Tuchenbach: Kommunalpolitiker ohne Parteibuch auf Erfolgskurs

17.11.2015, 13:00 Uhr
Tuchenbach: Kommunalpolitiker ohne Parteibuch auf Erfolgskurs

© Foto: Fiedler

Heute kommt der kommunalpolitisch Hauptverantwortliche aus diesem Kreis: Bürgermeister Leonhard Eder. Auf der Jubiläumsfeier im Bürgerhaus erinnerte er an die Anfänge: „Die Tuchenbacher waren es leid, dass ihre Argumente von den Gemeinderäten oft abgewiegelt wurden.“ Wurde kritisch nachgefragt, sei den Bürgern wenig bürgerfreundlich beschieden worden, „ihr habt uns doch gewählt“.

Zur Gemeinderatswahl 1990 traten unter dem Dach der IGT erstmals Bürger an. Innerhalb von nur zwei Wochen hatte sie genügend Unterstützer für eine eigene Liste zusammenbekommen. 16 Kandidaten gingen ins Rennen. Und es waren Eder und der inzwischen verstorbene Wolfgang Menning, die auf Anhieb in den Gemeinderat gewählt wurden. „Unsere Gegner brachten sich damals mit Argumenten in Stellung, die nicht unwidersprochen bleiben konnten“, berichtet Eder. Über Nacht habe man die Gegendarstellungen verfasst und gedruckt. „Das war gar nicht so einfach, kaum einer hatte einen Kopierer“.

Längst sind diese Aufreger Vergangenheit. Schon 1996 waren vier der zwölf Gemeinderäte von der IGT, 2002 stellte sie erstmalig den Bürgermeister und fünf Gemeinderäte, 2008 waren es acht von zwölf Gemeinderäten und der Bürgermeister, aktuell sind der Bürgermeister, sein Stellvertreter und sechs Gemeinderäte IGTler. Die IGT, so Eder, sei mittlerweile in allen Bevölkerungsgruppen verwurzelt. Mit der Wählergruppe, so zweite Bürgermeisterin Christine Lämmermann-Meier, ebenfalls IGT, habe eine Ära der Bürgerfreundlichkeit Einzug gehalten. Dass sich die IGT als verantwortliche Kraft einer äußerst soliden Haushaltsführung verpflichtet sieht, betont Lämmermann-Meier. Ihr Credo für eine umsichtige Haushaltspolitik ist wohl ihrem Beruf im „Zivilleben“ geschuldet. Sie ist Angestellte der Sparkasse.

Schuldenfrei

„Wir haben darauf geachtet, dass sich die Bevölkerung von Tuchenbach verjüngt“, umschreibt sie die schrittweise Ausweisung von Baugebieten und den Ausbau der Infrastruktur. 1380 Einwohner zählt Tuchenbach als kleinste Gemeinde im Landkreis Fürth und sie ist schuldenfrei.

Die gute Einnahmesituation ermöglicht Angebote, die andernorts unbezahlbar wären. Etwa indem aus der Gemeindekasse der ÖPNV-Defizitausgleich für eine tagsüber stündliche Anbindung an den Bahnhof in Siegelsdorf und ans Stadtgebiet Herzogenaurach bezahlt wird. Wen wundert es, dass unter Federführung der IGT auch das Kindergarten- und Kinderhortangebot nur mit komfortabel beschrieben werden kann. „Hatten wir 2003 noch 21 Kinder im Kindergarten, sind es heute 60“, verweisen die beiden Bürgermeister auf die Steigerungsraten. Ähnlich verhalte es sich mit dem Hort. Aktuell auf der Agenda des IGT-geführten Gemeinderates steht ein Projekt für Tuchenbachs älteste Bürger. Bis 2017 soll eine ambulant betreute Wohngemeinschaft für Senioren stehen, ein Grundstück ist bereits erworben.

Bürgernähe wird bei der IGT nicht nur in der Gemeinderatsarbeit, sondern auch im Veranstaltungskalender groß geschrieben. Dreh- und Angelpunkt ist die alljährliche Fischpartie, die für die IGT zur Haupteinnahmequelle geworden ist. Rund 90 Aktive der Wählergemeinschaft bringen 750 bis 850 gebackene Karpfen an den Mann, respektive die Frau. „Dazu bereiten wir rund 2,5 Zentner Kartoffelsalat vor“, sagt Eder. Der Erlös solcher Aktivitäten fließt in Bücherei, Kindergarten oder Vereine. „Oder wir schaffen einen Häcksler an“, berichtet Lämmermann-Meier. Er wird nun kostenlos an die Bürger verliehen.

Zeitgleich mit der IGT- Jubiläumsfeier meldete sich Bundestagspräsident Norbert Lammert im württembergischen Marbach zu Wort: Über 80 Prozent der Deutschen, sagte er da, hielten die parlamentarische Demokratie für die bestmögliche Regierungsform. Allerdings seien genauso viele Bundesbürger unzufrieden damit, wie die Politiker mit dieser Regierungsform aktuell umgingen.

Womöglich könnte das kleine Tuchenbach ein Vorbild geben. Was für Lämmermann-Meier und Eder die politische Arbeit in Tuchenbach so erfolgreich macht, ist der „unglaubliche Einsatz jedes einzelnen Mitglieds, dass wir keinem Parteizwang unterliegen und jeder gehört wird“. An die Adresse des Bürgermeisters gewandt, ergänzt Lämmermann-Meier zudem: „Und dass du ein unglaublich starkes und fleißiges Zugpferd bist“.

Keine Kommentare