Zverev wirft die Nummer eins raus, Kerber verliert

22.1.2017, 16:50 Uhr
"Das bedeutet mir die Welt": Mischa Zverev hat bei den Australian Open einen echten Coup gelandet.

© AFP "Das bedeutet mir die Welt": Mischa Zverev hat bei den Australian Open einen echten Coup gelandet.

Mischa Zverev hat für eine Tennis-Sensation gesorgt und mit dem Sieg über den Weltranglisten-Ersten Andy Murray das Viertelfinale bei den Australian Open erreicht. Der 29 Jahre alte Hamburger besiegte den fünfmaligen Melbourne-Finalisten aus Schottland am Sonntag 7:5, 5:7, 6:2, 6:4.

"Ich war in einem kleinen Koma"

"Das bedeutet mir die Welt - und dass die Familie da ist, die Box voll ist und mich so viele Leute unterstützen", sagte Zverev nach seinem größten Erfolg. "Ich war in einem kleinen Koma, ich habe die ganze Zeit Serve und Volley gespielt. Ich weiß nicht, wie ich einige Punkte gewonnen habe."

In der Runde der letzten Acht trifft der 29-Jährige am Dienstag auf den viermaligen Australian-Champion Roger Federer aus der Schweiz, was er als Traum bezeichnete. Titelverteidiger Novak Djokovic aus Serbien war überraschend bereits in der zweiten Runde gescheitert. Der Schweizer Stan Wawrinka, vor drei Jahren Sieger der Australian Open, gewann gegen den Südtiroler Andreas Seppi 7:6 (7:2), 7:6 (7:4), 7:6 (7:4).

Der Bruder liefert die Inspiration

Einen Tag nach dem knappen Aus seines zehn Jahre jüngeren Bruders Alexander gegen den Spanier Rafael Nadal war Mischa Zverev in seinem ersten Grand-Slam-Achtelfinale von Beginn auf Augenhöhe gegen Murray. "Das Match gestern war vielleicht nicht die beste Vorbereitung, aber es war eine Inspiration", sagte Zverev, der beim Spiel seines Bruders in der Box saß.

Kerber verpasst Einzug ins Viertelfinale

Am Tag der Sensationen gab Angelique Kerber fast ohne Widerstand die Tennis-Krone von Australien aus der Hand und droht sogar vom Thron der Weltranglisten-Ersten zu stürzen. Kerber verlor überraschend zur Geisterstunde gegen die Amerikanerin Coco Vandehweghe.

"Es war nicht mein Tag und nicht mein Match. Es gibt Tage wie heute, da muss man durch. Ich werde versuchen, das schnell zu vergessen", sagte Kerber und konnte trotz der Enttäuschung anderthalb Stunden nach Mitternacht sogar schon lächeln. Nach der weitgehend schwachen Leistung beim 2:6, 3:6 gegen die 25 Jahre alte Weltranglisten-35. war die Kielerin rasch aus der nur noch mäßig besetzten Rod-Laver-Arena verschwunden - wo sie vor einem Jahr mit dem glanzvollen Finalsieg gegen Serena Williams ihren gefeierten Durchbruch unter dem gleißenden Flutlicht gefeiert hatte.

Die Kielerin kann den Spitzenplatz sogar nach vier Monaten wieder an die Amerikanerin verlieren, falls die 35-jährige Amerikanerin ihren siebten Titel in Australien holt. Kerber beschäftigt das nicht: "Das ist eine Zahl vor meinen Namen. Jetzt liegt es eh nicht in meinen Händen."

Boris Becker kritisiert Kerber

Recht erklären konnte sie die nur 68-minütige Vorstellung nicht: "Man kann nicht zwei Wochen lang sein bestes Tennis spielen. Ich habe schon am Anfang gemerkt, dass ich nicht so den Rhythmus gefunden habe." Den Rhythmus des Vorjahres fand die gestrauchelte Titelverteidigerin allerdings nicht allzu oft in ihren vier diesjährigen Partien. Dass dies am gestiegenen Druck gelegen haben könnte, mochte Kerber so nicht sagen. "Ich muss ein bisschen darüber nachdenken, was in den vergangenen Wochen passiert ist", meinte sie.

"Sie kam nie wirklich ins Spiel. Sie hat schlecht angefangen. Ein Fünkchen Hoffnung war Anfang des zweiten Satzes. Man hat bei Kerber nie erkannt, dass sie wirklich daran glaubt. Auch das letzte Aufbäumen war nicht da. Das hat mir ein bisschen gefehlt", befand Boris Becker im TV-Sender Eurosport über den Auftritt von Kerber gegen die druckvoll spielende Vandeweghe. Eine 3:1-Führung im zweiten Satz war schnell dahin, beim ersten Matchball segelte ein Return von Kerber in hohem Bogen ins Aus.

Qualifikantin Mona Barthel konnte sich trotz des 3:6, 5:7 gegen Venus Williams erhobenen Hauptes nach ihrem ersten Achtelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier aus Melbourne verabschieden. "Allgemein bin ich mit dem Turnier sehr zufrieden. Ich habe noch mal versucht, alles rauszuholen", sagte die 26-Jährige aus Neumünster.

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