Volle Kraft voraus für den Wöhrder See

24.6.2011, 18:48 Uhr
Volle Kraft voraus für den Wöhrder See

© Roland Fengler

Ab November wird nach Söders Plänen mit dem Bau des Boulevards begonnen, der auf Höhe des Sebastianspitals entstehen und die bisherige Engstelle durch einen großzügigen Holzsteg ersetzen soll. Bis dahin müsse man warten, weil Vögel im Uferbereich brüten. Im Anschluss stehen die Insel mit Riff und der Badestrand auf dem Programm. 2012 ist planmäßig der obere Wöhrder See an der Reihe. Er soll zur Ökozone mit Inselwelt und Fischweg werden.

Insgesamt zeigte sich der Umweltminister sehr zufrieden mit dem Verlauf seines Projekts: Über 60000 Zugriffe habe es auf die Internetseite www.wasserweltwoehrdersee.bayern. de gegeben, über 1000 Menschen hätten ihre Meinung geäußert. „Es gibt eine grundsätzliche Zustimmung dafür, dass etwas verbessert werden muss.“ Nun müsse man die Veränderungen mit Augenmaß vollziehen. „Viele Menschen haben Angst davor, dass wir hier eine Art Disneyland bauen wollen“, weiß Söder. Eine Lärmbelästigung der Anwohner solle unbedingt vermieden werden.

Das ist auch einer der Gründe dafür, dass die von vielen geforderte Surfwelle wohl nicht auf dem Wöhrder See entstehen wird. „Wir prüfen das, aber ich bin skeptisch, ob das der richtige Ort dafür ist“, so der Umweltminister. Man wolle den Wellenreitern aber eine Perspektive geben und suche deshalb nach einer Alternative. Hoch im Kurs steht derzeit der Bereich an der Theodor-Heuss-Brücke, weil er leicht erreichbar ist und es dort genügend Platz für die Welle gibt. „Es wäre auch im Sinne der Stadtentwicklung eine Aufwertung des Gebietes Pegnitz-West“, sagt Söder. Außerdem stünden dort Parkplätze in ausreichender Zahl für Surfer und Zuschauer zur Verfügung. Eine zweite Möglichkeit sei der Bereich der Rednitz am Großkraftwerk Franken in Gebersdorf. „Wir sind sehr optimistisch, dass es eine Surfwelle an anderer Stelle geben wird.“

Nach wie vor ist der Zeitplan des Ministers ambitioniert: In den nächsten zwei bis drei Jahren soll das Projekt zum Abschluss kommen. „Mein Dank gilt der Stadt Nürnberg, die sich sehr darum bemüht, auch das Areal rund um den Wöhrder See zu verbessern“, lobt Markus Söder. Die Bänke versprühten den Charme der 70er Jahre und sollten möglichst erneuert werden. Auch die Zusammenarbeit mit dem Umweltamt verlaufe optimal.

Extra für den Wöhrder See hat das Wasserwirtschaftsamt nun ein neues Mähboot angeschafft, mit dessen Hilfe die Mitarbeiter Wassergras und Algen zu Leibe rücken. Das zwölf Tonnen schwere und 16 Meter lange Boot hat einen Tiefgang von nur 48 Zentimetern – ideal für den stellenweise extrem flachen unteren Wöhrder See. Der ist zum Teil nur 30 Zentimeter tief. „An diesen Stellen muss das Boot sich den Weg freirüsseln“, erklärt Ulrich Fitzthum, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Nürnberg. Denn das Gefährt kann nicht nur Algen und Seegras häckseln, sondern verfügt auch über eine Schlammpumpe.

Das ist auch deshalb so wichtig, weil die Versandung eines der größten Probleme des Wöhrder Sees ist. Noch ist aber nicht klar, was mit dem abgesaugten Schlamm passieren soll. Zum Teil werde er wohl aufbereitet, um daraus Inseln und Sandbänke zu formen, so Fitzthum. Um mehr über die Beschaffenheit des Schlamms zu erfahren, werden kommende Woche am Nordufer Bodenproben genommen. Dafür verwenden die Mitarbeiter vom Wasserwirtschaftsamt eine kleine Raupe mit Bohrvorsatz.

Sieben bis siebeneinhalb Kubikmeter Gras und Algen fasst das Boot. Trotzdem würde es drei bis vier Wochen mit je acht Arbeitsstunden täglich dauern, bis der untere Wöhrder See komplett gemäht ist. Das Grünzeug wird über ein Förderband transportiert und landet im Inneren. Ist das Gefährt voll, fährt es an Land und lädt seinen Inhalt in Container ab. Noch wird geprüft, ob die Pflanzenreste sich auch für die Verwendung in einer Biogasanlage eignen oder „nur“ kompostiert werden.

Das 250000 Euro teure Mähboot wird nicht nur für den Wöhrder See eingesetzt, sondern per Schwertransport auch zu anderen fränkischen Seen transportiert, die es vom grünen Teppich befreien soll. Eine schnelle Reaktion auf Algenteppiche soll verhindern, dass es zu einer Geruchsbelästigung von Anwohnern und Erholungssuchenden kommt.

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