Wie Perego Bambergs Basketballer und Fans versöhnen will

15.1.2019, 12:17 Uhr
Wie Perego Bambergs Basketballer und Fans versöhnen will

© Foto: Hans-Martin Issler/Zink

Die Stimme von Federico Perego klang so, als hätte er bereits in vielen Auszeiten gegen die höllisch laute Beschallung in der Bamberger Arena angeschrien; rau, brüchig, mitgenommen. Sein erstes Heimspiel als Cheftrainer wird Perego allerdings erst am Sonntag (18 Uhr) bestreiten, wenn die Telekom Baskets Bonn an der Forchheimer Straße zum Pokal-Halbfinale vorbeischauen, vielleicht lag es einfach daran, dass der 34 Jahre alte Italiener seit Samstag seine Stimmbänder nicht mehr hatte schonen können.

Am Samstagabend hatten die Basketballer von Brose Bamberg mit einer zwischen Lustlosigkeit und Überforderung oszillierenden Leistung gegen Rasta Vechta die Verantwortlichen des Vereins zum Handeln gezwungen, am Sonntag erklärte sich Perego bereit, den Posten von Ainars Bagatskis zu übernehmen, und als die Nachricht in der Welt war, stand sein Handy nicht mehr still. Wie "fünfmal Weihnachten zusammen" habe sich die Beförderung zum Cheftrainer angefühlt, sagte Perego, als er am Montag im Trainingszentrum in Strullendorf den Medienvertretern von seinem Wochenende erzählen sollte. Viele Wegbegleiter wollten ihm gratulieren, darunter auch Andrea Trinchieri, sein ehemaliger Chef bei Brose Bamberg.

"Junge des Vereins"

Federico Perego hat einen steilen Aufstieg hingelegt. Als Spieler war sein Talent laut eigener Aussage begrenzt, also strebte er früh eine Trainerkarriere an. Mit 24 Jahren arbeitete er in seinem Heimatland erstmals als Assistent bei einem Profi-Team, 2013 gewann er mit Paffoni Omegna den italienischen Supercup, 2014 wurde er Teil des Stabs von Andrea Trinchieri, der drei Meisterschaften und einen Pokalsieg nach Bamberg holte. Als der Erfolg ausblieb und Trinchieri im Februar 2018 gehen musste, machte Perego weiter. Seine Vereinstreue zahlt sich nun aus.


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Er sehe sich als "Junge des Vereins", sagte Perego am Montag, weshalb er natürlich mit Ja antwortete, als ihn der Verein – "die Familie", wie er Brose Bamberg nennt – fragte, ob er die strauchelnde Mannschaft übernehmen wolle. Fast zeitgleich war der wesentlich erfahrenere Sasa Obradovic in Krasnodar entlassen worden. Auch der Name des früheren Alba-Coaches wurde in Bamberg gehandelt, eine Option sei er aber nicht gewesen, betonte Geschäftsführer Arne Dirks, und: "Wir sehen Federico nicht als Notnagel, wir glauben, dass er die Mannschaft führen kann."

Führung, eine neue Ausrichtung, mehr Leidenschaft, all das brauchen Bambergs Basketballer nun. Die Auftritte gegen Bayreuth und Vechta hätten gezeigt, "dass es in der Mannschaft nicht stimmt", so Dirks. Dass Bagatskis im Sommer einen Vertrag über zwei Jahre unterschrieben hatte, hinderte den Aufsichtsrat nicht an seiner Entscheidung.

"Werden Gesicht verändern müssen"

Tatsächlich lässt sich der Schritt nicht alleine mit der sportlichen Bilanz erklären. In der Bundesliga ist Bamberg durch die jüngsten Niederlagen um zwei Plätze abgerutscht, dennoch hat der Klub noch in allen Wettbewerben Titelchancen. Es geht vielmehr darum, dass sich der Graben zwischen Verein und Mannschaft sowie den Anhängern nicht vertieft. Nachdem sich beide Seiten schon in der durchwachsenen Vorsaison auseinandergelebt hatten, ist die Geduld auf den Rängen überschaubar.

Genau da will Perego ansetzen. "Wir werden unser Gesicht verändern müssen", sagt der neue Cheftrainer. Er will, dass der Ball besser bewegt wird, sich die Spieler in der Verteidigung mehr unterstützen und ihr Bestes auf dem Feld geben. Die Siege kommen dann von ganz alleine, glaubt er.

Ob dasselbe Personal ein neues Gesicht aufsetzen kann und ob diese sehr heterogen zusammengestellte Mannschaft bereit ist zu kämpfen, wird mindestens so spannend zu beobachten, wie sich Federico Perego als Cheftrainer macht. Er gilt als großer Basketball-Fachmann, ob er auch ein guter Moderator ist, muss sich aber erst noch zeigen. "Es ist ein Unterschied, ob man im Hintergrund arbeitet oder im Vordergrund steht", sagte er am Montag. An seiner Stimme ließ sich der Unterschied bereits erkennen.

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