Viele Gewinner beim Erlanger Schülertriathlon

22.7.2017, 07:00 Uhr
Viele Gewinner beim Erlanger Schülertriathlon

© Klaus-Dieter Schreiter

"10,9,8,7…": Der Countdown läuft. Dann stürzen die Mädchen sich unter dem Jubel der Zuschauer ins Wasser. Eltern zücken ihre Handys, um ihre Kinder zu filmen. "Da fiebert man total mit", sagt Hendrik Lachmann. Seine Tochter Sae ist gerade im Westbad in der Wettkampfklasse A an den Start gegangen. 50 Meter Schwimmen, zwei Kilometer Radfahren, 500 Meter Laufen. Sae, die die vierte Klasse der Montessorischule besucht, hat sich gut vorbereitet. "Sie wollte unbedingt trainieren, um einen guten Platz zu machen", sagt Hendrik Lachmann. Da ist er mit ihr vor ein paar Tagen schon mal ins Westbad gefahren. 1100 Meter ist Sae am Stück geschwommen.

Nicht alle gehen so ehrgeizig in den Wettkampf, aber alle sind mit Leidenschaft und Hingabe bei der Sache. 939 Teilnehmer sind es dieses Jahr. Ein neuer Teilnehmerrekord – und das, nachdem der Schülertriathlon ein Jahr lang aussetzen musste. Die Erlanger Kinder und ihre Eltern beweisen, dass Erlangen den Titel "Sportstadt" verdient hat.

Im Westbad, wo alle sich anmelden, herrscht reges Treiben. Neben den Teilnehmern, die im Lauf des Vormittags in insgesamt 16 Startgruppen hier antreten, sind zahlreiche Helfer – 50 Lehrer und 120 Schüler – mit von der Partie. Sie ermöglichen erst, dass alles so reibungslos ablaufen kann.

Nach der Wiedereröffnung des sanierten Westbads ist der Schülertriathlon nun also vitaler als je zuvor wieder an den Start gegangen. Was die Lehrer der Fachschaft Sport des Staatlichen Schulamtes Erlangen in Kooperation mit dem städtischen Sportamt und dem TV 1848 auf die Beine stellen, ist beachtlich. Viel Logistik ist mit im Spiel, damit das Ganze klappen kann. Dieses Jahr wurde das Engagement mit reichlich Sonnenschein belohnt.

Beste Stimmung also im Westbad, in dem es vor Menschen wimmelt – dies zaubert auch ein sonniges Lächeln auf das Gesicht von Matthias Thurek, dem Vorsitzenden des Erlanger Sportverbandes. "Der Schülertriathlon darf nie vom Veranstaltungskalender verschwinden", sagt er ganz entschieden. Nicht vergessen, aber diesmal kein Thema ist, dass genau diese Gefahr gedroht hat. Und in der Tat: Heute ist ein Tag für Hochgefühle, an dem man lieber in die Zukunft schaut. Derzeit gibt es Überlegungen, im nächsten Jahr den Triathlon des TV 1848 und den Schülertriathlon zu einem großen und langen Triathlon-Wochenende zusammenzuführen.

Doch zumindest beim Schülertriathlon, bei dem über 80 Prozent der Teilnehmer Grundschüler sind, soll es auch weiterhin weniger darum gehen, dass Höchstleistungen erbracht werden. Sondern vor allem darum, Kinder für den Breitensport zu gewinnen. Dass die Organisatoren diesmal anders als in den Vorjahren keine Siegerehrung bei den jüngeren Teilnehmern durchführen, löst trotzdem bei einigen Kindern und ihren Eltern Enttäuschung aus. Ein kleiner Trost vielleicht: "In der Grundschule sind alle Sieger, die ankommen", sagt Jari König, Lehrerin der Hedenus-Grundschule und als Helferin mit dabei. Medaillen bekommen also alle, und die Heinrich-Kirchner-Grundschule erhält einen Preis, weil sie im Verhältnis zu ihrer Größe prozentual die meisten Teilnehmer hat. Gestiftet hat diesen die Max-und-Justine-Elsner-Stiftung: 

1000 Euro für sportgebundene Aktivitäten an der Schule.

Wenn das mal kein Ansporn ist, nächstes Jahr wieder mitzumachen. "Mann, seid ihr gut", spornt Jürgen Müller, Lehrer der Wirtschaftsschule, die Schüler beim Zieleinlauf an. "Wunderbar", ruft er. "Weiter, immer weiter." Und: "Das ist die Faszination Triathlon." Die hat auch ihn selbst nicht mehr losgelassen. Es ist sein 29. Mal, dass er dabei ist. "Man muss reinschnuppern", sagt Jari König. "Dann kann man den Virus kriegen." Sie weiß, wovon sie redet. Vor vielen Jahren bekam ihre Tochter beim Schülertriathlon diesen Virus — und kam schließlich als Triathletin bis Hawai. Das könnte auch für Sae ein Trost sein. Wenn sie ab nächstem Schuljahr mit ihren Eltern in Japan, dem Heimatland ihrer Mutter, lebt, kann sie daran zurückdenken, dass sie zwar nicht auf einem Siegerpodest stand, aber dabei war. Und sie selbst wird wissen, dass sie alles gegeben hat.

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