"Wenig Platz für Sentimentalitäten": Verbeek trifft FCN wieder

15.9.2016, 09:24 Uhr

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NZ: Herr Verbeek, das kommende Duell ist bereits Ihr viertes gegen den FCN. Mit welchen Gefühlen gehen Sie in das Spiel?

Gertjan Verbeek: Mit dem Gefühl, das Spiel gewinnen zu wollen. Platz für Sentimentalitäten ist da wenig. Natürlich freue ich mich, wenn ich einen ehemaligen Mitarbeiter wiedersehe. Doch von den Spielern, die damals da waren, ist kaum noch jemand dabei.

NZ: Die Nürnberger sind bislang unter den Erwartungen geblieben und haben einige verletzte Spieler zu beklagen. Was für ein Spiel kann man angesichts dieser Umstände erwarten?

Verbeek: Verletzte oder gesperrte Spieler gehören beim Fußball dazu. Wir schauen nur auf uns und unsere Leistung, wollen unseren Fans ein attraktives Spiel bieten und mit einem Sieg ins Wochenende starten.

NZ: Sie arbeiten seit Januar 2015 in Bochum. Wie fällt Ihr persönliche Bilanz aus?

Verbeek: Wichtig ist, wo wir jetzt stehen und wo wir hinwollen. Wir haben einen Prozess gestartet, der erfolgreich angelaufen ist, der aber einen erneuten Umbruch zu verkraften hat.

NZ: Leistungsträger wie Terodde und Bulut sind gegangen. Die Transfererlöse wurden vor allem in junge und hoffnungsvolle Spieler investiert, die aber zuletzt in ihrer Entwicklung stagnierten. Welche Erwartungen haben Sie an die sportliche Zukunft?

Verbeek: Ich bin nicht der Ansicht, dass die von Ihnen angesprochenen jungen Spieler in ihrer Entwicklung stehen geblieben sind. Im Gegenteil, sie sind von ihrem Basispotenzial weiter als der Großteil jener Spieler, die der VfL in den vergangenen Jahren nach Bochum geholt hat. Nun sind wir dabei, sie mit unserer Philosophie und der VfL-Fußballkultur vertraut zu machen. Das ist ein Prozess, der in der Tat nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen ist. Aber sie machen Fortschritte, große Fortschritte.

NZ: Beim 0:2 in Würzburg hatte man den Eindruck, dass der letzte Pass in die Tiefe gefehlt hat und dass über die Außenbahnen kein entscheidender Druck aufgebaut wurde. Wie wollen Sie das Problem beheben?

Verbeek: Es ist immer wieder erstaunlich, wie die subjektive Wahrnehmung trügen kann. Fakt ist: Wir haben gegen Würzburg mehr Torschüsse zu verzeichnen gehabt als die Gastgeber und mehr als doppelt so viele Flanken hereingebracht. Tom Weilandt hat mehr Torschussvorlagen geliefert als irgendein Würzburger. Fast jeder zweite Ball ist beim VfL gelandet. Druck aufs gegnerische Tor war also genug da, wir waren die bessere Mannschaft. Nur die gewinnt nicht immer, das ist im Fußball so.

Beim Spiel ist der Puls hoch

NZ: Sportvorstand Christian Hochstätter kritisierte nach dem Spiel in Würzburg die Schiedsrichterleistung. Sie blieben hingegen sehr ruhig. Hängt das damit zusammen, dass Sie gelassener geworden sind oder mit den hohen Strafen seitens des DFB? Den Strafenkatalog haben Sie ja bereits zu Nürnberger Zeiten kritisiert.

Verbeek: Ich konzentriere mich in der Analyse auf die Leistung meiner Mannschaft. Das bin ich aus den Niederlanden so gewohnt. Wenn Christian Hochstätter die Leistung des Schiedsrichters kritisiert, ist das sein gutes Recht. Und ich werde ihm da nicht widersprechen, denn er versteht schließlich eine Menge vom Fußball.

NZ: Sie haben sich eine Uhr zugelegt, die Pulswerte und andere Daten anzeigt. Was hat Sie auf diese Idee gebracht?

Verbeek: Nicht nur ich trage eine solche Uhr, auch die Spieler tragen so etwas. Es ist ganz gut, um zu kontrollieren, was und in welchen Bereichen man was macht. Vor allem in den Ruhephasen, wenn man schläft oder sich ausruht. Denn richtige Erholung und Regeneration sind mindestens so wichtig wie Aktivität.

NZ: Wie hoch ist Ihr Puls nach aufreibenden Spielen?

Verbeek: Nach Abpfiff geht’s. Beim Spiel ist er höher, aber nicht viel.

NZ: Sie pflegen einen sehr offenen Umgang mit den Medien. Es fällt auf, dass die holländischen Trainer ihre Meinung gegenüber den Medien offensiv ansprechen. Man denke da an Stevens oder van Gaal. Ist das Zufall?

Verbeek: Das hat vielleicht mit der Mentalität zu tun. In den Niederlanden geht man wesentlich direkter miteinander um.

NZ: Wenn man den Fußball so emotional lebt wie Sie, dann benötigt man sicher auch Momente der Entspannung. Inwieweit dient da Ihr selbst gebautes Holzhaus als Rückzugsort?

Verbeek: Es ist gut, um kreativ zu sein. Denn es gibt immer etwas zu tun. Das ist bei einer Fußballmannschaft auch so.

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