Nationalspieler Weinhold: "Wir wollen begeistern"

11.1.2019, 14:45 Uhr
Ein Wurf, ein Tor und eine Zwei-Minuten-Strafe lautet die Statistik für Steffen Weinhold im Auftaktspiel gegen Korea.

© Michael Kappeler Ein Wurf, ein Tor und eine Zwei-Minuten-Strafe lautet die Statistik für Steffen Weinhold im Auftaktspiel gegen Korea.

FN: Herr Weinhold, die Weltmeisterschaft im eigenen Land steht an. Beim letzten WM-Turnier in der Heimat holte die deutsche Mannschaft 2007 den Titel. Erinnern Sie sich noch, wo und mit wem Sie das Finale gegen Polen damals verfolgt haben?

Steffen Weinhold: Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in Erlangen im "Spruz" war – eine Handballer-Kneipe, wo wir früher nach den Spielen auch öfter waren. Da habe ich das Finale mit einigen Mitspielern und Leuten aus dem HCE-Umfeld verfolgt.

FN: Begonnen hat für Sie alles in Altenberg und Zirndorf, wo Sie Ihre handballerische Ausbildung genossen haben. Welchen Kontakt haben Sie heute noch zu den Vereinen?

Weinhold: Leider ist nicht mehr so viel Zeit, um zu Hause zu sein. In der Summe komme ich vielleicht für eine Woche im Jahr heim – und das ist wahrscheinlich hochgegriffen. Über Familie und Freunde bekomme ich aus Zirndorf hin und wieder mal was mit. In Altenberg habe ich auch einen Kontakt, weil ich im Förderverein bin.

"80 bis 100 Spiele im Jahr"

FN: Nur rund ein Jahr später haben Sie im Februar 2008 in St. Gallen gegen die Schweiz Ihr Länderspieldebüt gefeiert. Sie sind jetzt also schon ein Jahrzehnt dabei. Das Jahr 2016 mit dem EM-Titel in Polen und Olympia-Bronze in Rio de Janeiro dürfte aber das beste in Ihrer Erinnerung sein, oder?

Weinhold: Nach dem WM-Titel 2007 war es ja ein bisschen mau. Wir hatten eine Durststrecke von drei oder vier Jahren. Auch für Olympia 2012 hatten wir uns nicht qualifiziert. 2013 war dann meine erste WM in Spanien, wo wir mit einer jungen Mannschaft Fünfter geworden sind. 2016 war aber sicherlich das beste Jahr mit der Nationalmannschaft.


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FN: Nach den Highlights im Jahr 2016 hatten Sie extrem viel mit Verletzungen zu kämpfen. Wie schwer war diese Zeit für Sie selbst?

Weinhold: Man möchte immer gesund sein. Die Belastung war mit WM, EM, Champions League, Bundesliga und DHB-Pokal enorm hoch. Wenn du nicht verletzt bist, kommst du dann auf 80 bis 100 Spiele im Jahr. Leider waren auch zwei, drei langwierigere Verletzungen dabei. Das ist nie leicht.

FN: Das letzte große Turnier mit der Nationalmannschaft verlief sehr enttäuschend, mit Julius Kühn (Kreuzbandriss) fällt nun einer der großen Hoffnungsträger für die Heim-WM verletzungsbedingt aus. Was sehen Sie als realistische Zielsetzung an?

Weinhold: Julius ist schon ein großer Ausfall für uns. Er ist einer unserer stärksten Rückraumspieler – vor allem aus der zweiten Reihe. Mit ihm fehlt uns Wurfkraft. Generell ist die Spitze aber sehr breit und liegt sehr eng beieinander. Es gibt sieben oder acht Mannschaften, die am Ende oben stehen könnten. Objektiv betrachtet sind drei oder vier Mannschaften aber schon noch ein wenig vor uns. Unser Ziel ist, einen Handball zu spielen, der die Zuschauer begeistert und sie mitnimmt. Sollten wir in die Hauptrunde kommen, ist die Konstellation aber auch so, dass du mit Frankreich, Spanien und Kroatien zwei Favoriten hinter dir lassen musst, um ins Halbfinale zu kommen.

Potenzial noch nicht ausgeschöpft

FN: Bevor Ihre Karriere so richtig ins Rollen gekommen ist, haben Sie auch beim HC Erlangen (2002 bis 2007) gespielt. Wie bewerten Sie die aktuelle sportliche Situation beim HCE?

Weinhold: Erlangen wird nie in die Bredouille kommen – auch vom Kader, den sie haben –, etwas mit dem Abstieg zu tun zu haben. Da wurden schon wirtschaftliche Rahmenbedingungen geschaffen, die unglaublich interessant sind. Es ist ein Verein, der großes Potenzial hat. Was dem Verein, glaube ich, guttun würde, wäre eine Halle wie in Wetzlar oder Flensburg. Eine Halle, wo du circa 5000 Zuschauer und so eine richtige Heimspiel-Atmosphäre hast. Da könnte man, glaube ich, langfristig noch mehr rausholen, wenn man weiter nach oben möchte.


DHB-Auswahl glückt WM-Auftakt


FN: Auf Ihrer Position spielt in Erlangen Christoph Steinert (28), der im Sommer zum SC Magdeburg zurückkehren wird. Er hat eine gute Entwicklung genommen und ist unter den zehn besten Torschützen der Bundesliga zu finden. Kann er nach seiner Nominierung für den vorläufigen deutschen 28er-Kader zur Heim-WM längerfristig ein Mann für die A-Nationalmannschaft werden?

Weinhold: Ich glaube, da sind für alle die Türen offen – genauso auch für ihn. Letztendlich hat da jeder die Möglichkeit, mit guten Leistungen reinzukommen.

FN: Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Könnte es passieren, dass Sie irgendwann nochmal in Erlangen spielen werden?

Weinhold: Das weiß ich noch nicht, das ist noch ein bisschen weit weg. Letztendlich gibt es viele Möglichkeiten. Ich kann mir sehr viel vorstellen. Natürlich bin ich der Region wegen der Familie und allem aber sehr verbunden.

 

 

 

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