Wechsel im Club-Tor: Mathenias Pech ist Bredlows Glück

26.11.2018, 11:25 Uhr
Teamgeist! Obwohl Christian Mathenia und Fabian Bredlow Konkurrenten sind, wünschen sie sich nur das Beste.

© Sportfoto Zink / DaMa Teamgeist! Obwohl Christian Mathenia und Fabian Bredlow Konkurrenten sind, wünschen sie sich nur das Beste.

Der Torwart Fabian Bredlow hatte sich auf einen ruhigen Abend eingestellt. So wie das wahrscheinlich jeder Torwart macht, wenn er nur Ersatz ist. Nach dem 0:6 in Leipzig vor sieben Wochen hatte ihn sein Trainer auf die Bank komplimentiert, weil er der Ansicht war, dass es für seine Nummer eins besser wäre, bis auf weiteres die Nummer zwei zu sein.

Stabiler mit Mathenia

Die Bundesliga ist schließlich auch mental anstrengend, erst recht in einer Schießbude. 16 Gegentreffer hatte sich Bredlow eingefangen in sechs Partien, das eine oder andere, darin waren sich die sogenannten Experten einig, hätte er mit etwas mehr Körperspannung oder Glück verhindern können. Das weiß Bredlow natürlich auch – und zettelte noch in Leipzig eine Art Torwart-Diskussion an. "Wenn nicht jetzt, wann dann?" Es schien fast so, als sehnte er den Wechsel herbei.

Mit seinem Konkurrenten Christian Mathenia zwischen den Pfosten holte der Club seitdem zwar bloß zwei Punkte, wirkte ganz hinten aber stabiler. Bis am Samstag um kurz vor 19 Uhr, als Mathenia beim Herauslaufen ein slapstickreifes Missgeschick passierte. Mit dem rechten Fuß und grätschend wollte er vor Steven Skrzybski klären, traf den Ball nicht – und verletzte sich am rechten Knie.

Gestern stellten die Ärzte eine Kapsel- und Sehnenverletzung fest, Mathenia wird heuer nicht mehr zur Verfügung stehen. Nach Mikael Ishak, Eduard Löwen und Enrico Valentini beklagt der Aufsteiger bereits die vierte mehr oder weniger schwer verletzte Stammkraft. Normal ist das nicht. Wie so vieles im Herbst 2018.

Also doch wieder Bredlow. "Keiner der beiden hebt sich deutlich ab, ich sehe sie nicht weit auseinander", wiederholt sich Köllner, der sich im Sommer zunächst auf Bredlow festgelegt hatte, seine Rangliste aber früh korrigieren musste. Selbstverständlich wollte er zurück in den Kasten, so Bredlow, "aber nicht unter diesen Umständen, ich wünsche niemandem eine Verletzung"; weil es zunächst so aussah, als sei alles halb so schlimm, setzte er sich nach ein paar Aufwärmübungen wieder hin. Erst nach einem weiten Abschlag kurz vor der Pause inklusive Aufschrei "wusste ich, dass es für ihn nicht mehr weitergeht", sagte Bredlow, "das ist natürlich äußerst bitter für ihn".

Ihr Trainer verwies auf den erst kürzlich neu verlegten Rollrasen; weil am Montag die deutsche Nationalmannschaft in der Arena zu Gast war und die Wiese zuvor in einem offenbar nicht nationalmannschaftswürdigen Zustand, musste getauscht werden. Mit der Konsequenz, dass in der Kürze der Zeit und bei nasskalter Witterung die Nähte nicht richtig zusammenwachsen konnten. So ein Spalt soll Mathenia zum Verhängnis geworden sein, was die Fernsehbilder allerdings nicht belegen können.

"Es geht immer weiter"

Die Zuschauer in Gelsenkirchen verabschiedeten den Pechvogel mit Applaus und begrüßten auch Bredlow ausgesprochen freundlich. "Die Kulisse war super", sagte die Nummer zwei, die jetzt plötzlich wieder die Nummer eins ist. Dass Bredlow in 50 Minuten dreimal hinter sich greifen musste, war nicht seine Schuld, das 3:1, 4:2 und 5:2 hatten seine zögerlichen Vorderleute zu verantworten.

"Es ist uns schon ein paar Mal gezeigt worden, dass kleine Fehler in der Bundesliga sofort bestraft werden, das war auch heute so", sagte Bredlow, vom nächsten Untergang wollte er trotzdem nicht sprechen. Deutlich wurde es schließlich erst ab der 84. Minute und in Unterzahl, als die Kräfte schwanden. Das 2:5 "fühlt sich nicht ganz so schlimm an", so Bredlow, da haben sie und hat speziell er schon ganz andere Erfahrungen sammeln müssen im Rundenverlauf.

 

Zumindest den Samstag wird er in guter Erinnerung behalten. "Ich habe das Drumherum richtig genossen und ganz entspannt die Choreo angeguckt", bis zur 40. Minute hatte ja wenig darauf hingedeutet, dass er seine Komfortzone am Spielfeldrand wieder verlassen muss. Von hinten musste er dann mit ansehen, wie sich seine Mannschaft in der Rückwärtsbewegung übertölpeln ließ. "Den einen oder anderen Fehler haben wir nicht zum ersten Mal gemacht", ist Bredlow aufgefallen, sich selbst konnte er zumindest am Samstagabend nicht gemeint haben.

Und das Schöne am Fußball, selbst nach einem 0:6 oder 2:5? "Es geht immer weiter." Für ihn und seinen Club allerdings erst am Mittwoch. Der Trainer gab vor dem Montagsspiel gegen Leverkusen drei Tage frei.

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