Teurere Schönheit in Laubendorf

23.2.2016, 06:00 Uhr
Teurere Schönheit in Laubendorf

© Foto: Heinz Wraneschitz

„Für mich ist es eines der schönsten Pfarrhäuser in Franken“, sagt Pfarrerin Christine Heilmeier über das Baudenkmal mit den Jugendstil-Elementen aus dem Jahr 1905.

In der jüngeren Vergangenheit war die heile Welt im Pfarrhaus aus den Fugen geraten. In den achtziger Jahren stellte es sich nämlich heraus, dass das schmucke Gebäude — wie viele andere Pfarrhäuser in der Region — hochgradig mit Holzschutzmitteln verseucht war. Am Ende mussten Staat und evangelische Landeskirche bayernweit viele Millionen für Ersatzwohnraum, Schadstoffmessungen, Kuraufenthalte und unbrauchbar gewordenes Mobiliar ausgeben. Hohe Summen wurden zudem für die Sanierungskosten fällig.

„In Laubendorf musste der komplette Dachstuhl herunter, auch viele andere Holzteile des Hauses waren vergiftet“, erläutert Herbert May, Ehemann der Pfarrerin und Leiter des Fränkischen Freilandmuseums in Bad Windsheim. Die damals in der Raumluft gemessenen Schadstoffe hätten um ein Vielfaches über dem zulässigen Grenzwert gelegen.

In einem ersten Sanierungsschritt war Anfang der neunziger Jahre noch versucht worden, die Holzbauten mit Lack zu versiegeln — „eine damals gängige Methode, den Schadstoffaustritt zu stoppen“, sagt May. Doch der Erfolg war ebenso gering wie bei der folgenden Verfahrensweise: Mit Folie wurde das Dachgeschoss abgedichtet.

Zwischenzeitlich war überlegt worden, ob es zumutbar war, im notdürftig sanierten Pfarrhaus nur tagsüber benutzte Büroräume unterzubringen oder das Gemeindehaus dorthin zu verlegen. Im Jahr 2009 entschloss man sich endlich, für das Gebäude eine grundlegende und nachhaltige Lösung anzustreben. Dazu wurde der Dachstuhl komplett abgetragen und die Holzkonstruktion nach dem Vorbild des alten Tragewerks komplett ersetzt. Auch die Denkmalschutzbehörde spielte mit.

Dass die Bewohner von Pfarrhäusern aufgrund der damaligen PCP- und Lindanbelastung einst massiv unter Schlafstörungen und Kopfschmerzen, Allergien und Bronchitis litten, ist heute kaum noch vorstellbar. May: „Die Sensibilität ist inzwischen eine ganz andere“.

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