Tornado jagt durch Oberpfalz: Jetzt wird aufgeräumt

31.5.2015, 16:16 Uhr
Schwerer Sturm im Freystadter Ortsteil Ohausen (Landkreis Neumarkt).

© ToMa-Fotografie Schwerer Sturm im Freystadter Ortsteil Ohausen (Landkreis Neumarkt).

Nur wenige Sekunden dauerte der Spuk. Der Schaden allerdings ist immens: Ein Tornado jagte am Freitagabend durch den Freystadter Ortsteil Ohausen in der Oberpfalz, verwüstete dort mehrere Gebäude.

In Ohausen beginnt jetzt das große Aufräumen: Eindrücke aus der Oberpfalz.

Jetzt laufen die Aufräumarbeiten auf Hochtouren. Mit Hilfe der Feuerwehr seien noch am Freitagabend die beschädigten Häuser mit Ziegeln oder zumindest mit Folien abgedichtet worden, sagte der stellvertretende Bürgermeister Rudolf Schiener der Deutschen Presse-Agentur. Mehr als 25 Häuser wurden beschädigt, die Polizei schätzt den Schaden auf mehrere Hunderttausend Euro.

Frau beobachtete den Wirbelsturm über dem Main-Donau-Kanal

Am Freitag kurz vor 18 Uhr kündigte ein Hagelsturm im Freystadter Raum das Unwetter an. Anwohner beobachteten Eiskörner mit einem Durchmesser von bis zu drei Zentimetern. Für den folgenden Wirbelsturm gibt es eine Augenzeugin: Die Frau war am Main-Donau-Kanal unterwegs und meinte, ihren Augen nicht trauen zu können. Durch den starken Wirbelwind bildete sich über dem Kanal eine riesige Wasser-Windhose. Der Wirbelsturm zog von da Richtung Ohausen weiter.

Erst vor gut zwei Wochen suchte ein Tornado zwei Landkreise in Bayerisch-Schwaben heim und verursachten dort Millionen-Schäden. Ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in München stufte den Wirbelwind als Tornado ein. Auch der Begriff Windhose sei nicht falsch, sondern lediglich das eher altmodische deutsche Wort. Tornado sei heute der international gängige Begriff, wie der Meteorologe am Samstag sagte.

"Die Leute sind gefasst"

Die Menschen unterstützten sich nach dem Tornado gegenseitig, die Nachbarschaftshilfe sei groß, sagte Schiener der dpa. "Die Leute sind gefasst." Er sei noch am Unglücksabend und auch am Samstag vor Ort gewesen. Schiener bezeichnete es als "Riesenglück, dass weder Menschen noch Tiere verletzt wurden".

In dem 100-Einwohner-Dorf richtete das Unwetter innerhalb von nur zwei Minuten schwere Schäden an, die bislang nur schwer zu beziffern sind. Praktisch sämtliche Gebäude - Scheunen, Lager, Wohnhäuser - erlitten Schäden an den Dächern. Ziegel und Eternitplatten flogen durch die Luft und trafen geparkte Autos, an denen erhebliche Blech- und Glassschäden entstanden. Eine Augenzeugin: "Es gibt praktisch kein Gebäude in Ohausen, das nicht beschädigt worden ist."

Bäume "wie Streichhölzer" umgeknickt

Straßen und Wege waren mit geborstenen Ziegeln und Glassplittern übersät. Zahlreiche Bäume sind "wie Streichhölzer" umgeknickt worden. Überall lagen Äste und Zweige, die der Wirbelsturm mitgerissen hatte. Unter anderem wurde der Baumbestand am Schlosserweiher außerhalb von Ohausen erheblich in Mitleidenschaft gezogen.

Die Bewohner erlebten ein angsteinflößendes Schauspiel: In den wenigen Minuten des Wirbelsturmes war vor allem das gespenstische Klappern der losgerissenen Dachziegel zu hören.

Verletzt wurde wohl niemand. Einer jungen Mutter ist es gerade noch gelungen, ihren dreijährigen Sohn vom Kinderspielplatz zu holen und im Haus in Sicherheit zu bringen. Die Frau stand sichtlich unter Schock und berichtete unter Tränen von dem Vorfall. Eine andere Ohausenerin wollte vom Haus aus Gegenstände im Freien in Sicherheit bringen, doch der Sturm war so stark, dass es ihr nicht gelang, die Tür zu öffnen.

Bei den Aufräumungsarbeiten halfen in Ohausen zahlreiche Feuerwehrmänner der Wehren unter anderem aus Neumarkt, Freystadt, Burggriesbach und Sulzkirchen mit. Zwei Drehleitern ermöglichsten es den vielen Helfern, auf den Dächern notdürftige Abdeckungsarbeiten auszuführen.

 

 

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