Zirndorfer ist Badminton-Trainer des Jahres

9.8.2017, 12:46 Uhr
Zirndorfer ist Badminton-Trainer des Jahres

© Robin Lindner

Es geht wieder was beim Nachwuchs – ausschlaggebend für Maschauers Würdigung war vor allem die Reaktivierung der Jugendarbeit des TSV Zirndorf 1861, die der 38-Jährige seit seiner Wahl zum Abteilungsleiter 2011 kontinuierlich vorantreibt. Damals hatte er das Amt eher unverhofft übernommen, hatte kaum Erfahrung und musste sich erst reinkämpfen, wie er erzählt.

Durch die Kontakte, die er mittlerweile hat, sei vieles einfacher geworden, dennoch versucht er, ständig auf dem Laufenden zu bleiben, besucht Fortbildungen und engagiert sich im Leistungsstützpunkt der Bertolt-Brecht-Schule. Maschauer wurde schon bald nach seinem Amtsantritt für seinen Aufwand belohnt. "Es gab, als ich übernommen habe, keine Mannschaft und keinen Einzigen, der auf Turniere gefahren ist. Nach einem halben Jahr waren es fünf, sechs, sieben. Und das ist schon im oberen Drittel im Vergleich zu anderen Vereinen." Wie aber geht das so schnell in einer Gesellschaft, in der viele von Kindesbeinen an auf Fußball gepolt sind?

"Mir hat kürzlich ein Fußballer gesagt: Wenn er Badminton früher kennengelernt hätte, hätte er schon eher damit angefangen", sagt Stefan Maschauer und grinst. Bewusst geht er einen Vergleich mit anderen Sportarten wie Fußball ein. Badminton verlange einem alles ab: Das extrem hohe Tempo erfordert viel Konzentration und gute Koordination, zudem ist das Spiel taktisch wie physisch enorm anspruchsvoll.

Dennoch fliegt die Sportart weitestgehend unter dem Radar der Massen. Für viele beschränkt sich die Erfahrung mit Badminton auf die alljährliche Gartenpartie im Sommer mit zwei ausgeleierten Schlägern. Tatsächlich ist die Intensität einer Trainingseinheit der Badminton-Herren des TSV Zirndorf damit in keinster Weise vergleichbar. In extremer Geschwindigkeit – Profis schaffen über 300 km/h – zischt der Ball zwischen den Akteuren über das Netz, mit vollem Einsatz kratzen sie das Spielgerät vom Boden.

Maschauer schafft es vor allem, die jungen Spieler zu aktivieren und ihnen die Angst zu nehmen: "Die Taktik war erstmal, die Spieler zu motivieren, zu Turnieren zu fahren, da ist eine hohe Berührungsangst, die meisten kennen ja nur das Training im Verein."

Persönliches Herzstück

Aus seiner Erfahrung heraus braucht es dafür vor allem ein Team. Die Zirndorfer schlugen aufgrund knapper personeller Ressourcen den Weg einer Spielgemeinschaft mit Niederndorf ein. Seitdem gibt es sogar ein U15-Team – Maschauers persönliches Herzstück des Erfolgs. Es ist aber vor allem auch ein Fundament für die Zukunft, denn eine Mannschaft zieht weitere Spieler an. Das sei in dieser Altersgruppe besonders wichtig, viele änderten noch ihre Interessen, dadurch sei die Fluktuation groß, erklärt Maschauer.

Der Interessenten-Pool ist dennoch vorhanden, viele gehen von selbst auf den 38-Jährigen zu und kommen zum Probetraining vorbei. Der TSV setzt dabei auf eine bewusst offene Politik, indem sich alle bei bis zu drei Trainingseinheiten einen Eindruck verschaffen können. "Und bis jetzt ist jeder, der einmal gekommen ist, mindestens auch für ein Jahr geblieben", so Maschauer.

Aus dem langen Schatten anderer Sportarten tritt Badminton damit noch nicht. Man ist sich durchaus bewusst, dass noch mehr getan werden muss. Maschauer hat das Gefühl, dass mit dem abflachenden Fitnessstudio-Hype auch im Badminton ein leichter Abwärtstrend bemerkbar ist. Deswegen versucht er, ganz gezielt nach außen zu gehen, die Sportart in der Öffentlichkeit attraktiv zu präsentieren. Auch auf der Veranstaltung "Franken Aktiv", bei der Schulen der Region den Schülern die Möglichkeit geben, verschiedene Sportarten auszuprobieren, war man präsent. Der Konkurrenzkampf mit anderen Disziplinen ist schließlich immer da. Während dem Fußball seine enorme plattformübergreifende Medienpräsenz zugute kommt, sind Live-Übertragungen von Badminton-Partien nur im Internet zu finden.

Es geht aber auch anders: In England und Asien ist die Medienaufmerksamkeit für den Sport deutlich höher, Indien gilt als Badminton-Hochburg, in Dänemark ist es eine Art Nationalsport, sagt Maschauer, da könne man sich noch viel abschauen. In Deutschland scheint die Dominanz des Fußballs dann doch eher unanfechtbar, dennoch weitet sich das Interessenfeld der Zuschauer: Basketball, Handball und auch American Football finden bereits regelmäßig den Weg ins Fernsehprogramm. Tendenz? Laut Maschauer steigend: Die stabile Basis des Fußballs nimmt seinem Eindruck nach eher ab. Das mag vielleicht auch an der zunehmenden Kommerzialisierung liegen.

Eine Entwicklung, die im Badminton kein Problem ist. Zumindest ist von einer 222-Millionen-Euro-Ablöse für einen Badminton-Profi bis dato noch nichts bekannt.

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