Wenn Schmerz zu Freude wird: Die Qualen des Guido B.

21.3.2016, 14:55 Uhr
Sind das noch Schmerzen oder ist das schon Freude? Guido Burgstaller stehen die Strapazen ins Gesicht geschrieben.

© Sportfoto Zink Sind das noch Schmerzen oder ist das schon Freude? Guido Burgstaller stehen die Strapazen ins Gesicht geschrieben.

90+4. Das Stadion tobt, die Teamkollegen rasen vom Glück berauscht auf ihn zu, doch Guido Burgstaller ist nicht nach Feiern zu Mute. Der Österreicher hat gerade mit seinem Tor zum 3:1 den Deckel auf ein mitreißendes, hochklassiges Spitzenspiel der 2. Bundesliga gemacht und alle, die es mit dem Club halten, in pure Ekstase versetzt. Dass man es ihm in diesem Moment nicht ansieht, ist allzu menschlich.

Denn Burgstaller hat am Sonntag einmal mehr all das offenbart, wofür ihn die Club-Fans lieben: Kein Spieler schoss öfter auf das gegnerische Tor (viermal), keiner warf sich in mehr Zweikämpfe (38), keiner schlug mehr Flanken (vier). Nur Sebastian Kerk (acht) legte mehr Torschüsse auf als Nürnbergs Toptorjäger (vier). Kein Wunder also, dass Burgstaller einfach nur ausgepumpt wirkte, hatte er doch einmal mehr sein Herz auf den Rasen gelegt.

Weil auch seine Teamkollegen ihm in Sachen Einsatz kaum nachstanden, feierten über 40.000 Fans im Stadion den nächsten Heimsieg, den neunten, was ligaweit Bestwert bedeutet. Mit Wucht, Leidenschaft und Entschlossenheit hatte der FCN nach dem Rückstand auf die Wende gedrängt und mit fast schon beängstigender Selbsverständlichkeit das Spitzenspiel tatsächlich gedreht - und zwar hochverdient. Elf Eckbälle erarbeitete sich die Weiler-Truppe, Leipzig nur drei. 20 Mal schossen die Hausherren auf das Tor, RB verzeichnete sieben Versuche weniger. Innerhalb des Strafraums ist das Torschussverhältnis mit 13:4 noch deutlicher.

Damit ist der 1. FC Nürnberg seit nun 17 Spielen ungeschlagen, genau eine halbe Saison also. Elf der letzten 13 Partien gewann der FCN sogar, zudem bleibt er als einzige Mannschaft auf eigenem Rasen unbezwungen - erstligareife Werte. "Trotzdem müssen wir jetzt die Kirche im Dorf lassen und weiter hart arbeiten", trat Burgstaller nach dem Spiel auf die Bremse.

Die Kirche im Dorf lässt auch sein Trainer René Weiler gerne, das wurde bei seinem Auftritt in der BR-Sendung "Blickpunkt Sport" einmal mehr deutlich. Der besonnene Schweizer mahnte, man müsse weiter "von Spiel zu Spiel denken". Dabei kann er sich nun allerdings etwas Zeit lassen, denn wegen der Länderspielpause steht der nächste Zweitliga-Termin erst am 3. April im Kalender, auswärts beim FSV Frankfurt. Genug Zeit zum Erholen also. Das dürfte auch Guido Burgstaller recht sein.

Wobei, so richtig erholen kann sich der nimmermüde Angreifer nicht. Am Montag wurde er von Nationalcoach Marcel Koller für die österreichische Landesauswahl nachnominiert. Burgstaller, der bisher auf sieben Länderspieleinsätze kommt, rückt für den Leipziger Marcel Sabitzer nach, der aufgrund von Zahnproblemen für die Partien gegen Albanien und die Türkei absagen musste.

 

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