der Partie einem Schwimmbad glich. Pfützen und Wasserlachen übersähten das Spielfeld, ein normaler Spielverlauf war größtenteils nicht möglich. Laut Leverkusen-Trainer Heiko Herrlich wurden seinem Team sogar "der Geschwindigkeits- und technische Vorteil genommen". Rudi Völler, der Manager der Werkself, legte in einem Interview bei Eurosport nach, denn "die Zeiten, um auf Schnee oder bei solchen Bedingungen zu spielen, sollten eigentlich vorbei sein". 

Es stellt sich im Nachgang also die Frage, warum Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus das Spiel überhaupt freigegeben hat. Laut einer Regel im DFB-Lehrbrief für Schiedsrichter wäre es zu verantworten gewesen, die Partie abzusagen. Ein mögliches Abbruchkriterium besagt, dass es im Ermessen des Unparteiischen liegt, dass Spiel abzubrechen oder abzusagen, wenn das Wetter die Platzverhältnisse dermaßen verschlechtert, sodass ein ordnungsgemäßes Spiel nicht mehr zu absolvieren ist. Steinhaus entschied sich nach einer Platzbegehung gegen eine Absage.

 

Dem Club dürfte das über die komplette Spieldauer etwas entgegengekommen sein, denn die spielerischen Vorteile, die Bayer zweifellos hat, wurden teilweise zunichte gemacht. Das beste Beispiel, dass das gestrige Spiel eher einer Lotterie glich, war ein Leverkusener Konter gegen Ende der Partie. Außenstürmer Karim Bellarabi war alleine unterwegs in Richtung Club-Torwart Fabian Bredlow, kein Nürnberger Verteidiger wäre dem ehemaligen Nationalspieler hinterher gekommen. Dem Leverkusener Torerfolg machte dann jedoch eine Wasserlache einen Strich durch die Rechnung. 

Falls sich Steinhaus anders entschieden hätte, wäre es nicht der erste Spielabbruch in Nürnberg wegen starken Dauerregens gewesen. Im Jahr 2008 gastierte der VfL Wolfsburg in der Noris, kurz vor Anpfiff setzte dann jedoch ein Platzregen ein. Der damalige Schiedsrichter Dr. Jochen Drees entschied sich vorerst, die Partie anzupfeifen. Die anhaltenden Regenfälle waren allerdings so gravierend, dass das Spiel zur Halbzeit abgebrochen wurde. Drees begründete seine damalige Entscheidung auf der Website des DFB folgendermaßen: "Der Ball blieb in Wasserlachen liegen, wurde bei Pässen unberechenbar schnell, die Spieler hatten keinen festen Stand mehr, und normale Laufwege waren nicht mehr möglich. Auch nachdem wir die Halbzeitpause um 30 Minuten verlängert hatten, war kein Nachlassen des Regens absehbar, und es hatten sich zunehmend Pfützen gebildet - dann musste ich das Spiel damals leider abbrechen." 

Viel hat dazu am Montag auch nicht gefehlt.

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