French Open: Nadal verletzt - Deutsche Damen raus

27.5.2016, 19:00 Uhr
Enttäuscht: Aufgrund einer Handgelenksverletzung musste Rafael Nadal bei den French Open aufhören.

© AFP PHOTO / Cyrille CADET Enttäuscht: Aufgrund einer Handgelenksverletzung musste Rafael Nadal bei den French Open aufhören.

Erstmals seit 2010 findet das Achtelfinale der French Open ohne die deutschen Tennis-Damen statt – aber auch der verletzte Rafael Nadal ist in diesem Jahr nicht mehr dabei. Der neunmalige Paris-Champion musste seine weitere Teilnahme am Freitag wegen einer Sehnenscheidenentzündung im linken Handgelenk absagen. "Das ist ein schwerer Moment für mich“, sagte der 29-Jährige vor dem Abschied von seinem Lieblingsturnier geknickt. Der Sandplatz-Dominator des vergangenen Jahrzehnts hätte im Achtelfinale am Montag Gegner von Alexander Zverev sein können, sollte das deutsche Talent am Samstag den Österreicher Dominic Thiem bezwingen.

Rittner: "Es waren nicht unsere French Open"

Zverev hat als letzter der 17 deutschen Starter die Chance auf einen Platz in der Runde der letzten 16. Annika Beck verpasste den erstmaligen Einzug ins Achtelfinale von Paris wie schon im vorigen Jahr. Die Bonnerin verlor 4:6, 6:2, 1:6 gegen die an Nummer 25 gesetzte Rumänin Irina-Camelia Begu. Die Niederlage der Fed-Cup-Spielerin war nach 2:03 Stunden besiegelt.

Schied als letzte Deutsche aus: Annika Beck.

Schied als letzte Deutsche aus: Annika Beck. © dpa/Caroline Blumberg

Damit sind alle zehn gestarteten deutschen Damen bereits nach der dritten Runde ausgeschieden. Das gab es zuletzt vor sechs Jahren. Bundestrainerin Barbara Rittner war dementsprechend nicht zufrieden mit dem Abschneiden. "Leider haben viele ihr bestes Tennis hier nicht abrufen können aus diversen Gründen", sagte die Fed-Cup-Teamchefin am Freitag dem TV-Sender Eurosport. "Irgendwie hat es nicht sollen sein. Es waren nicht unsere French Open."

Auf Platz 2 sah auch Rumäniens Tennis-Legende Ilie Nastase zunächst eine enge Partie zwischen Beck und Begu, die am Mittwochabend dreieinhalb Stunden gespielt hatte, und im zweiten Satz plötzlich viele Fehler produzierte. Die 22-jährige Beck schaffte den Ausgleich, die Weltranglisten-39. durfte wie schon bei den Australian Open im Januar nun an das Achtelfinale denken. Begu nahm sich eine mehrminütige Auszeit und wurde bei ihrer Rückkehr von deutschen Fans mit Buhrufen empfangen.

Begu schien im letzten Satz erholt, war nun wieder die aggressivere Spielerin und ließ Beck keine Chance mehr. "Es ist schon grenzwertig, vielleicht sollte man da Regeln aufstellen", sagte Beck zur langen Pause der Gegnerin. "Ich glaube, dass wir beide nach unseren Zweitrunden-Matches nicht hundertprozentig fit waren, deswegen war es ein zähes Match."

Maria denkt über rechtliche Schritte nach

Auf dem gleichen Platz war am Donnerstababend Tatjana Maria gegen die angeschlagene, aber auch theatralisch agierende Französin Alizé Cornet unter fragwürdigen Umständen ausgeschieden. Maria will nach dem umstrittenen Zweitrunden-Aus die Begleitumstände rechtlich prüfen lassen. Ihr Ehemann und Trainer habe sich am Freitag in Paris mit einem französischen Sportrechts-Anwalt beraten, berichtete Maria.

Noch ist allerdings offen, ob es zu juristischen Schritten kommt und gegen wen sie sich richten würden. Die frühere Fed-Cup-Spielerin war am Donnerstagabend mit 3:6, 7:6 (7:5), 4:6 an Cornet gescheitert. Cornet litt dabei vom Ende des zweiten Satzes an unter Oberschenkelkrämpfen, für die eine Behandlungspause nicht zulässig ist. Sie nahm trotzdem eine medizinische Auszeit und gab dafür eine Hüftverletzung an. Zudem wurde sie einmal vom Platz zu ihrem Stuhl geleitet und durfte sich zwischen den Seitenwechseln längere Pausen nehmen. Maria wies die Schiedsrichterin darauf hin und war nach ihrer Niederlage auch empört darüber, dass die Kroatin nicht reagiert habe. "Es geht mir nicht darum, gegen Alizé vorzugehen", betonte Maria am Freitag.

Zverev profitiert womöglich von Nadals Rückzug

Die Begegnung zwischen Zverev und Thiem hat nach Nadals Rückzug eine neue Bedeutung erhalten, denn Achtelfinal-Gegner Marcel Granollers aus Spanien ist als Nummer 56 der Welt nicht Favorit. Der einstige Weltranglisten-Erste Nadal wollte keinen Sehnenriss riskieren, um so möglicherweise schon wieder in einem Monat in Wimbledon antreten zu können. "Das öffnet das Tableau für die Spieler, das passiert vielleicht einmal im Leben", sagte Turnierdirektor Guy Forget.

Im Stade Roland Garros will sich Zverev für die Niederlagen gegen Thiem im Halbfinale von München und jüngst in seinem ersten ATP-Endspiel in Nizza revanchieren.

Im Stade Roland Garros will sich Zverev für die Niederlagen gegen Thiem im Halbfinale von München und jüngst in seinem ersten ATP-Endspiel in Nizza revanchieren. © Etienne Laurent (dpa)

Im Stade Roland Garros will sich Zverev zunächst aber für die Niederlagen gegen Thiem im Halbfinale von München und jüngst in seinem ersten ATP-Endspiel in Nizza revanchieren. Dort war er nach einer harten Turnierwoche im entscheidenden Satz müde und ohne Chance. "Am Samstag wird das wohl nicht so sein. Er ist ein ausgezeichneter Spieler, und es wird am Samstag wirklich tough", prophezeite Thiem. "Das Match von Nizza kann man mit hier nicht vergleichen", betonte Zverev.

Nach einem anstrengenden Programm am Donnerstag konnte sich der 19-Jährige am Tag vor seinem bislang größten Auftritt bei einem Grand-Slam-Turnier erholen. Im Anschluss an den Vier-Satz-Sieg über den 36-jährigen Franzosen Stéphane Robert hatte Zverev noch Doppel mit Nick Kyrgios gespielt, dem für seine Verbalausfälle berüchtigten Australier. Beide verloren – doch im Einzel scheint nach Nadals unfreiwilligem Aus nun noch einiges möglich.

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