Stolz auf Osterbrunnen

28.4.2011, 14:48 Uhr
Stolz auf Osterbrunnen

© Eduard Weigert

„Karamba, Karacho, ein Gin“ spielt das Akkordeon-Duo Ulrich Maier und Herbert Kuch. Begeistert klatschen die Senioren, überwiegend Frauen, in die Hände, alle kennen den Text und singen mit. Auch die „Fischerin vom Bodensee“ kommt gut an, die Stimmung im vollen Saal erreicht ihren Höhepunkt. Ein Paar wagt ein Tänzchen.

So kennt und liebt es Lia Sommer, die den Laden in dem gemütlichen Treffpunkt gemeinsam mit einigen ehrenamtlichen Helfern schmeißt. Die 73-Jährige hat den Verein Seniorenbegegnungsstätte Gartenstadt unter dem Dach der Arbeiterwohlfahrt vor 30 Jahren gegründet, um Spenden geworben und aus dem Treff ein Schmuckkästlein gemacht. Ihr Ziel ist es, ältere Menschen zu informieren, zu aktivieren und mit schönen kulturellen Veranstaltungen zu erfreuen. „Das macht mir Spaß, dafür lebe ich“, sagt Sommer. Immerhin 100 Mitglieder zwischen 55 und 100 Jahren hat der Verein heute, viele kommen aber auch einfach so in den Heckenweg 1.

Die Tagesstätte ist von Montag bis Donnerstag jeweils von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Das Angebot ist riesig. Es reicht von Gymnastik und Gedächtnistraining, über Vorträge, Volksliedersingen, ein Literatur-Café, Quiznachmittage, Spiele, Handarbeiten, Modenschauen, Basare bis hin zu Konzerten mit Profisängern, Musikschülern oder Musikanten aus den eigenen Reihen. Die Ausflüge in die Fränkische Schweiz und die gemeinsamen Urlaubswochen erfreuen sich besonderer Beliebtheit bei den Senioren.

Aktuell sind alle stolz auf den frisch geschmückten Osterbrunnen, direkt beim Haus unter einer herrlich blühenden Zierkirsche. Die Eier haben die Senioren natürlich selbst bemalt. Auch die Kleiderfür die Modenschauen, die seit 1989 regelmäßig beim Stadtteilfest gezeigt werden, sind selbst geschneidert. Der Erlös der Bastelbasare wird für bedürftige Menschen gespendet.

Damit auch die Hochbetagten und Heimbewohner in der Gartenstadt nicht zu kurz kommen, gibt es für sie extra Einladungen mit Fahrdienst. Und die wenigen Männer locken dienstags die Schafkopfrunden an. Lange bleiben die einsamen Herren anscheinend nicht allein. „Hier wurden schon mindestens zehn Lebensgemeinschaften geschlossen“, verrät Lia Sommer. Es gebe aber auch Frauen, die ihre „Freiheit“ genießen und keinen Mann mehr wollen, weiß die ehemalige SPD-Stadträtin und lächelt dabei vielsagend.