Zurück in Benahavis! Der Club plant seine Zukunft

5.1.2019, 05:48 Uhr
Zurück in Benahavis! Der Club plant seine Zukunft

© Sportfoto Zink / DaMa

Als die Nachricht durchsickerte, dass Anfang Januar mal wieder der FCN anreist, sollen etliche Einwohner von Benahavis spontan eine Woche Urlaub am nahen Meer gebucht haben. 2006 und 2007 war das im Winter doch recht verschlafene Nest im Hinterland von Marbella schließlich von einer Naturgewalt heimgesucht worden, die vor allem für turbulente Vor- und Nachmittage gesorgt hatte.

Donnerschläge im Hinterland 

Hans Meyers markante, kräftige Stimme dürfte viele Anlieger des Fußballplatzes am Gran Hotel eingeschüchtert haben, seine Fußballer hingegen schienen die verbalen Donnerschläge zu brauchen, um ihre Lethargie abzustreifen; die Sorgen und Nöte beim ersten Trainingslager im Hinterland der Costa del Sol glichen den heutigen doch sehr. 14 Punkte hatte der Club seinerzeit nach der Hinrunde, aktuell sind es elf.

Auch damals wollten sie alle, waren nach vielen Niederlagen aber spürbar verunsichert und hatten deshalb Hemmungen, ihr Können zu zeigen. Trainer-Altmeister Meyer versuchte das mit in jeder Hinsicht unmissverständlichen Handlungsanweisungen zu korrigieren, zumindest öffentlich mit mehr Tadel als Lob. Und siehe da, es gelang ihm auf beeindruckende Weise. In der Rückserie holte der Abstiegskandidat satte 30 Zähler.

Die würden auch heuer locker reichen, nur trauen dem aktuellen Aufsteiger-Jahrgang nicht viele zu, das Feld von ganz hinten aufzurollen. Die acht Tage in Benahavis, die gestern Abend gleich einmal um 20.30 Uhr eine der spätesten Trainingseinheiten der Vereinsgeschichte sahen, sollen deshalb die Zuversicht zurückbringen, den Glauben, dass es noch etwas werden könnte mit dem Verbleib in Deutschlands höchster Klasse.

30 Spieler hat Michael Köllner mitgenommen nach Spanien und jede Menge Probleme, von denen sich die wenigstens von heute auf morgen lösen lassen. Wahrscheinlich helfen wird ihnen die Ruhe fernab des Trainingslager-Massentourismus; die Nürnberger haben ihre Unterkunft für sich. Bereits im etwa zehn Kilometer entfernten Marbella tummeln sich mit Borussia Dortmund, Fortuna Düsseldorf, Mainz 05 und Hannover 96 gleich vier Klassen-Kameraden.

Klartext in der Kabine

Weil Köllner keine Lust hat auf Testspiele gegen Bundesligisten, wird sich sein Club am Montag eben mit dem abstiegsbedrohten PEC Zwolle aus den Niederlanden messen und am Freitag mit dem abstiegsbedrohten Royal Excel Mouscron aus Belgien. Davor und dazwischen wollen sie in einem Crashkurs die Vergangenheit bewältigen und die Zukunft gestalten.

Nicht nur Enrico Valentini geht davon aus, dass es bei knapp 20 Grad einiges zu tun gibt. "Das Schöne am Fußball ist doch: Man kann, was man ein bisschen versäumt hat, wieder gutmachen", sagt der rechte Verteidiger, "wir müssen hart arbeiten, dann werden die Früchte dieser Arbeit von allein kommen." Wenn es allerdings so einfach wäre, hätte der 1. FC Nürnberg niemals auf den letzten Platz abrutschen können. An Aufwand und Eifer soll es ja auch 2018 in der zweiten Jahreshälfte keinesfalls gemangelt haben, wie die offiziellen und inoffiziellen Führungskräfte nicht müde werden zu betonen.

So ein Trainingslager kann aber zumindest wieder zusammenschweißen, die Gruppe von innen stärken. Für Christian Mathenia ist es deshalb "sehr wichtig, acht Tage 24 Stunden miteinander zu verbringen, gerade in unserer Situation, um auch Klartext innerhalb der Kabine zu sprechen", wie der Torwart sagt, "um gewisse Rädchen zu drehen, damit wir unser Ziel erreichen".

Welche Rädchen er genau meint, bleibt sein Geheimnis, zumindest der Trainer muss sich nicht angesprochen fühlen. "Von uns hat er jegliche Rückendeckung, weil wir genau sehen, wie er tagtäglich arbeitet und sich akribisch Gedanken macht", sagt Mathenia, selbst bei der Auswahl des Trainingslagers mischte Köllner wieder mit.

Vorbereitung auf ein Finale 

Wenn es seinen Zweck erfüllt, soll der 1. FC Nürnberg ab 20. Januar wieder konkurrenzfähig sein. Und in der Lage, Spiele zu gewinnen. Den Klassenverbleib haben sie jedenfalls noch lange nicht abgeschrieben, vielleicht ist sogar noch etwas mehr drin, mit dem Geist von Benahavis. Nach der vorerst letzten Dienstreise ins Hinterland von Marbella stand der Club knapp fünf Monate später in einem großen Finale. 

 

 

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