Wallensteins Visite auf dem Rummelsberg

21.6.2012, 14:40 Uhr
Wallensteins Visite auf dem Rummelsberg

© dpa

Der hohe Herr gab sich die Ehre. Herzog von Friedland und Sagan, Herzog zu Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Graf von Schwerin, Herr von Rostock, Herr von Stargard und als Generalissimus zweimal Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee: Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, besser bekannt unter dem Namen Wallenstein, stattete dem Dorf auf dem Rummelsberg bei Altdorf einen Besuch ab.

Der berühmte Feldherr war nicht allein gekommen. Genauer gesagt: Richard Winter, der bei den Wallenstein-Festspielen in Altdorf in Schillers Wallenstein-Trilogie die Hauptrolle spielen wird.

Ihn begleitete eine bunte Schar weiterer Laien-Schauspieler. In ihren Kostümen gaben sie einen Eindruck von der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, die in Altdorf vom 23. Juni bis 22. Juli in einer Fülle von Aktionen lebendig werden wird.

Wie Richard Winter Leitenden der Rummelsberger Diakonie erläuterte, wird das Volksschauspiel über Wallenstein – geschrieben von Franz Dittmar - schon seit fast 120 Jahren aufgeführt. In den 70er Jahren kam der Klassiker von Friedrich Schiller dazu. Einmalig dürfte sein, dass die gesamte Trilogie mit ihren ursprünglich zehn Stunden Text in Altdorf auf zweieinhalb Stunden gekürzt an einem Abend zu erleben ist.

Die historische Kulisse des Stücks bildet der historische Innenhof der ehemaligen Universität, dem heutigen Wichernhaus der Rummelsberger Dienste für Menschen mit Behinderung. „Wenn wir bei den Proben dauernd Sätze wiederholen, dann nervt das sicher nicht nur uns, sondern auch die Bewohner“, meinte Winter lächelnd. Den Rummelsbergern sagte er deshalb als Gastgeber der Theateraufführungen ein herzliches Dankeschön.

Dr. Günter Breitenbach, Vorstandsvorsitzender der Rummelsberger Anstalten der Inneren Mission und Rektor der Rummelsberger Diakonie und Diakoninnen, kennt die Wallensteinfestspiele seit vielen Jahren. Wie er den Gästen berichtete, hat die Rummelsberger Diakonie das historische Gebäude in Altdorf vor 90 Jahren übernommen.

Die Schauspielgruppe mit Hauptdarsteller Richard Winter (4. v. re.) und den Rummelsbergern Diakon, Martin Neukamm (Vorstand, rechts), Dr. Günter Breitenbach (Vorstandsvorsitzender, 2. v. re.) und Harald Frei (RDM-Geschäftsführer, li.).

Die Schauspielgruppe mit Hauptdarsteller Richard Winter (4. v. re.) und den Rummelsbergern Diakon, Martin Neukamm (Vorstand, rechts), Dr. Günter Breitenbach (Vorstandsvorsitzender, 2. v. re.) und Harald Frei (RDM-Geschäftsführer, li.). © Klaus Leder

Der heutige Leiter, Diakon Volker Deeg, denke aber – wie es die Rummelsberger an allen ihren Standorten versuchen – in die Stadt und die Region hinein. Eine lohnende Aufgabe: „Da gibt es viele schöne Synergieeffekte“, meinte Dr. Breitenbach. Der Vorstandsvorsitzende zeigte sich begeistert vom Einsatz der Altdorfer Bürgerinnen und Bürger für ihre Festspiele: „Das ist ein Engagement, das quer durch die Stadt geht. Unglaublich, wie es die Identität und das Miteinander in Altdorf trägt!“ Beglückwünschen könne man auch die Besucher und Besucherinnen, denen durch den enormen Zeitaufwand der Altdorfer Bürgerinnen und Bürger viel bei den Festspielen geboten ist.

Zum Nachdenken hatte den Theologen gebracht, warum das katholische Urgestein Wallenstein in einer evangelisch geprägten Stadt so eine große Rolle spielt. Es gehe nicht nur um ein schönes Buch, meint Dr. Breitenbach: „Es ist ein Spiel über die Entfeindung des Feindes.“

Der Feldherr komme als Feind, gehe aber in seiner Biografie zurück und erkenne die Leute um ihn herum. Als Botschaft vermittle deshalb das Stück, „es ist nicht aussichtslos, wenn sich Gegensätze auftun“. Es gehe darum, die Herzen der Menschen zu erreichen. „Auch wenn sich zunächst nicht viel verändert, können wir selbst in Zeiten von Krieg und Gewalt einiges beeinflussen.“

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