Wollscheid: "So darf man sich nicht präsentieren"

28.1.2012, 19:00 Uhr
Club-Verteidiger Philipp Wollscheid hatte gegen Hannover 96 alle Hände voll zu tun und zeigte sich nach dem Schlusspfiff selbstkritisch.

© dpa Club-Verteidiger Philipp Wollscheid hatte gegen Hannover 96 alle Hände voll zu tun und zeigte sich nach dem Schlusspfiff selbstkritisch.

Kurz danach war Feierabend – Hannover 96 hatte den hauchdünnen 1:0-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg über die Zeit gerettet. Von einem Zittersieg für die zuvor kurioserweise genau 96 Tage sieglosen 96er zu sprechen, ist allerdings unangebracht. Die finale Dramatik täuscht hinweg über den Spielverlauf. Denn der Club konnte dem Europa-League-Teilnehmer nur in der zweiten Halbzeit Paroli bieten. Durchgang eins hatten die Franken völlig verschlafen.

Folgerichtig erzielte Hannovers Torjäger Mohammed Abdellaoue in der 18. Minute die hochverdiente Führung. All jene Tugenden, die zuvor bei den glatten Siegen in Leverkusen (3:0) und gegen Hertha BSC (2:0) zum Tragen kamen, ließen die Franken vermissen. „Mir fehlen die Worte, wenn ich an die Leistung vor der Pause denke. Das war absolut nicht in Ordnung“, kritisierte Kapitän Raphael Schäfer den leblosen, von Fehlern und Konzentrationsmängeln geprägten Auftritt in der ersten Hälfte.

„Das war leidenschaftslos, da hat die Kampfkraft gefehlt. So darf man sich nicht präsentieren“, räumte auch Verteidiger Philipp Wollscheid schonungslos ein. Dass es für die bis dato klar dominierenden Gastgeber noch einmal eng wurde, lag zum einen an der ungleich besseren Einstellung der Club-Profis nach der lautstarken Kabinenpredigt von Trainer Dieter Hecking, aber auch an dessen taktischer Umstellung.

Er krempelte sein Mittelfeld um und schickte für „Wadlbeißer“ Almog Cohen mit Tomas Pekhart einen dritten Stürmer auf den Platz.

Dessen Hechtkopfball in der 56. Minute konnte Torwart Ron-Robert Zieler gerade noch entschärfen. „In der zweiten Halbzeit haben wir endlich Druck aufgebaut und uns Chancen erarbeitet. Da hat man dann gesehen, dass wir unbedingt etwas mitnehmen wollten“, bilanzierte Hecking, der bei einer weiteren Schlüsselszene Schiedsrichter Marco Fritz aus Korb als Sündenbock ausmachte.

In der 59. Minute hatte Emanuel Pogatetz den aufgerückten Philipp Wollscheid im Strafraum derart rüde und unfair attackiert, dass es nach Heckings Einschätzung eigentlich die Rote Karte für den 96-Abwehrspieler und Elfmeter für den Club hätte geben müssen. „Das war bereits das siebte Spiel in dieser Saison, in dem ich so eine Schiedsrichter-Entscheidung zu monieren habe. Das ist sehr ärgerlich, weil es Punkte kostet“, wetterte der Club-Coach.

Letztendlich bleibt ihm und seiner Mannschaft nichts anderes übrig, als die ärgerliche Niederlage ganz schnell abzuhaken. „Wir haben leider die große Chance verpasst, uns ein wenig den Druck zu nehmen vor den schwierigen Aufgaben in den nächsten Wochen“, ärgerte sich Schäfer mit Blick auf das Heimspiel gegen Meister Borussia Dortmund am kommenden Freitag und das richtungweisende Kellerderby beim FC Augsburg neun Tage später. Schäfer ergänzte trotzig: „Wie auch immer: da müssen Punkte her!“

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