Viele Kleinigkeiten und ein Leck: Juramare bleibt Baustelle

17.2.2018, 17:30 Uhr
Viele Kleinigkeiten und ein Leck: Juramare bleibt Baustelle

© Foto: Viola Bernlocher

Anfang April 2017 wurde mit der Sanierung begonnen, der anvisierte Fertigstellungstermin vor Weihnachten 2017 war daher sportlich, das gibt Roland Dücker, Geschäftsführer der Stadtwerke Gunzenhausen, offen zu. "Der Druck war gewünscht, sonst nehmen die Baufirmen das nicht wichtig", sagt er mit einem Augenzwinkern. Diese Rechnung ist nicht ganz aufgegangen. Die Sanierung verzögert sich abermals, auch der dann im Oktober verkündete neue Öffnungstermin im Februar wird nicht zu halten sein.

Die Ursache ist eine Mischung verschiedener Faktoren. Bei Baustellen der öffentlichen Hand muss jede handwerkliche Tätigkeit öffentlich ausgeschrieben werden. Das dauert, und hinzukam, dass Roland Dücker und sein Bäderleiter Martin Renk auf die Ausschreibungen teils nicht mal eine Antwort bekommen haben. Keine einzige Firma bewarb sich für die Arbeiten, sie mussten neu ausgeschrieben werden, bis ein Angebot einging. Das liegt an der derzeit boomenden Baubranche, weil die Firmen mit privaten Aufträgen, bei denen sie sich den langwierigen Bewerbungsprozess sparen können, gut ausgelastet sind.

Firmen kamen nicht

Die gute Konjunktur macht auch anderweitig Probleme, weil manche Firmen entweder nicht mit der vollen Mannschaft oder teilweise sogar gar nicht auftauchten. Der für die Arbeiten eingeplante Zeitrahmen konnte dann natürlich nicht gehalten werden, alles verschob sich, weil auch die Firmen, die auf die Vorarbeit anderer Handwerker angewiesen sind, nicht weitermachen konnten und dann später teils keine Zeit mehr hatten.

Dazu kommt natürlich, dass bei einem Umbau eines Bestandsgebäudes auch unvorhergesehene Probleme auftauchen können. "Bei einem Umbau im Bestand ist man nie vor Überraschungen gefeit", sagt Dücker. Wie etwa statische Schwierigkeiten, die erst behoben werden müssen. Zudem soll das Juramare vor allem in Sachen Brandschutz ertüchtigt und auf den aktuell geforderten Stand gebracht werden. Das macht Nachrüstungen nötig, und auch das kostet Zeit. Im Solebad, das eigentlich nicht umgebaut wird, deutet Renk etwa auf einen frei liegenden Stahlträger. "Hier haben wir die Deckenverkleidung abgenommen, weil wir die Lüftungstechnik erneuern. Dabei ist aufgefallen, dass der Stahlträger unter der Decke einfach blank da lag", erklärt Renk.

Das aber geht beim Brandschutz nach heutigen Standards nicht mehr durch. Der Träger braucht einen schützenden Anstrich, zumal in der salzhaltigen Luft des Solebades, und muss dann eingekoffert werden, sodass er der Hitze im Brandfall länger standhielte und die Last des Gebäudes länger trüge. Der Konjunktiv spielt beim Brandschutz eben eine große Rolle. Das ist nur eine von mehreren Überraschungen, die beim Umbau warteten und Zeit fraßen.

Etwa nebenan im Technikraum. Dort stand früher der Solebadfilter. Er soll jetzt ein Anmischbehälter für das Solewasser werden. Hier soll noch ein Frischwassertank aufgestellt werden. Der Kellerraum allerdings war statisch nicht mehr astrein. Die Stützwände waren bis auf die Armierung im Beton schadhaft und mussten komplett saniert werden. "Das war in Teilen klar, aber das ganze Ausmaß hat sich erst später gezeigt", erklärt Renk.

Leck nicht zu orten

Ein weiteres Sorgenkind war und ist das Dach. Das Juramare bekommt eine komplett neue Lüftungsanlage. Die moderne Technik ist aber mit einer Energierückgewinnung versehen und deshalb viel größer als die alte Anlage. Die neue Anlage soll deshalb auf dem Dach Platz finden. Zwei silbern glänzende Metallungetüme aus Rohren und Kästen, zwei Meter hoch und bestimmt acht Meter lang, stehen dort nun. Damit die schwere Technik nicht eine Etage tiefer im Schwimmbecken landet, wurde das Dach statisch verstärkt. Diese Arbeiten aber verzögerten sich und wurden durch den Winter dann jäh gestoppt. Jetzt, im Februar, verlegen die Handwerker mit zischenden Gasbrennern gerade wieder die Dachpappe auf der Betonwanne. Später soll wieder eine Schicht Kiesel drüber kommen, die anderswo noch liegen. Doch das Dach ist noch in anderer Hinsicht ein Sorgenkind.

Bei Arbeiten im vergangenen Jahr ist ein Leck entstanden und es tropft seit geraumer Weile ins Kinderbecken. Die Isolierung und die Deckenverkleidung, die eigentlich bleiben sollten, sind nun natürlich ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Viel schlimmer aber: Das Leck ist nicht zu orten. "Wir müssen den kompletten Kies vom Dach abräumen und alles neu machen. Wenn man drüber bleiben kann, ist das in zwei Wochen erledigt. Aber da ist momentan das Wetter noch ein Problem", erklärt Roland Dücker.

Kleinigkeiten sind Knackpunkt

Und so hakt es an vielen Kleinigkeiten und läuft eben nicht so rund, wie man das im Plan vorher erdacht hat.

Wenn alles fertig ist, dann sind rund 3,5 Millionen Euro verbaut. Das Solebad wird mit neuer Technik ausgestattet sein, sowohl was Filter angeht als auch die Solebereitung. Die Lüftungsanlage wird neu, besser und energiesparender sein und der Brandschutz auf dem aktuellen Stand. Ein neuer Lastenaufzug bringt die Chemikalien eine Etage tiefer in die Technikräume im Keller.

Die für die Stammgäste augenfälligsten Neuerungen aber finden im Sanitärbereich und bei den Umkleiden statt. "Wir haben uns hier auch an den Wünschen der Gäste orientiert", sagt Renk. Die Duschen wurden vergrößert und sind bereits neu gefliest und mit neuen Armaturen versehen. Zwei Duschen bieten eine Bank, was besonders für Senioren oder Eltern kleinerer Kinder praktisch sein dürfte. Dementsprechend gibt es auch Duschbrausen zum Abnehmen. Die Abtrockenbereiche, die es vorher gar nicht gab, kamen hinzu.

Bei den Umkleiden wurde ebenfalls vergrößert. Spinde, die zuvor allerhöchstens in Spitzenzeiten gebraucht wurden, gibt es jetzt nicht mehr. Stattdessen entstehen mit dem gewonnenen Platz drei Gemeinschaftsumkleiden, was eine Auflage ist, um einen Zuschuss im Rahmen der Schulsportförderung zu bekommen. Bei den Einzelumkleiden wird es auch drei größere geben, sodass Familien genügend Platz haben.

Mit Besucherzahlen zufrieden

Auch nach dem Badbesuch wird es komfortabler. Es gibt neben den üblichen Föhns zum Drunterstellen auch solche, die man in die Hand nehmen kann, was ebenfalls für Kinder gut ist. An einem Waschbecken kann man sich nach dem Styling Haargel und Haarspray von den Fingern waschen.

Trotz des Umbaus sind Bäderleiter Renk und Stadtwerke-Chef Dücker mit den Besucherzahlen des Saunadorfs im Jahr 2017 hochzufrieden. "Wir hatten mit rund 20 Prozent Einbußen gerechnet", erklärt Martin Renk, stattdessen war bei der Sauna nur ein leichtes Minus zu verzeichnen, was aber auch daran lag, dass zwei Wochen zusätzlich zu war, weil auch hier die Duschen saniert wurden. "Auf die Öffnungstage gerechnet können wir sogar ein leichtes Plus verzeichnen", sagt Renk.

Ins Bad freilich setzt derzeit kein Besucher einen Fuß. "Es bringt nichts, ein halbfertiges Bad aufzumachen", sagt Dücker. Wann wieder eröffnet werden kann, damit möchte er sich diesmal wirklich nicht aus dem Fenster lehnen. Aber eines, das kann er sicher sagen: "Wir machen früher auf als der BER."

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