Wurtz hatte den Kleeblatt-Sieg auf dem Fuß

16.12.2014, 20:12 Uhr
Johannes Wurtz hätte zum Matchwinner am Dienstagabend werden können. Doch der 22-Jährige vergab seine Chancen reihenweise.

© Sportfoto Zink / MiWi Johannes Wurtz hätte zum Matchwinner am Dienstagabend werden können. Doch der 22-Jährige vergab seine Chancen reihenweise.

64 Jahre alt ist die Haupttribüne im Ronhof. Ob es sie noch länger geben soll, darüber stimmt am Mittwoch der Fürther Stadtrat ab. Die Spielvereinigung möchte das Stadion für insgesamt 15 Millionen Euro umbauen und benötigt dafür Zuschüsse und eine Bürgschaft der Kommune. "Überlebenswichtig für die Spielvereinigung" sei die Entscheidung des Rats, sagen die Kleeblatt-Funktionäre.

Die Deutsche Fußball-Liga segne die veraltete Infrastruktur des Stadions seit Jahren nur mit einer Sondergenehmigung ab. Mit der Modernisierung würde auch die Haupttribüne durch eine neue ersetzt - mit Vip-Logen, die zusätzliche Einnahmen brächten. Geld, das die Fußball-KG dringend braucht, um den Anschluss an die Konkurrenz nicht zu verlieren.

Um einen ganz anderen Anschluss ging es fürs Kleeblatt am Dienstagabend - den in der Tabelle. Gegen den VfL Bochum durften das diesmal drei andere Spieler versuchen als noch beim 0:1 gegen Leipzig. Die Taktik vom vergangenen Freitag mit der Raute im Mittelfeld war diesmal nicht praktikabel, da sich Goran Sukalo mit einem Bänderriss im Fußgelenk für dieses Jahr abmelden musste. So bildeten Marco Stiepermann und Stephan Fürstner wieder die Doppelsechs im gewohnten 4-4-2.

Neu im Team waren Tom Weilandt, Johannes Wurtz und Zhi-Gin Lam. Für den Außenbahnspieler Lam, der vor der Saison vom Hamburger SV kam, war es erst der vierte Pflichtspieleinsatz in Weiß-Grün. Auf der Bank nahmen Kacper Przybylko, Thomas Pledl und zum Glück Florian Trinks Platz, der noch am Sonntag an Adduktorenproblemen laborierte. Doch kein Grund zur Euphorie – denn die Fürther boten im Vergleich zum Leipzig-Spiel eine unkonzentrierte Leistung. Noch in der ersten Hälfte führte das dazu, dass sie einen schwachen Gegner aufbauten und selbst kaum zu Torchancen kamen.

Kleeblatt scheitert an sich selbst

Wurtz gehörte zwar in der sechsten Minute die erste große Gelegenheit des Spiels, doch genau betrachtet, vergab er nach Flanke von Niko Gießelmann nahezu kläglich. Aus fünf Metern schob er den Ball am Tor vorbei. Bis zum Abpfiff vergab er noch drei weitere. Vielleicht war er irritiert, weil er mit Malcolm Cacutalua auf einen Innenverteidiger traf, der noch die Sommervorbereitung in Fürth absolvierte. Doch die Spielvereinigung schickte den Leihspieler aus Leverkusen damals weg. In Bochum reichte es für bislang 14 Einsätze.

Der VfL wirkte in der Anfangsphase unsicher, von der Spielanlage her limitiert. Von der Mannschaft, die mit 1:1 gegen Fürth im ersten Saisonspiel furios in diese Spielzeit gestartet und von Sieg zu Sieg geeilt war, ist nicht viel übrig geblieben. Doch das ist in Fürth ja nicht anders.

Das Kleeblatt rannte und biss, scheiterte jedoch im Abschluss reihenweise nicht am Gegner, sondern an sich selbst. Mit jedem Angriff schien das Selbstvertrauen ein wenig mehr zu leiden, auch wenn die zweite Hälfte komplett dem Gastgeber gehörte. Allein zwischen der 50. und 63. Minute kamen Stiepermann, Robert Zulj, der zweimal im Abseits stand, und natürlich Wurtz zu Riesengelegenheiten. Doch fast wäre den Gästen aus dem Ruhrpott eine Kopie des Leipziger Sieges gelungen, denn ihre wenigen Chancen waren brandgefährlich: Anthony Losilla (43.), der im Sommer auch in Fürth ein Thema war, und Stanislav Sestak (55.) hatten ihr Visier zu schlecht eingestellt, um Wolfgang Hesl in Verlegenheit zu bringen.

Hesl versöhnt die Fans

Höhepunkt des Spiels war die Einwechslung von George Davies. Der 18-jährige Offensivspieler aus Sierra Leone saß erst am Freitag zum ersten Mal auf der Bank. Nun durfte er für Zhi-Gin Lam 20 Minuten ran, kam sechs Minuten später sogar gefährlich im Sechzehnmeterraum zu einer Halbchance. Da war die Phase aber schon wieder vorbei, in der der VfL völlig den Faden verloren hatte. Das Publikum hatte sich auch wieder beruhigt und konzentrierte sich auf den Jahresabschluss am kommenden Samstag. "Wir wollen den Derbysieg" rief der Fanblock. Nur 8750 Zuschauer waren in den Ronhof gekommen, das ist Minusrekord in dieser Saison. Die Anstoßzeit von 17.30 Uhr war für viele Arbeitnehmer zu früh, erst recht für die Gästefans. Die Fürther Fankurve zeigte ein Banner, auf dem stand: "Selbst der Kunde von Sky hat um 17.30 Uhr nicht frei."

Nach Abpfiff aber versöhnte Spielführer Wolfgang Hesl sie wieder. In einer kurzen Rede ließ er das Fußballjahr mit "vielen emotionalen Momenten" Revue passieren, vom Relegationsspiel, "in dem Mannschaft und Fans zusammengewachsen sind wie schon lange nicht mehr", dem Autounfall von Ilir Azemi, dem Hesl in Richtung Tribüne wünschte, "dass du bald wieder auf dem Platz stehst, wo du hingehörst" - die Fans riefen "Azemi, Azemi". Als er aber den Derbysieg erwähnte, wäre es fast nichts geworden mit der geplanten besinnlichen Weihnachtsfeier. Das Fürther Christkind und der Chor der Stadtkantorei Fürth hatten "O du fröhliche" angestimmt. Nach etlichen "Derbysieg"-Sprechchören durften sie es dann auch.

SpVgg Greuther Fürth: Hesl - Lam (70. Davies), Caligiuri, Röcker, Gießelmann - Fürstner - Weilandt, Stiepermann (88. Trinks) - Schröck - Zulj (74. Przybylko), Wurtz

VfL Bochum: Esser - Perthel (59. Bulut), Cacutalua, Fabian, Celozzi - Losilla - Weis (82. Terrazzino), Zahirovic - Sestak (63. Gündüz), Tasaka - Terodde

Tore:  | Gelbe Karten: Stiepermann, Gießelmann - Sestak, Bulut | Schiedsrichter: Petersen (Stuttgart) | Zuschauer: 8750.

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