WM: Biathleten schalten in den Angriffsmodus

4.3.2015, 20:24 Uhr
Franziska Hildebrand und die Skijäger des DSV haben bei der WM große Ziele.

© Antonio Bat (dpa) Franziska Hildebrand und die Skijäger des DSV haben bei der WM große Ziele.

„Wer eine Medaille möchte, muss erst einmal an uns vorbei“, sagt Franziska Hildebrand und unterstreicht damit das wiedergewonnene Selbstbewusstsein. Beim Auftakt der Weltmeisterschaft am Donnerstag (17.15 Uhr/ZDF und Eurosport) in Kontiolahti leisten sich die Skijäger sogar den Luxus, in der Mixed-Staffel auf ihre Besten zu verzichten.

Nicht Franziska Hildebrand, Laura Dahlmeier, Arnd Peiffer und Simon Schempp, sondern Luise Kummer, Franziska Preuß, Daniel Böhm und Benedikt Doll laufen. Der dreimalige Olympiasieger Michael Greis wundert sich bereits, dass „Deutschland nicht in Bestbesetzung“ antritt. „Vor diesem Hintergrund muss man mit den Erwartungen sicher vorsichtiger sein, wenngleich alle vier zu großen Leistungen fähig sind“, schrieb der Allgäuer in seiner Kolumne für „eurosport-yahoo.com“.

Titelverteidiger Norwegen macht es im Mixed ähnlich wie die Deutschen, verzichtet auf Rekordweltmeister Ole Einar Bjørndalen und Emil Hegle Svendsen. Die Franzosen dagegen laufen in Bestbesetzung mit Weltcup-Spitzenreiter Martin Fourcade. Männer-Bundestrainer Mark Kirchner wollte Kritik erst gar nicht aufkommen lassen. „Wir haben sechs homogene und leistungsstarke Athleten. Die WM ist lang und hart.“ Auch Damen-Bundestrainer Gerald Hönig erklärte so seine Aufstellung. „Wir haben extrem schwere Bedingungen. Das zweite Wochenende mit Massenstart und Frauen-Staffel, das sind dann die Wettkämpfe, wo wir wirklich noch ein paar Pfeile im Köcher haben wollen, um dann unsere Medaillen-Chancen, die ich dort am meisten sehe, nutzen zu können.“

In Sprint und Verfolgung am ersten WM-Wochenende gehören Schempp und Peiffer zu den Mitfavoriten und werden deshalb genau wie Franziska Hildebrand und Laura Dahlmeier geschont. „Ich bin in diesem Jahr achtmal im Weltcup auf dem Siegerpodest gestanden. Da kann ich ja schlecht sagen, dass das bei der WM nicht möglich ist“, gab sich der dreimalige Saison-Sieger Schempp selbstbewusst.

Nach den historischen Tiefs in den letzten beiden Jahren haben sich die Deutschen in diesem Winter so gut verkauft, dass es wieder Erwartungen gibt. Bei der WM 2013 in Nove Mesto und bei Olympia 2014 in Sotschi sprangen jeweils nur zwei Medaillen heraus, Gold war nicht dabei. Nun hofft eine der gewinnbringendsten Sparten im Deutschen Skiverband (DSV) nach 23 Podestplätzen in dieser Saison auf reiche WM-Ausbeute. Die Stars von einst trauen dem Team viel zu. „Ich denke, wir können einiges erwarten“, prophezeit Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner. Für Greis sind die „Aussichten so gut wie schon lange nicht mehr“. Auch Andrea Henkel glaubt an „einige Medaillen“.

Kontiolahti ist ein gutes Pflaster

Kati Wilhelm kommt bei ihrer Hochrechnung sogar auf sechsmal Edelmetall und ist selbst überrascht: „Oh Gott, das sind ja Zahlen aus der guten alten Zeit.“ Mit die besten Tage erlebte das deutsche Team bei der WM 1999 - ebenfalls in Kontiolahti. Auch wenn nahe der russischen Grenze wegen eisiger Temperaturen nicht viel ging und die Titelkämpfe erst vier Wochen später beim Weltcup-Finale in Oslo beendet wurden. Zehn DSV-Medaillen gab es seinerzeit, sechs goldene waren darunter. Und es gab viele skurrile Begebenheiten, um die WM zu retten. „Diejenigen, die dabei waren, erzählen noch heute Horrorgeschichten“, sagt Schempp.

Nach den ersten Trainingseinheiten im Schmuddelwetter freute sich die Medaillenhoffnung über die moderaten Temperaturen. „So kalt ist es ja zum Glück nicht.“ Deshalb wird Franziska Preuß ihre dicken Klamotten, die sie extra eingepackt hat, nicht benötigen.

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