Ungewollt, komplex – und vielleicht zu teuer für Ammerndorf

6.10.2015, 06:00 Uhr
Ungewollt, komplex – und vielleicht zu teuer für Ammerndorf

© Foto: Thomas Scherer

Mit neun gegen drei Stimmen für das MGH-Ende fiel das Votum klar aus. Fritz, der im Wahlkampf noch als Verfechter der Einrichtung aufgetreten war, macht deutlich, „dass sich auch meine Meinung geändert hat“ und zwar mit Blick auf die „Nutzen-Kosten-Analyse“.

20 000 Euro erhält Ammerndorf derzeit jährlich vom Bund, um damit Personalkosten beim MGH zu decken, 10 000 Euro schießt die Gemeinde zu, um die Ausgaben und den Betrieb zu gewährleisten. Seit August vergangenen Jahres kommen weitere rund 12 000 Euro per anno dazu, nachdem der Gemeinderat beschlossen hatte, das wöchentliche Arbeitskontingent der neuen MGH-Leiterin Hildegard Nitsche von 15 auf 25 Stunden zu erhöhen. Aus persönlichen Gründen sah sich die jetzige Leitung allerdings gezwungen, ihren Job zum Dezember diesen Jahres zu kündigen.

Und der Bürgermeister macht deutlich, dass die Mehrheit des Gemeinderats nicht bereit gewesen sei, eine Nachfolge zu suchen, die sich über mehrere Monate wieder in die komplexe Materie hätte einarbeiten müssen. Dabei wäre „viel Zeit verloren gegangen“ zu Lasten der Funktionalität des Mehrgenerationenhauses, meint Fritz.

Was kommt nach 2016?

Auch die ungewisse Zukunft des Projekts habe eine Rolle gespielt. Bis Ende 2016 läuft noch die Förderung des Bundes, die sich auch Ammerndorf nach Ansicht des Bürgermeisters wohl wieder gesichert hätte. Was danach gekommen wäre, sei aber ungewiss. Wenn die MGHs sich künftig selbst tragen müssten, Fritz sieht die Diskussion derzeit in diese Richtung laufen, wäre die Frage für die Gemeinde im Raum gestanden: „Können wir uns das leisten?“

Hinzu kommt, und auch daraus macht Alexander Fritz keinen Hehl, dass das Mehrgenerationenhaus von Beginn an keine Akzeptanz im Ort gefunden habe: „Der große Teil der Ammerndorfer hat es nicht gewollt .“ Es gebe zudem im Ort eine funktionieren Vereinslandschaft, die genügend Angebote bereithalte, vom MGH aber auch wieder etwas wach gerüttelt worden sei.

Die politischen Kräfte im Gemeinderat müssen sich nun überlegen, welche vom MGH organisierten Angebote — beispielsweise offener Treff, Babysitterkurs, Essen für Jedermann, Strickkurs oder die Ferienbetreuung — wie weiter geführt werden sollen. Man müsse ein Gespür entwickeln, meint der Bürgermeister, wenn Dinge nur von wenigen nachgefragt würden, sei das „grenzwertig“.

Auch anderweitig wird man umdenken müssen. Schließlich kann das MGH künftig nicht mehr einspringen, wenn in der Schulkindbetreuung oder im Kindergarten die Köchin ausfällt. Sowohl Hildegard Nitsche, aber auch deren Vorgängerin Marlen Laurien, standen in der Vergangenheit parat. Für die Gemeinde eine feine Sache, aber: „Es kann nicht sein, dass eine qualifizierte Kraft wie eine Sozialpädagogin Wienerle warm macht“, sagt Fritz, das müsse künftig anders organisiert werden.

In der Gemeinderatssitzung hatte der Bürgermeister das Gremium noch einmal auf die Verschwiegenheitspflicht bei Beschlüssen in nichtöffentlichen Sitzungen eingeschworen. Die Entscheidung vom 17. August, das Mehrgenerationenhaus zu beerdigen, war nur wenig später nach außen gesickert. Der Maulwurf, dem eine Rüge oder möglicherweise ein Ausschluss gedroht hätte, wurde nicht ausgemacht. Dass der Punkt überhaupt nichtöffentlich behandelt worden war, begründete Fritz mit der Personalie der MGH-Leiterin. Hierzu habe er auch Rücksprache mit der Rechtsaufsicht gehalten.

„Anker“ fehlte

Ein weiterer Punkt, der zum Scheitern des Projektes beigetragen habe, sagt der Bürgermeister im Gespräch mit den FLN noch, sei, dass dem MGH in Ammerndorf „ein Anker“ gefehlt habe. Eine Institution, an die man es hätte anhängen können, wie etwa das Fürther Pendant ans dortige Mütterzentrum.

Wenn nun die grundlegend sanierte, ehemalige TSV-Turnhalle im Frühjahr nächsten Jahres als „Bürgerhaus“ mit Leben erfüllt werden soll, wird das MGH als Facette dort fehlen. 1,5 Millionen Euro investiert die Gemeinde in das Gebäude am Reichenbach. Für Ammerndorf eine immense Summe, die im politischen Zwist immer gerne als Munition gegen das Mehrgenerationenhaus Verwendung fand. Nur deswegen werde die Immobilie hergerichtet, hieß es. Nach wie vor hört Alexander Fritz solche Äußerungen und stellt deshalb noch einmal klar: „Wir nehmen viel Geld in die Hand — für das Dorf und nicht für das MGH.“

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