Wittek soll auch in Fürth zur Identifikationsfigur werden

19.7.2017, 05:52 Uhr
Junger Mann mit Zugkraft: Maximilian Wittek soll das Kleeblatt nach vorne bringen.

© Sportfoto Zink / WoZi Junger Mann mit Zugkraft: Maximilian Wittek soll das Kleeblatt nach vorne bringen.

Als am vergangenen Donnerstag der TSV 1860 München sein erstes Regionalliga-Spiel in Memmingen mit 4:1 gewann, saß knapp drei Autostunden entfernt ein junger Fußballspieler in seinem Hotelzimmer in Tirol und fieberte noch einmal mit seiner alten Mannschaft mit. Seit diesem Sommer spielt Maximilian Wittek für die Spielvereinigung Greuther Fürth. Er soll hier den zu Fortuna Düsseldorf gewechselten Niko Gießelmann vergessen machen.

Doch für den Außenspieler war es kein normaler Wechsel – es war das Ende eines ganzen Lebensabschnittes. Zum ersten Mal seit 14 Jahren wird Wittek kein weiß-blaues, sondern ein weiß-grünes Trikot tragen. Mit sechs stand er das erste Mal als Fan im Stadion in München, mit acht kam Wittek als Spieler zu seinem Lieblingsverein. Von der U9 spielte er sich bis zu den Profis nach oben.

"Da war nur Leere"

Dass diese märchenhafte Laufbahn bei den Sechzgern irgendwann enden würde, war abzusehen. Wittek war U 20-Nationalspieler für den DFB und hat trotz seines jungen Alters schon 71 Zweitliga-Spiele auf dem Buckel. Im Sommer wollte ihn trotz des Abstiegs die halbe 2. Bundesliga verpflichten. Aber dass seine letzte Spielzeit bei den Blauen so endet, in dem Chaos der verlorenen Relegation, dem Absturz in die Regionalliga, dem Ärger um den Investor, das war nicht zu erwarten. Wittek hatte lange daran zu knabbern. "Die ersten drei, vier Tage nach der Relegation waren elendig", erzählt er: "Da war nur Leere."

Sein Vertrag endete im Juni, er konnte die Löwen ablösefrei verlassen. Doch erst im Urlaub habe er etwas Abstand gewinnen können: "Ich habe realisiert, was passiert ist und konnte die Saison reflektieren: Was nimmt man mit, was kann man abhaken?"

"Icke" war das Idol 

Mit nach Fürth soll er Eigenschaften bringen, nach denen das Kleeblatt gesucht hat: Er soll als Linksverteidiger das Spiel mit Tempo über die Außen vorantreiben und gute Standards schießen. Früher war Thomas Häßler Witteks Idol – "auch ein kleiner, wuseliger Spieler und ein super Freistoßschütze", erklärt er. Wobei Wittek momentan vor allem ein Spezialist für Ecken ist, direkte Freistöße hat er in den letzten Jahren im Training ein wenig vernachlässigt. Weil es in München immer einen gab, der sie noch besser schießen konnte. "Ein Fehler, das war falsches Denken", sagt er im Rückblick.

Im Testspiel gegen Viktoria Pilsen glückte Wittek jedoch prompt eine Torvorlage durch einen schnittigen Eckball. "Gerade in der Zweiten Liga sind Standards eine Waffe, die man haben muss", sagt er.

Er hat einen Verein gesucht, bei dem sich junge Spieler entwickeln können, ohne die Aufregung, die 1860 in den letzten Jahren begleitet hat. Für drei Jahre hat er in Fürth unterschrieben. "Ich möchte den Weg hier mitgehen, ich kann mich damit identifizieren", sagt Wittek. In München spielte er zuletzt den rechten, offensiven Außenverteidiger. In Fürth wird er wohl wieder auf der linken Seite zum Einsatz kommen. Sein größter Konkurrent ist Dominik Schad, aber momentan spricht wenig dagegen, dass Wittek wie bislang in jedem Vorbereitungsspiel auch zum Saisonauftakt in Darmstadt in der Startelf stehen wird.

Das Vorbild: ein Bayernspieler

Bei den Sechzgern tat er das in der Rückrunde nicht immer, sechsmal ließ Trainer Pereira ihn auf der Bank. "Es gehört dazu, dass man mal schwerere Zeiten durchmacht. Wenn es gut läuft, dann braucht man niemanden außen rum. Erst wenn es schlecht läuft, sieht man, auf wen man sich verlassen kann", sagt Wittek.

In Tirol wirkte er wie ein bodenständiger, nahbarer Typ, der sich schnell ins Team integriert hat. Einer, der sich nach dem Training noch mit den Fans verquatscht und der sich die Geburts- und Sterbedaten von Opa, Oma und Uroma auf den Oberarm hat tätowieren lassen. Und einen Löwen. Der hat eine Doppelbedeutung: Es ist auch Witteks Sternzeichen. Sein Fokus hat sich in den vergangenen Jahren sowieso erweitert. Heute schaut sich Wittek lieber etwas von Marcelo und David Alaba ab als vom Ex- Löwen Thomas Häßler. Auch, wenn Alaba ein Bayernspieler ist. "Naja", sagt Wittek, "man kann eben nur von den Besten lernen."

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