VfB Stuttgart entlässt Jens Keller

11.12.2010, 14:04 Uhr
VfB Stuttgart entlässt Jens Keller

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Einen Tag nach der 1:2-Niederlage bei Hannover 96 vermeldete zuerst die «Stuttgarter Zeitung» auf ihrer Internetseite, Bruno Labbadia solle bereits als Nachfolger von Jens Keller vorgestellt werden.

Der abstiegsbedrohte Fußball-Bundesligist und der zuletzt beim Hamburger SV tätige Coach hätten sich auf einen Vertrag bis zum Saisonende geeinigt, der sich im Fall des Klassenerhalts um ein Jahr verlängere.

Die Amtszeit von Jens Keller dauerte damit nur zwei Monate. Das für Samstag angesetzte Training wurde abgesagt. Die Pleite in Hannover war für den Tabellen-16. bereits das fünfte sieglose Spiel nacheinander. «Ich bin von der Mannschaft maßlos enttäuscht. Und ich habe keine Erklärung dafür», sagte Keller. Er hatte nicht erwartet, «dass es so einen Rückschlag nochmal gibt».

Der ehemalige Spieler und Jugendtrainer des Vereins war erst am 13. Oktober als Nachfolger des entlassenen Christian Gross vom Co- zum Chefcoach befördert worden. In den ersten Wochen hatte er auch Erfolg. Keller holte mit seiner Mannschaft sieben Punkte aus vier Spielen und führte sie vorzeitig in die K.o.-Runde der Europa League. Seitdem geht es mit dem VfB aber wieder steil bergab. In den vergangenen fünf Partien sammelte der VfB nur zwei magere Pünktchen. Spielerisch fiel den Schwaben dabei von Mal zu Mal weniger ein.

Das 1:2 war ein Sinnbild dafür, dass Keller das Glück und auch seine Linie verloren hat. In den ersten Spielen bestach er durch einige kluge Personal-Entscheidungen wie die Rückversetzung von Christian Träsch ins zentrale Mittelfeld oder die Umschulung Arthur Bokas zum offensiven Flügelflitzer. Am Freitag ging seine Planung aber zum wiederholten Mal schief. Den überraschend als Spielmacher aufgebotenen Ex-96er Elson nahm er zur Pause wieder vom Feld. Die taktische Umstellung auf ein 4-2-3-1-System brachte nichts ein.

«Es gibt viel zu tun, wir sind physisch nicht auf einem ausreichenden Niveau», sagte Kapitän Matthieu Delpierre. Das klang nicht nach einem Plädoyer für Keller. Der 40-Jährige hatte zu Beginn erfolgreich an Tugenden wie Kampfgeist und Zusammenhalt appelliert. Von einem spielerischen Konzept war zuletzt nichts zu sehen.

Sportdirektor Fredi Bobic wies die Verantwortung für die Krise am Freitag ausschließlich den Spielern zu. «Wenn man das sieht, müssen sie sich schon die Charakterfrage stellen. Die erste Halbzeit war nicht dem würdig, was den VfB ausmacht», sagte er.

Jetzt soll Labbadia kommen. Sein Ruf hat zwar durch dessen vorzeitige Abgänge in Hamburg und Leverkusen gelitten. Doch der Ex-Torjäger gilt als ehrgeizig, innovativ und auf Disziplin bedacht. Das könnte die richtige Mischung für ein Team sein, über das Vizekapitän Cacau sagt: «Die Einstellung bei uns muss sich ändern.»