Zweifler, Nörgler, Unterstützer: Köllner spaltet das Netz

10.1.2019, 14:29 Uhr
Zweifler, Nörgler, Unterstützer: Köllner spaltet das Netz

© Fotos: Zink, Montage: nordbayern.de

Als Michael Köllner vor Nürnbergs Jahresabschluss gegen Freiburg - mit 0:1 geriet dieser recht unerfreulich - gefragt wurde, was er sich nach der ersten Saisonhälfte selbst für ein Arbeitszeugnis ausstellen würde, geriet die vom Fragesteller angeregte Selbstkritik schnell zur wilden Verteidigungsrede. "Manche behaupten jetzt bestimmt, ich bin stur, arrogant, selbstherrlich, da fallen Begriffe in den sozialen Medien, 'der ist eine Pfeife' habe ich letztens über mich gelesen“, polterte der auf analogem Weg angestupste Aufstiegstrainer ungewohnt aufgeregt los.

Und ergänzte, dass es bei all seinen Entscheidungen zu berücksichtigen sei, dass diese im Vorfeld einer Partie getroffen werden müssten. Nicht in der Halbzeit, nicht vor Spielschluss. 24 Stunden würden sich alle im Verein Gedanken machen, was das Beste für den Spieltag sei. "Und das geht dann auch die ganze Nacht." Dass Köllner überhaupt so energisch reagierte, überraschte. Normalerweise kontert Nürnbergs ranghöchster Oberpfälzer jegliche Kritik an seiner Person betont gelassen. “Für Selbstzweifel scheint in der Köllnerschen DNA einfach kein Platz zu sein, auf jede kritische Frage findet der Coach eine erklärende Antwort - auch wenn sie vielleicht manchmal nur für ihn plausibel klingen mag“, liest man aktuell in der NZ, in der es - eingebunden in den Stand der winterlichen FCN-Vorbereitung - auch um Köllners mitunter waghalsige Wahrnehmungen geht. Etwa seine Sicht auf den aus Club-Sicht nicht wirklich berauschenden Test gegen Zwolle (1:1).

Wieviel Rückhalt hat Köllner noch in der Netzgemeinde? Eine Antwort darauf ist schwer. Auf nordbayern.de haben sich einige User mächtig auf den Trainer eingeschossen, unter dessen Anleitung Nürnbergs Traum-und-Traumata-Club erst das Abrutschen in Liga zwei verhinderte, den Aufstieg ins Oberhaus schaffte und nach passablem Start dort schließlich bis auf Platz 18 des Bundesliga-Tableaus durchgereicht wurde.

Der Ton wird schärfer 

Wie scharf der mit beißendem Zynismus gemixte Ton geworden ist, wird deutlich bei der Berichterstattung zum Testspiel-Auftakt gegen Zwolle und dessen rot-schwarze Rezeption durch Köllner: "Ein brutales Spiel gegen einen brutal starken Gegner. Weltklasse-Pressing und ein -Sturmlauf des Glubbs. Super eingestellt durch einen Weltklasse-Oberschwafler", ätzt User "Koberla Hedscher". "Ist echt witzig, wie sich hier die Ewige Nörgler-Fraktion über das Testspiel und die vorgenommenen Wechsel aufregt. Es zeigt aber, dass das ständige Genörgel hauptsächlich von Leuten kommt, die offensichtlich null Ahnung von Fußball und vom Sinn und Zweck eines Trainingslagers und eines solchen Testspiels kurz nach nach der Winterpause haben", antwortet mit "Die Legende lebt" ein um etwas Ausgleich und Einordnung bemühter User.

Zweifler, Nörgler, Unterstützer: Köllner spaltet das Netz

© Screenshot Facebook

Während in den Kommentaren unter den Artiken die schrilleren, laut formulierenden Köllner-Kritiker in der Mehrzahl scheinen, ergibt sich auf anderen Kanälen ein ausgeglicheneres oder sogar gegenteiliges Stimmungsbild. In einer von nordbayern.de erstellten Opinary-Umfrage sind immerhin 44 Prozent der Meinung, dass der Oberpfälzer noch der richtige Trainer für die Rot-Schwarzen ist. Bei einer Facebook-Umfrage, die über den Jahreswechsel bei FCN-News lief, sprechen sogar 67 Prozent dem 49-Jährigen ihr Vertrauen aus.

"Das Ergebnis ist nicht alles" 

"Es ist doch immer die Crux, dass man als Außenstehender wahrscheinlich andere Sachen sieht und bewertet als der Trainer. Das Ergebnis ist nicht alles, ob es einem gefällt oder nicht. Als Trainer hat man eben manchmal eine etwas andere Perspektive und Sichtweise", verteidigte Club-Vorstand Bornemann jüngst im NN-Interview die eigenwillige Spielanalyse Köllners nach dem in vielen Bereichen unbefriedigenden Unentschieden gegen die Holländer.

Andreas Bornemann hat dem Coach schon Anfang Dezember eindruckvoll den Rücken gestärkt. "Er bleibt unser Trainer. Das schließt für mich ein, mit ihm auch in die 2. Liga zu gehen. Wir sind in den nächsten Jahren darauf angewiesen, Spieler weiterzuentwickeln. Und darin ist er hervorragend", gab Nürnbergs Kaderplaner vor dem 1:1 gegen Leverkusen im kicker zur Kenntnis. Ein wie auch immer geartetes Stimmungsbild in den sozialen Medien wird Bornemann in dieser Einschätzung sicher nicht zum Umdenken bewegen. Weiterhin unerfreuliche Ergebnisse in Deutschlands Eliteklasse schon eher. 

 

 

 

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