Vereinsfusion nach schwäbischem Rezept

7.9.2014, 11:00 Uhr
Vereinsfusion nach schwäbischem Rezept

© Leberzammer

Sie sollen eine Brücke schlagen zwischen Individual- und Vereinssport: Sportvereinszentren. Der Württembergische Landessportbund spricht von einem „Modell der Zukunft für den Vereinssport“. Die Idee dahinter: eine vereinseigene zentrale Anlage mit Fitnessstudio, (Gymnastik-)Halle, Kommunikations- und Verwaltungsbereich.

„Es müsste doch gelingen, mit diesem Konzept deutlich mehr Einnahmen zu generieren und damit die sportliche Infrastruktur selbst zu finanzieren“, glaubt Martin Auer. Der Unternehmensberater ist seit Juni Vorsitzender des HC Cadolzburg und hatte zuvor mit seiner Firma eine Konzeptstudie für eine Sporthalle erstellt. Diese sei als Denkanstoß gedacht, ohne „Anspruch auf Vollständigkeit“. Auer hofft, die beiden anderen Vereine der Marktgemeinde, den TSV Cadolzburg und den TSV Wachendorf, mit ins Boot holen zu können.

Als noch relativ junger Verein verzeichnet der HC zwar Mitgliederzuwächse, hat allerdings ein anderes Problem: Den Handballer fehlt eine eigene Halle. Sowohl beim Training als auch bei den Heimspielen sind sie nur in fremden Hallen unterwegs. Für Martin Auer stellt sich deshalb die Frage: „Geht das auf Dauer oder muss man den Spielbetrieb irgendwann sein lassen?“ Bei seiner Recherche nach Alternativen zu einer eigenen, zugegebenermaßen kaum zu finanzierenden Halle stieß Auer auf die Konzeption „Sportvereinszentrum“. In Baden-Württemberg hätten die Vereine damit gute Erfahrungen gemacht, weshalb sich Auer in Ulm und in Staig, einem in der Größe mit Cadolzburg vergleichbaren Ort, umgesehen hat.

Für Fitness und Events

Damit sei ein beachtlicher sechsstelliger Umsatz möglich, glaubt er. Neben einem Fitnessstudio, das Einnahmen bringe, könne so ein Zentrum auch für Firmenveranstaltungen interessant sein und so weitere Einnahmen erzeugen.

Mit den Vorständen des TSV Cadolzburg und TSV Wachendorf hat es nun Gesprächsrunden gegeben, zum Teil unter der Moderation von Bürgermeister Bernd Obst. Von einem Sportvereinszentrum könnten nicht nur die Clubs, „sondern die ganze Gemeinde profitieren“, meint Auer. Mit seiner Konzeptstudie verfolge der HC „keine Partikularinteressen“, betont er, „aber wir haben eine Diskussion in Gang gesetzt“.

Gerald Deindörfer, Vorsitzende des TSV Cadolzburg, sieht in dieser Initiative eine gute Gelegenheit, sich zusammenzusetzen und auszuloten, was die Vereine gemeinsam tun können. Was dabei am Ende herauskomme, sei natürlich nicht abzusehen: Fusionen, partielle Zusammenlegungen von Abteilungen oder ein gemeinsam betriebenes Sportvereinszentrum wie es beispielsweise im nahen Roßtal mit dem Projekt „Sportmeile“ entsteht. „Wir diskutieren darüber, wo wir etwas zusammenlegen können, um so Kapazitäten von Übungsleitern oder Infrastruktur frei zu bekommen“, sagt Deindörfer.

Er lobt, ebenso wie das Wachendorfer Vorstandsmitglied Angelika Ackermann, die konstruktive und aufgeschlossene Gesprächsatmosphäre bei den Treffen. „Wir sind bemüht, das gemeinsam anzupacken“, fasst Ackermann die Ergebnisse zusammen. Ein Sportvereinszentrum könne sich der TSV Wachendorf durchaus vorstellen, gleichzeitig stellt Angelika Ackermann klar, „dass noch ganz offen ist, wie und in welche Richtung sich eine Zusammenarbeit der Vereine bewegen wird“. Weitere Gesprächstermine sind für die Zeit nach den Sommerferien jedenfalls fest geplant.

Abzuwarten bleiben dabei die Resultate, die ein weiteres, vom Marktgemeinderat in Auftrag gegebenes, Konzept zeigt. Deindörfer, selbst Mitglied dieses Gremiums, erwartet eine ganzheitlichere Untersuchung, die neben den Interessen der Sportvereine auch die anderen Organisationen wie etwa der Volkshochschule in Betracht zieht. HC-Vorsitzender Martin Auer aber meint, diese neuerliche eher wissenschaftliche Studie habe ihre Berechtigung, „uns Vereine wirft sie in unseren Überlegungen aber wieder zurück.“

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