Stillgelegte Bahnlinien bald wieder befahrbar?

5.3.2010, 00:00 Uhr

Dem Beschluss liegt ein politischer Kurswechsel des Freistaats zugrunde, erläuterte der für die Infrastrukturplanung zuständige VGN-Geschäftsführer Willi Weißkopf. Die schwarz-gelbe Koalition in München hatte im Herbst 2009 die «Lex Wiesheu» gekippt. Der einstige Wirtschafts- und Verkehrsminister sowie spätere Bahnvorstand Otto Wiesheu hatte die Maxime ausgegeben, dass der Freistaat sich zwar für den technischen Erhalt ungenutzter Bahnlinien einsetzen, nicht aber auf ihnen Zugverkehr bestellen werde. Der CSU-Politiker hatte damit seine eigene Grundhaltung zum Bundeseigentum Bahn und die grundgesetzliche Aufgabenteilung ins Gegenteil verkehrt, denn Investitionen ins Bahnnetz sind Sache des Netzbetreibers – im Falle der Deutschen Bahn (DB) AG also Sache des Eigentümers Bund.

Das alles ist Schnee von gestern, denn nun kann die VGN-GmbH in die Vollen gehen: Für die Bahnlinien Stein–Leichendorf (Reststück der einstigen «Bibert-Bärbel» über Dietenhofen bis Unternbibert-Rügland (beide Kreis Ansbach), Nördlingen–Dombühl und Nördlingen–Gunzenhausen («Hesselbergbahn» unter der Betriebsführung der Bayern-Bahn GmbH) und Weidenberg–Warmensteinach (Kreis Bayreuth) wird die VGN- Geschäftsstelle das Fahrgastpotenzial ermitteln. Das technische Regelwerk sieht dabei ein Minimum von 1000 Reisenden pro Tag zwischen bestimmten Punkten einer Strecke vor. Die technische Machbarkeit eines Bahnbetriebs und die Höhe möglicher Investitionen in die Infrastruktur soll von den Bahnbetreibern oder «leistungsfähigen Ingenieurbüros» ermittelt werden, so der Beschluss.

Alle S-Bahn-Strecken ab Dezember in Betrieb

Auch für S-Bahn-Ausbau stehen die Chancen gut, berichtete Weißkopf nach einer Sitzung des Arbeitskreises S-Bahn am Vortag. Die Inbetriebnahme der Strecken von Nürnberg nach Erlangen/Forchheim, Ansbach und Neumarkt sowie von Lauf nach Hartmannshof «ist nach wie vor für Dezember 2010 geplant und nach Aussagen von Fachleuten der Bahn auch machbar – es sei denn, es kommt was dazwischen», zitierte Weißkopf.

Die Strecken ab Lauf und nach Neumarkt sind ohne Probleme, jene nach Ansbach hat drei Zwangspunkte: In Oberasbach (Kreis Fürth) und Petersaurach-Nord müssen Straßenbrücken die Bahnübergänge ersetzen. Dadurch verzögert sich die Inbetriebnahme der Stationen bis 2012. Gleiches gilt für die Verlängerung von Ansbach nach Dombühl. Die Pläne der U-Bahn-Verlängerung von Nürnberg nach Oberasbach müssen noch mit den Reaktivierungsszenarien der Bibert-Bahn abgeglichen werden.

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